„Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“.
Wanderausstellung vom 10.-30. November in Neu Wulmstorf.
Zwischen 1950 und heute wanderten mehr als viereinhalb Millionen Menschen mit dem Aussiedler- bzw. Spätaussiedlerstatus nach Deutschland, der Heimat ihrer Vorfahren, ein. Seit 1990 kommen sie überwiegend aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion, im Zeitraum 1992 bis 2016 stammten 95,8 Prozent der 1,9 Millionen (Spät-)Aussiedler von dort – die meisten aus Kasachstan (935.000), Russland (712.000), Kirgisistan (74.000), der Ukraine (44.000) sowie aus Usbekistan (27.000). (Datenquelle: Bundesverwaltungsamt: www.bva.bund.de; Statistisches Bundesamt: Mikrozensus – Bevölkerung mit Migrationshintergrund).
Alexander Weiz ist einer von ihnen. Er wurde 1976 im sibirischen Omsk geboren, kam 1995 nach Deutschland und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern seit zwölf Jahren im Wohngebiet Apfelgarten in Neu Wulmstorf. Der Luft- und Raumfahrtingenieur arbeitet bei Airbus in Finkenwerder und fühlt sich voll integriert. Das brachte ihn im Januar dieses Jahres auf die Idee, die Wanderausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ nach Neu Wulmstorf zu holen, und er stieß damit bei der Gemeindeverwaltung auf offene Ohren, zumal sich bei Gemeindearchivarin Claudia Glume fast zeitgleich der Deutsch- und Geschichtslehrer Frank Schmekel vom Gymnasium Neu Wulmstorf gemeldet hatte, der mit seinem Leistungskurs Geschichte über dieses Thema arbeiten wollte, insbesondere über die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Bessarabien nach Neu Wulmstorf eingewanderten Menschen.
Um das vielschichtige Thema noch umfangreicher zu präsentieren, schlossen sich Gemeindearchivarin Glume und Karin Schröder, Kultur- und Vereinsbeauftragte der Gemeinde, mit den in Neu Wulmstorf wohnenden Spätaussiedlern Alexander Weiz, Rudolf Bender und Sophie Wagner sowie mit dem Ehepaar Ute und Holger Dreier vom Bessarabiendeutschen-Verein als Organisationsteam zusammen. Insofern wird es nicht nur die Wanderausstellung geben, sondern auch eine informative und unterhaltsame Eröffnungsveranstaltung am 10. November und eine Lesung mit Liedbeiträgen am 11. November.
Die Ausstellung selbst informiert (vom 10. bis zum 30. November) auf 20 Stellwänden über die deutschen Spätaussiedler aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und ihre Geschichte. Sie wurde von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland konzipiert und mit Mitteln des Bundesministeriums des Inneren und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge realisiert. Leiter des Projektes seit 1995 ist Jakob Fischer, der 1955 in Tobolino/Kasachstan geboren wurde und 1991 als Spätaussiedler nach Deutschland ausreiste. Er steht auch dem Neu Wulmstorfer Organisationsteam beratend zur Seite. Bei der Ausstellungseröffnung am 10. November um 16 Uhr (Einlass ab 15 Uhr) im Ratssaal werden auf einer Großleinwand Kurzfilme über die Geschichte und Integration der Deutschen aus Russland zu sehen sein und Projektleiter Jakob Fischer informiert mit interessanten Dokumentationen – vom glücklichen Ankommen, von neuen Wurzeln, neuer Heimat und verständnisvollem Miteinander. Zudem stellen Schüler des Gymnasiums Neu Wulmstorf ihre Arbeiten über die Geschichte und (Lebens)-Geschichten der Bessaraber vor, die in Neu Wulmstorf heimisch geworden sind. Grußworte, u.a. von Bürgermeister Wolf Rosenzweig, sowie unterhaltsame musikalische Beiträge und Tanzvorführungen ergänzen das Programm.
Am 11. November um 16 Uhr (Einlass ab 15.30 Uhr) widmet sich eine Lesung mit passendem musikalischen Rahmen dem berührenden biografischen Roman „Schön ist die Jugend bei frohen Zeiten“ von Ida Bender (geb. 1922 im wolgadeutschen Dorf Rothammel, gest. 2012 in Hamburg). Die Autorin beschreibt darin am Beispiel ihrer eigenen Familie die Geschichte der Russlanddeutschen von den ersten deutschen Kolonisten an der unteren Wolga im 18. Jahrhundert bis zur Rückkehr nach Deutschland 1991.
