Die vergessenen Brücken von Kirchdorf-Süd.
Sanierung lässt weiter auf sich warten.
Es sind faszinierende Bilder, die man im Internet unter dem Stichwort „Aufgegebene Orte“ findet: Autos, aus denen Bäume wachsen, von Ranken überwucherte Schiffe, ganze Dörfer, die sich die Natur zurückgeholt hat. Zu so einem Ort entwickelt sich auch gerade die Fußgängerbrücke am Erlerring 8 in Kirchdorf-Süd. Seit mehr als sechs Jahren schon ist die über die Wetter führende Brücke gesperrt, ein Bauzaun auf beiden Seiten der Brücke verhindert die Nutzung. Seitdem darf die Natur hier schalten und walten, wie sie möchte.
Blöd nur, dass das so gar nicht vorgesehen ist. Gesperrt wurde die Fußgängerbrücke, die zu einem Teil aus Beton und zu einem Teil aus Holzplanken besteht, weil einige Planken so marode waren, dass akute Einbruchgefahr bestand. Passiert ist seitdem nichts. Trotz diverser beschlossener Anträge im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel und in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte auf beharrlicher Initiative von Kesbana Klein, SPD-Bezirkspolitikerin aus Kirchdorf-Süd, die Brücke schnellstmöglich zu sanieren, rottet sie gemütlich vor sich hin. Ein paar hundert Meter weiter, in der Nähe vom Penny-Markt, ein ähnliches Bild. Auch hier ist eine Fußgängerbrücke mit einem Bauzaun gesperrt, von Sanierung ist nichts zu sehen.
Auch wenn die Brücken nicht dringend notwendig sind, um die Wettern zu queren, schön anzuschauen ist das jedenfalls nicht. „Das prägt in der sonst gepflegten Umgebung einen Eindruck der Verwahrlosung“, heißt es in einem Antrag an die Verwaltung aus Oktober 2016. Auf diesen Antrag reagierte das zuständige Fachamt Management des öffentlichen Raumes, bedauerte die Verzögerung, um anschließend festzustellen: „Da sich bei der Recherche herausgestellt hat, dass sich sämtliche Brücken im Eigentum der SAGA befinden, muss der Beschluss über die Bezirksversammlung dorthin geleitet werde“. Allerdings – die SAGA wusste nichts von ihrem Glück und ließ – nach einen erneuten Antrag im Jahr 2018 – verlautbaren: „Die Brücken befinden sich nicht auf Grundstücken der SAGA, auch liegen hier keine Unterlagen oder Erkenntnisse dahingehend vor, dass die SAGA die Brücken tatsächlich errichtet hat. Auch der Hinweis des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, die SAGA sei in der Vergangenheit als Eigentümer der Fußgängerbrücken aufgetreten, kann nicht nachvollzogen werden.“ Dennoch habe man sich mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte getroffen, „ein konkretes Ergebnis, wer der Eigentümer und somit unterhaltungspflichtig ist, konnte trotz aller Bemühungen nicht erzielt werden. Allerdings wurde konstruktiv und ergebnisoffen über die zukünftige Zuständigkeit diskutiert. Hierzu bedarf es jedoch noch weiterer Gespräche zwischen der SAGA und dem BA Hamburg-Mitte.“
Augenscheinlich laufen diese Gespräche nach zwei Jahren immer noch, denn bis zum heutigen Tag ist keine Entscheidung getroffen worden, wie auch Kesbana Klein bestätigt. „Ich habe diesbezüglich nichts Neues gehört“.
So langsam schwindet die Hoffnung, dass es zu einer Lösung kommen wird. Selbst ein Vor-Ort-Besuch von Bezirksamtsleiter Falko Droßmann im April letzten Jahres hat nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Er hat gesagt, er kümmert sich“, erinnert sich eine Anwohnerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Rund 40 Anwohnerinnen und Anwohner hatten damals auf die Situation aufmerksam gemacht mit Liedzeilen wie „Äber diese Brücken woll‘n wir geh‘n, doch wir müssen vor ‘nem Bauzaun steh‘n“. Genutzt hat es trotz der kreativen Idee aber auch nicht. Eine Stellungnahme des Bezirksamts Hamburg-Mitte lag bis Redaktionsschluss nicht vor.
