Zwei Wilhelmsburger Projekte für Deutschen Nachbarschaftspreis nominiert

Ein altes Motorrad und ein alter Traktor gehören mit zur Werkstatt ohne

Zwei Wilhelmsburger Projekte für Deutschen Nachbarschaftspreis nominiert.

Als Nachbar für Nachbarn einsetzen.

Da gehört schon einiges dazu: Aus 1.052 Bewerbungen wurden in diesem Jahr für den Deutschen Nachbarschaftspreis 104 Projekte aus ganz Deutschland nominiert, aus Hamburg sind insgesamt sieben dabei. Dabei kommen allein schon aus Wilhelmsburg zwei Projekte, die sich realistischen Hoffnungen machen können auf den Sieg: Das Projekt „Werkstatt ohne Grenzen“ und das Musikfestival 48h Wilhelmsburg. Übrigens: Alle Nominierten gehen zudem ins Rennen um den Publikumspreis, der dieses Jahr zum ersten Mal vergeben wird und mit 5.000 Euro dotiert ist. Bis zum 22. August kann man unter www.nachbarschaftspreis.de/publikumspreis für seinen Favoriten abstimmen.
Das Projekt „Werkstatt ohne Grenzen“ ist aus einer Initiative der Stadtteilschule Wilhelmsburg hervorgegangen ist und dann von Die Insel Hilft e.V. übernommen worden. Es unterstützt Geflüchtete und junge Erwachsene aus Wilhelmsburg beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt mit Fokus auf handwerkliche Berufe (der Neue RUF berichtete). „Wir haben gejubelt, als wir von der Nominierung gehört haben, damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind ja noch ein ganz junges Projekt“, freut sich Projektleiterin Gabi Schultz. Weitere Infos unter www.werkstatt-ohne-grenzen.de.
Das Projekt 48h Wilhelmsburg des “Netzwerks Musik von den Elbinseln” präsentiert Musik aus den multikulturellen Nachbarschaften der Hamburger Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel an Orten des Alltags. Einmal im Jahr, am zweiten Wochenende im Juni. Von Freitagabend bis Sonntagabend – 48 Stunden lang. Alle Bands haben einen engen Bezug zum Stadtteil, weil sie dort leben, arbeiten oder aufgewachsen sind. Weitere Informationen unter http://musikvondenelbinseln.de/48h.
Bereits zum zweiten Mal vergibt die nebenan.de Stiftung zusammen mit ihren Kooperationspartnern den mit mehr als 50.000 Euro dotierten Preis an Nachbarschaftsprojekte mit Vorbildcharakter. Der Preis ist eine bundesweite Auszeichnung für all diejenigen, die sich vielerorts als Nachbar für Nachbarn einsetzen, das Miteinander stärken und das WIR gestalten. „Das Engagement jedes Einzelnen leistet dabei im Kleinen einen großen und wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land. Ein Betrag, der uns allen zugute kommt. Wir finden dieses Engagement (gehört) ausgezeichnet!“, so die Stiftung.
Und so langsam wird es spannend: Die Landesjurys wählen aus den Nominierten 16 Landessieger aus, die am 28. August bekannt geben werden; aus diesen kürt die Bundesjury dann drei Bundessieger. Am 5. September erfolgt dann die feierliche Preisverleihung mit der Bekanntgabe der Bundessieger.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde der Nachbarschaftspreis in den vergangenen Wochen allerdings mit einem anderen Thema bekannt: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), zog seine Schirmherrschaft zurück. Dem vorausgegangen war die Ablehnung der Nominierung zweier Projekte, die nicht unter der Schirmherrschaft Seehofers stehen wollten. Grund seien dafür diverse Äußerungen Seehofers, die sich nicht mit deren Ansichten vereinbaren ließen. Daraufhin habe sich Michael Vollmann, Geschäftsführer der „nebenan.de“-Stiftung, laut Seehofer in einem Interview diskreditierend ihm gegenüber geäußert. „Da Sie mir Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit absprechen, stehe ich für die Schirmherrschaft ab sofort nicht mehr zur Verfügung“, so Seehofer in seinem Statement.
Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus. Während viele diesen Schritt begrüßen, wünschen sich andere, darunter auch die Organisatoren von 48h Wilhelmsburg: „Streiten Sie mit uns, Herr Seehofer!“ Ihre Meinung dazu: „Wir möchten uns bei den beiden Projekten bedanken, die somit den Stein für die aktuellen Diskussionen ins Rollen gebracht haben. Dass Horst Seehofer dieses nun zum Anlass nimmt seinerseits von der Schirmherrschaft zurückzutreten, halten wir für das falsche Signal. Nein, wir unterstützen nicht die Politik Horst Seehofers. Ganz im Gegenteil. 48h Wilhelmsburg meint: Demokratie heißt streiten können!