„Wir sind hier wie eine Familie!“

Fotograf: W. Marsand Bildunterschrift: Bleibt die Traditionswerft Pella Sietas am Standort Neuenfelde?

„Wir sind hier wie eine Familie!“

Pella Sietas-Werft: Belegschaft ist verunsichert

Ist Neuenfelde als Standort der Traditionswerft Pella Sietas gefährdet? Wenn man sich die Schlagzeilen und Meldungen der letzten Woche vor Augen führt, dann ergibt sich folgendes Gesamtbild. Pella Sietas will gerne die insolvente Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) übernehmen, um neue Märkte zu erschließen. Gut informierte Quellen behaupten, dass die russischen Eigentümer von Pella Sietas vor dem Hintergrund gut gefüllter Auftragsbücher und der Misere mit der zunehmenden Verschlickung von Este und Elbe nach einem besseren Standort suchen. Dieser könnte laut Befürchtungen der IG Metall nach einem möglichen Kauf der FSG in Flensburg liegen. Um dieses mögliche Szenario zu verhindern, habe Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann als Vorschlag den Umzug von Pella Sietas aus Neuenfelde auf ein Teil-Areal von Blohm & Voss ins Spiel gebracht. So sollten Arbeitspätze in Hamburg und Flensburg gehalten werden.
Der Neue RUF befragte den Betriebsratsvorsitzenden von Pella Sietas, Dieter Zibell, zur gegenwärtigen Lage. Dieser betont, dass sich seit der Übernahme der Traditionswerft 2014 durch Pella vieles verbessert habe. So sei die Zahl der Beschäftigten von circa 50 2014 auf rund 350 2020 gestiegen. Die Auftragslage habe sich unter Pella kontinuierlich verbessert. Ein Ergänzungstarifvertrag schließe betriebsbedingte Kündigungen aus. Zudem sei ein Ausbildungszentrum gegründet worden, wodurch junge Menschen auf der Werft zu Industriekaufleuten und Konstruktionsmechanikern ausgebildet werden können. Auch die Übernahme von Leiharbeitern in Festanstellung sei positiv zu bewerten, zählt Zibell auf. Die Verschlickung der Este und Elbe stelle das Hauptproblem dar. Es trete seit der Zuschüttung des Mühlenberger Loches auf, so Zibell. Die Spekulationen über den angeblichen Kauf der FSG und eine mögliche Aufgabe des Standortes Neuenfelde verunsichere die Belegschaft. Viele Mitarbeiter stammen aus der Region, betont Zibell. „Wir sind hier wie eine Familie!“, fügt er hinzu. Im Fall einer Übernahme von FSG plädiert Zibell eine Perspektive für beide Standorte. Um die Unterstützung der Bevölkerung für den Erhalt des Standortes Neuenfelde zu erhalten, startete man am 17. Juni mit der IG Metall eine Petition. Damit wolle man verhindern, dass die Sietas-Werft im 385. Jahr ihrer Gründung den Standort Neuenfelde verlasse, so Zibell.