Internationaler Frauentag mit Kabarett

Internationaler Frauentag mit Kabarett

Amüsante „Femmage an Hedwig Dohm“ im Kreishaus Winsen

Dass ernsthafte Frauenthemen und Humor ganz wunderbar zusammenpassen, zeigte sich auf der Feier zum Internationalen Frauentag 2018, zu dem Andrea Schrag, Gleichstellungsbeauftrage des Landkreises Harburg, einlud. Der Sitzungssaal im
Kreishaus in Winsen war mit knapp 100 Besuchern fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Thema des Abends lautete „100 Jahre Frauenwahlrecht“ und zog sich wie ein roter Faden durch das kurzweilige Programm. „Das Frauenwahlrecht war Meilenstein für die Frauenbewegung, die Demokratie und die Gleichberechtigung, die heute zumindest in weiten Teilen selbstverständlich ist“, formulierte es Rainer Rempe, Landrat im Landkreis Harburg, in seiner Ansprache. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Leben und Wirken von Hedwig Dohm (1831 – 1919). Die autodidaktische Autorin forderte bereits 1873 das Wahlrecht für Frauen und setzte sich in ihrem umfangreichen Gesamtwerk – Romane, Novellen, Feuilletons, Essays und Theaterstücke – für die politische, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein: Dass ihre brillanten Texte noch heute nichts von ihrer Frische und Aktualität verloren haben, bewies das Dohm-Trio mit seinem Programm „100 Jahre Frauenwahlrecht – Femmage an Hedwig Dohm“. Mit ihrer Darbietung, einer spannenden Mischung aus Lesung, Vortrag und feministischem Kabarett, machten die Historikerin Nikola Müller und die Germanistin Dr. Isabel Rohner zusammen mit dem Schauspieler Gerd Buurmann den Witz und Geist von Hedwig Dohm erlebbar.
Mit Zeitgenossen von Friedrich Nietzsche bis Georg Groddeck, ein Sozialreformer und Arzt, der seine Patienten gerne mit der „Überfall-Marter“ malträtierte, eine Kur für chronisch Verstopfte, lieferte sich die Pionierin der deutschen Frauenbewegung scharfzüngige Wortgefechte. „Die Frau habe nur eine einzige Pflicht: Mutter zu sein, alles Weitere ist entartet“, deklamierte Gerd Buurman in seiner Rolle als Groddeck. Den Philosophen Nietzsche zitierte er mit den Worten „Der Mann macht sich ein Bild vom Weib, und das hat sich danach zu bilden.“ Ein Herr aus dem Publikum schüttelt entsetzt den Kopf und raunt: „Ich wusste gar nicht, was für ein Unsinn damals als hochgeistige Literatur galt.“ Die „Femmage an Hedwig Dohm“ bot jede Menge Gesprächsstoff. Nach der Aufführung diskutierten die Besucherinnen und Besucher bei Sekt und Häppchen lebhaft über das Gesehene. Im Landkreis Harburg habe sich mit dem Programm „Vereinbarkeit Familie und Beruf“ in den vergangenen Jahren bereits einiges getan, berichtete Rainer Rempe. „Es bleibt aber noch viel zu tun und wir müssen auf unserem eingeschlagenen Weg bleiben“, so der Landrat weiter.
Auch Gleichstellungsbeauftragte Andrea Schrag äußerte sich am Ende des kurzweiligen Abends optimistisch: „Gespräche auf Augenhöhe und gegenseitiger Respekt werden uns auch künftig helfen, notwendige Reformen im Landkreis gemeinsam zu realisieren.“