„Scham in schamlosen Zeiten“

„Scham in schamlosen Zeiten“.

Veranstaltung der Michaelis-Gemeinde am 17. September.

Im Rahmen der Reihe „Marktplatz Michaelis“ lädt die Ev.-Luth. Michaelis-Gemeinde zu einer Veranstaltung am 17. September um 19 Uhr im Gemeindehaus, Cuxhavener Straße 323, unter dem Titel: „Scham in schamlosen Zeiten – Geschichten der Bibel und wir heute“ ein.
„Seit seinem Amtsantritt hat der derzeitige amerikanische Präsident nahezu täglich Anlass dafür gegeben, dass man sich als überzeugter Demokrat und hinreichend kultivierter Zeitgenosse fremdschämt. Dies ist jedoch offenbar nicht so bei denen, die ihn gewählt haben. Sie stehen zu ihm, und man hat den Eindruck, dass dies letztlich unabhängig von moralisch angemessenem Verhalten und der Einhaltung gesellschaftlicher und politischer Konventionen ist. Der indischstämmige britische Nobelpreisträger für Literatur, Sir Vidiadhar Surajprasad Naipul, starb kürzlich im Alter von 85 Jahren in England. Scharfe Kritik hat ihm eingebracht, dass er öffentlich zugab, zu Prostituierten gegangen zu sein. Ebenso scharfe Kritik brachte ihm ein, dass er meinte, Frauen seien weniger fähig, gute Literatur zu schreiben als Männer, weil sie zu sentimental seien. In einem Interview äußerte er, das er sich für das Gefühl der Heimatlosigkeit am meisten schäme. In allen Kulturen spielt Scham eine große Rolle, aber in jeder Kultur muss man sich für etwas anderes schämen. Über Scham spricht man nicht. Aber in der Bibel schon!“, heißt es in einer Pressemitteilung der Michaelis-Gemeinde.
Die Veranstaltung lade zu einem Gang durch die Kulturgeschichte der Scham ein. Auch unter psychoanalytischem und soziologischem Blickwinkel wird die zerstörerische Macht der Scham beleuchtet. Vor allem aber gehe es um die Betrachtung verschiedener biblischer Geschichten unter dem Aspekt der Scham. „Ist unsere Kirche gegründet auf schamlose Betrüger wie Jakob, auf angstbesetzte Lügner wie Petrus und spätberufene Gestalten mit einschlägiger Vorgeschichte wie Paulus? Und Jesus selbst? Er war offenbar nicht sonderlich beeindruckt von Scham und Schamlosigkeit. Am Ende steht die Frage: Ist Scham unvermeidlich, selbstzerstörerisch – oder notwendig?, so die Michaelis-Gemeinde. Den einführenden Vortrag hält Kurt Jürgen Schmidt aus Hannover. Er ist Theologe und Pastoralpsychologe. Als Pastor im Ruhestand, Seelsorger und Weiterbildner für Psychodrama ist er vertraut mit dem Thema Scham. Mit seinem Vortrag möchte er anregen zu einem anschließenden Gespräch mit den Anwesenden.