„Man muss sich am Fortschritt orientieren!“ Bürger fordern Verlegung von Glasfaserleitungen

mk -Daumen nach unten: Die Anwohner Hedwig Lyko-Wiese Britta Schmidt und Sven Wolkenhauer (v.l.n.r.) kritisieren die Weigerung der Telekommunitationsunternehmen neue Glasfaserkabel zu verlegen.

„Man muss sich am Fortschritt orientieren!“.

Bürger fordern Verlegung von Glasfaserleitungen.

Bahnt sich eine neue Posse um die Modernisierung des Ehestorfer Heuweges an? Nach der mangelhaften Info-Politik der Behörden über die Vollsperrung des Ehestorfer Heuweges bis Ende Dezember 2018 und dann nochmals von März bis Ende Dezember 2019 stehen nun die zuständigen Telekommunikationsunternehmen in der Kritik. Laut Aussage von Anwohnern lehnen Telekom und Kabel Deutschland einen Austausch der Kupferkabel durch moderne Glasfaserkabel ab. Der Wohn-Standort Ehestorfer Heuweg ließe eigentlich nichts zu wünschen übrig – außer den total veralteten Leitungen für die Datenübertragung. Highspeed-Surfen im Internet, E-Mails verschicken, Telefonate führen und Fernsehprogramme schauen gleiche einer Lotterie. Grund für diesen Missstand seien die rückständigen Kupferkabel, die den erheblich gestiegenen Anforderungen moderner Datenübertragung nicht gewachsen seien, moniert Sven Wolkenhauer. Der Anwohner aus dem Schanzengrund steht mit Hedwig Lyko-Wiese und Britta Schmidt vor einem ausgehobenen Schacht mit zusammengebundenen Leitungen. Die Bürger stehen stellvertretend für viele weitere Anwohner, Freiberufler und ansässige Firmen aus der Umgebung. Wegen des Fehlens von Glasfaserleitungen sahen und sehen sich einige von ihnen in ihrer beruflichen Existenz gefährdet. Lyko-Wiese berichtet: Als Geschäftsführerin einer Agentur sei sie auf den reibungslosen Kontakt mit ihren Kunden angewiesen. Störungen bei E-Mails und Telefonaten oder sogar der komplette Ausfall des Netzes sowie Aussetzer beim Mobilfunk seien absolut geschäftsschädigend, beschwert sich Lyko-Wiese.
Auch Schmidt, die für die AOK tätig ist, berichtet von solchen Erfahrungen. Man sei vollkommen abgeschnitten. Man wohne sehr hübsch am Rande einer Großstadt, wofür man aber auch hohe Grundstückspreise bezahlt habe. Aber trotzdem sei man in einem wichtigen Bereich des modernen Zeitalters vollkommen unterversorgt. In ihrem Fall sei es neben der gewerblichen Beeinträchtigung auch ein familiäres Problem. Wenn Eltern und Kinder gleichzeitig Fernsehen schauen, im Internet surfen oder E-Mails schreiben wollen, ginge es wegen der leistungsschwachen Leitungen nicht, beschreibt Schmidt die Problematik. Lyko-Wiese ergänzt: „Man muss sich am Fortschritt orientieren!“, womit sie zum eigentlich „Skandal“ kommt. Was alle Betroffenen in der Gegend nicht verstehen, sei die Weigerung der vor Ort zuständigen Telelommunikationsunternehmen Telekom und Kabel Deutschland, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen, im Zuge der Erneuerung des Ehestorfer Heuweges auf Glasfaserkabel umzustellen. Die Bürger hatten bei der Telekom und Kabel Deutschland angefragt – Antwort: Es würden nur neue Kupferkabel verlegt werden. Daraufhin habe eine Gewerbetreibende aus Hausbruch an den Chief Digital Officer (CDO), Christian Pfromm, in dessen Zuständigkeitsbereich auch die Förderung der Modernisierung der Leitungen gehört, geschrieben. Sie schilderte die Probleme mit den Kupferkabeln, die umfangreiche Neugestaltung des Ehestorfer Heuweges, aber auch die Chance, bei dieser Gelegenheit neue Glasfaserkabel zu verlegen. Nicht Pfromm, sondern ein untergeordneter Beamter namens Felix Schreiter, habe geantwortet. Er betonte in dem Schreiben (liegt dem RUF vor), dass die Telekom und Kabel Deutschland lediglich kurze Strecken umverlegen, damit die Straßenbaumaßnahmen nicht weiter behindert werden. Es handele sich nicht um eine Aufrüstung hin zur Glasfasertechnologie. Dies hätte auf den kurzen Teilstücken sowieso keinen Nutzen, da sie nicht in das bestehende Netz integriert werden könnten. Für Netzwerkaufrüstungen seien die im Wettbewerb stehenden Telekommunikationsunternehmen zuständig, sie würden entscheiden, ob sich die entsprechenden Investitionen wirtschaftlich rentieren. Nur dort, wo die Versorgung bei konstant unter 30 MBit/s liege, dürften staatliche Fördergelder eingesetzt werden. Die Wohngegend am Ehestorfer Heuweg sei aber gut mit dem Kabelnetz von Kabel Deutschland ausgebaut. Damit sei die Voraussetzung für hohe Bandbreiten anschlusstechnisch gesehen vorhanden, führte Schreiter aus.
Die aufgebrachten Anwohner schütteln nur mit dem Kopf und sind fassungslos. „Es mag sein, dass wir noch nicht so unterversorgt sind, dass staatliche Fördergelder in Anspruch genommen werden können. Was man aber von den zuständigen Stellen vermisse, sei die Kooperation von Politik, Verwaltung und den Anbietern. Wieso wird nicht auf den Busch geklopft im Sinne von wir machen euch die Straße auf, nutzt das, legt die Haupttrasse schon mal mit rein?, fragen sich die Bürger genervt.