„Wir konzentrieren uns auf positive Aspekte!“

„Wir konzentrieren uns auf positive Aspekte!“

IBA Hamburg einigt sich mit Kleingartenvereinen

Bis zu 5200 Wohnungen sollen in naher Zukunft in der Wilhelmsburger Mitte gebaut werden. Die Planungen für das Rathausviertel, dem Elbinselquartier und dem Spreehafenviertel sind in vollem Gange. Nach Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße Ende 2019 soll vom Bürgerhaus Wilhelmsburg bis hoch an den Spreehafen eine neue urbane Achse entstehen. Dafür müssen allerdings die Kleingartenvereine im Zentrum der Elbinsel Teile ihrer gepachteten Flächen freigeben. Nach intensiven Gesprächen zwischen der IBA Hamburg, die die Projekte entwickelt, und den Kleingärtnern hat man nun eine für alle verträgliche Lösung gefunden. Die Kleingärtner erhalten im Gegenzug eine Grundsanierung ihrer Anlagen und einen neuen Kleingartenpark.
Die Kleingartenvereine Unsere Scholle e.V. und Sommerfreude e.V. liegen inmitten des zukünftigen Elbinselquartiers. Im östlichen Bereich des Unsere Scholle e.V. sollen in einigen Jahren Fahrradfahrer fahren und moderne Stadthäuser stehen. Auf Teilflächen des Sommerfreude e.V. sind moderne Mehrfamilienhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen geplant. Zudem soll von hier zukünftig eine neue Fußgängerbrücke über den Aßmannkanal führen. Die Gesamtzahl der rund 250 Parzellen aller Kleingartenvereine im Elbinselquartier soll erhalten bleiben. Rund 120 von ihnen müssen aber zum Teil verlagert oder nachverdichtet werden. Deswegen hat die IBA Hamburg sowohl mit den betroffenen Kleingartenvereinen als auch mit dem Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg e.V. zahlreiche Gespräche geführt. Dabei hatten die Vereinsvorstände bereits Gelegenheit, eigene Vorstellungen und Ideen für den weiteren Prozess einzubringen.
Die Planungen für die großen neuen Quartiere erfolgten unter intensiver Beteiligung der lokalen Öffentlichkeit und sind bereits weit fortgeschritten. Auch wenn die anstehenden Baumaßnahmen mit Beeinträchtigungen verbunden sind, begrüßen die Vorstände der Vereine sowie der Landesbund die Veränderungen. Denn die Entwicklung der neuen Quartiere bedeuten für alle Beteiligten eine große Chance: im Gegenzug dafür, dass die Pächter Flächen zur Verfügung stellen, werden ihre verbleibenden Anlagen mit Wegen, Strom- und Wasserleitungen saniert und auch zwei neue Vereinsheime errichtet. Auf weiteren Pachtflächen soll ein innovativer Kleingartenpark mit Gemeinschaftsgärten sowie öffentlichen Freizeit-Nutzungen entstehen. Die Planungen sehen hier vor, das neue Wilhelmsburger „Urban Gardening“ durch ein Multifunktionsfeld für Basketball und Fußball, einen Grillplatz sowie ein weiteres öffentliches Sportangebot zu ergänzen. Zudem werden nördlich des Ernst-August Kanals auf einem Teil der jetzigen Wilhelmsburger Reichsstraße Flächen für neue Parzellen vorgehalten. Demnächst wird mit ersten vorbereitenden Maßnahmen begonnen. Die weiteren Sanierungsarbeiten starten voraussichtlich im Herbst 2018.
„Natürlich führen die umfangreichen Bauvorhaben für uns Wilhelmsburger und Kleingärtner auch zu Interessenkonflikten mit Akteuren aus Politik und Wirtschaft. Jedoch konzentrieren wir uns als Vorstand auf positive Aspekte. Zum Beispiel auf die Chancen für Entwicklungen im Kleingartenwesen. Statt ‚Geschlossener Gesellschaften‘ streben wir ein ‚Freundliches WIR ohne Grenzen‘ an. Niedrige Hecken, offene Gemeinschaften und mehr Teilhabe, auch der Anwohner, die über keinen Garten verfügen, sind unsere Ziele für Nachbarschaften, die enger zusammenrücken. Ein Vereinshaus am Wasser, das von vielen genutzt werden kann und eine Erneuerung der Infrastruktur im Verein durch nun zur Verfügung stehende Mittel schaffen eine solide Grundlage für zeitgemäße Kleingartenvereine, die allen offenstehen“, erklärt Mariano Albrecht, Vorstandsvorsitzender des Kleingartenvereins Sommerfreude von 1932 e.V.
Auch Dirk Sielmann, Geschäftsführer Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg e.V., zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis. „Das Wichtigste war, dass die Kleingärten nicht verdrängt werden. Die Parzellen bleiben am Aßmannkanal, die Anlagen werden grundsaniert und Ersatzgärten entstehen in fußläufiger Nähe. Die enge, kooperative und faire Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Landesbund, IBA Hamburg und Behörden hat zu einem guten Ergebnis geführt, das Modellcharakter für Hamburg hat.“