Auf Arp Schnitgers Spuren

Auf Arp Schnitgers Spuren.

Präses der Landessynode Dr. Andreas Tietz informierte sich.

Die Kirchengemeinde St. Pankratius im Alten Land steht stellvertretend für eine bis in die Gegenwart lebendige kirchenmusikalische Kultur. Der international bekannte Orgelbauer Arp Schnitger liegt hier begraben. St. Pankratius beherbergt eine seiner bedeutendsten Orgeln, die 2017 umfassend saniert wurde. Ihr besonderer Klang lässt jährlich aus aller Welt renommierte Orgelmusiker, Fachleute und Liebhaber des besonderen Klangs nach Neuenfelde reisen. Am 14. August begrüßte Organist Hilger Kespohl in St. Pankratius Dr. Andreas Tietze, Präses der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Tietze erhielt einen detaillierten Einblick in die umfangreiche Restaurierung der Schnitger-Orgel, von der Funktion der Blasebälge, der Besonderheiten der Register und des Spieltischs bis zur Frage der optimalen Raumtemperatur- und feuchtigkeit, die für den Erhalt eines so kostbaren historischen Instruments notwendig sind.
Anlass für den Besuch war die diesjährige Sommertour des Nordkirchen-Repräsentanten zum Thema „Zukunft der Kirchenmusik in der Nordkirche“. Fünf Tage lang informierte sich Tietze bei unterschiedlichen Begegnungen zwischen Itzehoe und Gartz an der Oder in den Themenbereichen Orgelmusik, Nachwuchsgewinnung und -förderung, Orgelsanierungen und Kinder- und Jugendarbeit im urbanen und ländlichen Raum. Es ist seine dritte Sommertour. In den beiden Vorjahren lauteten die Themen Flüchtlingsarbeit und Jugend.
Das Sommertour-Thema 2018 entstand nach der Preisverleihung des Nordkirchen-Initiativpreises „Der Nordstern“, der im Frühjahr an engagierte Projekte im Bereich der Kirchenmusik vergeben wurde. Andreas Tietze freute sich über die gewonnenen Eindrücke: „Kirchenmusikalische Arbeit vor Ort kennenzulernen ist eine Möglichkeit, diesen zentralen Bereich kirchlicher Kultur und kirchengemeindlichen Lebens wahrzunehmen und so den Einsatz vieler haupt- und ehrenamtlich engagierter Menschen in der Nordkirche wertzuschätzen. Für Neuenfelde ist es eine besondere Orgel an einem besonderen Ort.“
Die Konzerte in Neuenfelde sind mittlerweile zu einem festen Termin im musiktouristischen Bereich geworden, zu denen in der Regel mehr als 100 Zuhörer nach St. Pankratius kommen. Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf betont: „Die Kirchenmusik in St. Pankratius profitiert von dem hohen Niveau der Kirchenmusiker, die in dieser Kirche gewirkt haben und wirken.“
Allerdings, so ein Ergebnis des Gesprächs, braucht ein solches Unternehmen eine solide Finanzierung. Glücklicherweise seien viele Menschen bereit, für ein Projekt wie die Restaurierung der Orgel beachtliche Summen zu spenden, wie Claus-Carsten Quast, Mitglied des Kirchengemeinderat Neuenfelde, über das große Engagement der Neuenfelder berichtete.
Anders sieht es bei der Finanzierung des laufenden Betriebes aus. Die halbe Stelle von Kantor Hilger Kespohl ist finanziell gesichert, bei zusätzlichen Mitteln für den Etat Kirchenmusik ist das schwieriger. Unterstützung erhält die Kirchengemeinde durch die Arp-Schnitger-Gesellschaft Neuenfelde unter dem neu gewählten Vorsitzenden Prof. Dr. Jobst B. Mielck. Die Gesellschaft fördert den laufenden Unterhalt der Neuenfelder Orgel und die Neuenfelder Orgelmusiken.
Insgesamt sind noch 30 von ursprünglich etwa 170 neu gebauten oder umgebauten Orgeln aus der Werkstatt Schnitgers erhalten, vorwiegend in Norddeutschland und in den Niederlanden. Aber auch bis Portugal hat der geschäftstüchtige Schnitger seine Kunstwerke geliefert. Eine Orgel fand ihren Weg im 18. Jahrhundert von Portugal per Schiff in die Kathedrale von Mariana in der brasilianischen Provinz Minas Gerais und kann heute, nach aufwändigen Restaurierungen, wieder bewundert werden.
2019 wird am 28. Juli des 300. Todestage des „Orgelmachers“, wie auf Schnitgers Grabstein in St. Pankratius zu lesen ist, gedacht. Eine aktuelle Broschüre und CDs mit der Neuenfelder Orgel sind in Arbeit, außerdem sind besondere Konzerte in der Heimatkirche Arp Schnitgers geplant. Darüber hinaus ist das Jubiläum Anlass für das Festival „Orgelstadt Hamburg – Hamburg zieht alle Register“ (www.orgelstadt-hamburg.de) mit zahlreichen Veranstaltungen rund um das Thema Orgel.