Unsicherer Fahrradweg trotz Bedenken freigegeben

Der neue Fahrradweg an der Auffahrt B75 in der Kornweide: Der Bürgerverein kritisiert dass die Radverkehrsführung nicht sicher ist für die Nutzerinnen und Nutzer. Foto: au

Unsicherer Fahrradweg trotz Bedenken freigegeben.

Bürgerverein Wilhelmsburg kritisiert Radverkehrsführung.

In leuchtendem Rot präsentiert sich der neue Fahrradweg an der Auffahrt Ost der B75 in der Kornweide. Doch so schön neu sich der Fahrradweg auch zeigt, für den Bürgerverein Wilhelmsburg ist dieser nicht sicher gebaut worden. In seiner Sitzung im September vergangenen Jahres hat sich der Verein intensiv mit dem Radweg beschäftigt. So sei die Gefahr von den Rechtsabbiegern, die auf die Wilhelmsburger Reichsstraße Richtung Zentrum fahren wollen und aus dem Westen kommen, sehr groß. Fahrradfahrer, die den Radweg nutzen, befinden sich direkt neben der PKW- und LKW-Fahrspur und können leicht übersehen werden.
Herlind Gundelach, Vorsitzende des Bürgervereins, hat in einem Schreiben Mitte September an Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) auf das Problem aufmerksam gemacht und auch gleich Verbesserungsvorschläge unterbreitet. „Sinnvoll aus unserer Sicht zur Beseitigung dieser Gefahrenstelle wäre es, den Bürgersteig auf der Kornweide, der an dieser Stelle überbreit ist, zu verschmälern, für die Querung der Auffahrt durch den Radverkehr den Fußgängerüberweg mitzunutzen und damit die Fahrradspur in Richtung Bürgersteig zu verschwenken. Dies würde es außerdem ermöglichen, die Fahrspur auf der Kornweide in der Kurve zu verbreitern und damit den linksabbiegenden LKW mehr Platz zu verschaffen, deren Schleppkurve hier ohnehin sehr eng gebaut wurde und wo im Einzelfall auch durchaus Radfahrer auf dem danebenliegenden Radweg gefährdet werden könnten“.
Dass es sich bei dem Fahrradweg um „eine nicht verkehrssichere Situation“ handele, bestätigte Senator Anjes Tjarks in einem Antwortschreiben aus Oktober 2020. Weiterhin heißt es da: „Uns ist die Situation vor Ort bekannt. Die Verkehrsdirektion hat Bedenken bezüglich der Verkehrssicherheit der Radverkehrsführung im Bereich des freien Rechtsabbiegers geäußert und sieht zurzeit keine Möglichkeit zur Verkehrsfreigabe dieser Radverkehrsführung.“ Außerdem habe es zwischen den einzelnen beteiligten Behörden bereits Gespräche gegeben, um eine Lösung herbeizuführen. Zudem versicherte Tjarks, dass „zwischen allen Beteiligten die Herstellung einer verkehrssicheren Radverkehrsfürung als notwendig erachtet wird!“
Doch nun das: Mittlerweile wurde der Radweg freigegeben, die rot-weißen „Betonschweine“, die bis dato als Sperre eingesetzt wurden, sind verschwunden. An der Verkehrsführung hat sich jedoch nichts geändert. Eine Tatsache, die bei Herlind Gundelach und dem Bürgerverein Wilhelmsburg zu viel Unmut führt und sie zu einem weiteren Schreiben an den Senator veranlasste. „Mit Freude haben wir Ihre Antwort vom 22.10.2020 auf mein Schreiben bezüglich des Fahrradwegs an der Kornweide zur Kenntnis genommen und warteten gespannt auf die Ergebnisse. Umso enttäuschter, um nicht zu sagen bestürzter war ich, als ich vor wenigen Tagen noch einmal vor Ort war und zur Kenntnis nehmen musste, dass der Fahrradweg offensichtlich inzwischen freigegeben wurde, obwohl sich an der Wegeführung nichts geändert hat und auch keine veränderte Beschilderung vorgenommen wurde. Daraus kann ich nur schlussfolgern, dass Sie entgegen Ihrem Schreiben vom 22.10. nicht mehr an einer „baldigen verkehrssicheren Lösung“ interessiert sind.“
Aus der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) ist von der Notwendigkeit einer verkehrssicheren Radverkehrsführung indes nichts mehr zu hören. „Die Baumaßnahme ist ein Teilprojekt der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße. Die Herstellung des Radwegs im Verlauf der Kornweide wurde am 19. Dezember erfolgreich gemäß der freigegebenen Planung abgeschlossen und für den Radverkehr freigegeben“, heißt es dazu kurz und knapp aus der Pressestelle der BVM. Auch von dem offensichtlichen Gefahrenpotenzial, das Verkehrssenator Anjes Tjarks noch im Oktober 2020 bestätigt hat, ist nichts mehr zu lesen. So wurden „die Planung auf Grundlage der gültigen Normen und Regelwerke erstellt und mit allen Beteiligten intensiv abgestimmt und ist als verkehrssicher anzusehen. Die Ausführung entspricht dem derzeit gültigen Regelwerk. Die Verkehrsführung stellt eine alltägliche Verkehrssituation dar, bei der die Teilnahme am Straßenverkehr die Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer erfordert. Ein erhöhtes Unfallrisiko kann nur durch bewusst verkehrswidriges Verhalten einzelner Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer auftreten.“ Auch seien keine Änderungen geplant, die „verkehrliche Situation bleibt nach Verkehrsfreigabe in regulärer Beobachtung der örtlichen Straßenverkehrsbehörde“, so die Pressestelle.