Zum 100. Geburtstag von Hans Leipelt.
Digitaler Rundgang zur Familie in Wilhelmsburg.
Am 18. Juli 2021 wäre der NS-Widerstandskämpfer Hans Leipelt 100 Jahre alt geworden. Der Chemiestudent setzte nach dem Tod der Geschwister Scholl die Arbeit der Weißen Rose fort und war maßgeblich an deren sogenanntem Hamburger Zweig beteiligt. Leipelt wuchs mit seiner Schwester Maria unter anderem in Wilhelmsburg auf. Am 29. Januar 1945 wurde Leipelt in München hingerichtet (der Neue RUF berichtete). Heute gibt es im Süden der Hansestadt Hamburg kaum noch Spuren, die an die Familie Leipelt erinnern.
Das Schicksal dieser Familie in der NS-Zeit bewegte viele nach 1945 so sehr, dass sie nach der Befreiung vom Nationalsozialismus das dringende Verlangen hatten, Zeugnis abzulegen und anderen mitzuteilen, was sie miterlebt hatten und hilflos mitansehen mussten. Ihnen und ihren Nachkommen ist es zu verdanken, dass die Geschichte der Familie Leipelt in der NS-Zeit nach 1945 nicht in Vergessenheit geriet.
Zu ihnen gehört heute auch Christopher Bade, der Sohn Maria Leipelts, der nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA zur Welt kam. Immer wieder hörte er seiner Mutter zu, wenn sie erzählte, was sie erlebt hatte. Wie stark Christopher Bade daran interessiert ist, die Erinnerung an die Geschichte seiner Vorfahren wachzuhalten, wird daran deutlich, dass er eigentlich mit seiner Familie anlässlich des 100. Geburtstages seines Onkels Hans Leipelt am 18. Juli 2021 nach Hamburg kommen wollte, um hier mit allen, die sich ihm und seiner Familie verbunden fühlen, ins Gespräch zu kommen und nach weiteren Spuren zu suchen, die seine Vorfahren hier hinterlassen haben und ihm bisher nicht bekannt waren – oder überhaupt noch nicht entdeckt worden sind. Obwohl er lange gehofft hatte, dass die Corona-Pandemie schnell wieder verschwinden würde, musste er vor einigen Wochen einsehen, dass er diesen Traum zur Zeit nicht verwirklichen kann. Vielleicht kann er ihn im Sommer 2022 realisieren.
Der 100. Geburtstag Hans Leipelts bleibt für seinen amerikanischen Neffen und dessen Familie sowie für viele andere ein Tag von besonderer Bedeutung. Intensiv werden sie im Internet die zahlreichen Veranstaltungen und Projekte verfolgen, die in den nächsten Wochen an Hans Leipelt und sein Wirken im Kampf gegen das NS-Regime erinnern.
Dazu zählen auch einige Hamburger Programmbeiträge: Auf dem Büchermarkt erscheinen demnächst zwei Publikationen, die sich mit Hans Leipelt befassen:
1. Angela Bottin, ENGE ZEIT: Spuren Vertriebener und Verfolgter der Hamburger Universität 1933 – 1945, Reprint des Ausstellungskatalogs von 1991, Reimer Verlag, Berlin 2021.
2. Peter Fischer-Appelt, Weiße Rose Hamburg. Reden zum Widerstand im Nationalsozialismus, Wallstein Verlag, Göttingen 2021.
Darüber hinaus haben natürlich auch im Juli 2021 alle Interessierten weiterhin Gelegenheit, sich auf eigene Faust mit ihrem Smartphone auf den mit QR-Codes und GPS-Daten versehenen digitalen Rundgang auf den Spuren der Familie Leipelt durch Wilhelmsburg zu begeben. Der Rundgang wurde im vergangenen Jahr von einer 9. Klasse der Stadtteilschule Wilhelmsburg erarbeitet und beginnt am Haupteingang ihrer Schule in der Rotenhäuser Straße 47.
