„Wir fordern sofortige Entlastungsmaßnahmen für den Stadtteil!“

Gleich zwei für den Hafenverkehr wichtige Straßen in Wilhelmsburg sind gleichzeitig noch mindestens bis September 2025 gesperrt: Zum einen die Klütjenfelder Hochstraße ...

„Wir fordern sofortige Entlastungsmaßnahmen für den Stadtteil!“.

Linke kritisiert LKW-Verkehr im Wohngebiet.

Wer im Reiherstiegviertel mit dem Auto mal „eben schnell“ zum Einkaufen möchte und dafür über die Neuhöfer Straße in die Straße Am Veringhof fährt, hat mitunter das Pech, im Stau zu stehen. Spätestens am Nachmittag, im Berufsverkehr, stehen auf der Neuhöfer Straße zwischen Reiherstieg-Hauptdeich und Veringstraße Richtung Bunker die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange. Der Grund dafür sind unter anderem die Bauarbeiten im Zuge der Erhöhung des Reiherstieg-Hauptdeiches, die im April gestartet sind. Dafür wurde der Reiherstieg-Hauptdeich ab der Fährstraße als Einbahnstraße von der Veddel kommend Richtung Neuhöfer Straße eingerichtet und soll bis September dieses Jahres bestehen bleiben. Der Verkehr aus dem Hafen – vorwiegend LKW – wird über die Neuhöfer Straße Richtung Georg-Wilhelm-Straße umgeleitet, mitten durch das Wohngebiet. Auch die Sperrung der Klütjenfelder Hochstraße trägt zum erhöhten Aufkommen von Schwerlastverkehr im Wohngebiet bei. Ein Umstand, der der Partei Die Linke bitter aufstößt. In der Schriftlichen Kleinen Anfrage „Verkehrschaos auf der Elbinsel Wilhelmsburg mit Ansage“ fragen die beiden Bürgerschaftsabgeordneten Kay Jäger und Heike Sudmann, was der Senat mache, um den Schwerlastverkehr umgehend nicht mehr mitten durch Wilhelmsburg und Wohngebiete zu leiten? Denn „durch die gleichzeitige Sperrung zweier für den Hafenverkehr wichtiger Straßen sucht sich der Schwerlastverkehr in Richtung Osten und Nordosten seine Wege über die Elbinsel und belastet und gefährdet die Anwohner*innen“, heißt es dort.
Das sehen die zuständigen Behörden naturgemäß anders. Unter anderem schreibt der Senat auf die Frage, aus welchen Gründen die zeitgleichen Baumaßnahmen und die damit verbundenen Verkehrsumleitungen nicht abgelehnt wurden: „Eine von der HPA in Auftrag gegebene verkehrstechnische Untersuchung für Maßnahme Klütjenfelder Hochstraße und die möglichen Umleitungsstrecken hat eine grundsätzliche Verkehrsverträglichkeit ergeben.“
Zudem sei die Georg-Wilhelm-Straße eine Hauptverkehrsstraße und als Ausweichstrecke für den Schwerlastverkehr zugelassen. Die Georg-Wilhelm-Straße sei in diesem Abschnitt in den Jahren 2023 und 2024 für diesen Zweck ertüchtigt worden. Und weiter: „Die gewählte Umleitungsstrecke über die Georg-Wilhelm-Straße erwies sich im Zuge des Abstimmungsprozesses der Verkehrsbesprechungen und Umleitungsplanung mit den beteiligten Dienststellen als leistungsfähige Umleitung. Dies wurde anhand der prognostizierten Auslastungen der Lichtsignalanlagen ermittelt. Bereits bestehende Sonderprogramme der Lichtsignalanlagen im Straßenzug der Umleitung konnten aktiviert und somit der Verkehrsfluss verbessert werden. Des Weiteren bestehen keine geeigneten Alternativen aufgrund der Insellage und anderer Baumaßnahmen“, heißt es in der Antwort.
Außerdem habe man Maßnahmen ergriffen, den Schwerlastverkehr aus den Wohngebieten herauszuhalten: „Für den Schwerlastverkehr aus Steinwerder in Richtung Osten ist ab der Argentinienbrücke eine Umleitung über den Veddeler Damm in Richtung A255 ausgeschildert. Verkehre mit Ziel Reiherstieg-Hauptdeich und Nebenstraßen werden ab der Reiherstieg-Klappbrücke über die U14 nach Süden über die Straße Bei der Wollkämmerei zur Georg-Wilhelm-Straße mit Fahrtrichtung Norden geleitet. Die gewählte Umleitungsbeschilderung führt den Schwerlastverkehr nicht durch den östlichen Teil der Neuhöfer Straße in Wilhelmsburg. Im Knotenarm Industriestraße wurde ein entsprechendes Durchfahrtsverbot für Lkw angeordnet. So soll der Schwerlastverkehr aus dem Reiherstiegviertel gehalten werden.“ Letzteres hat zumindest am ersten Tag der Sperrung des Reiherstieg-Hauptdeiches mäßig funktioniert. Ein LKW-Fahrer versuchte, durch die engen Straßen zu fahren und beschädigte unter anderem 16 Fahrzeuge (der Neue RUF berichtete).
„In Anbetracht der langen Zeit, die die die Anwohner*innen des Reiherstiegsviertels mit dieser Situation leben müssen, ist das unverantwortlich und undemokratisch. Die Wilhelmsburger*innen sind sowieso schon einer starken Belastung durch angrenzende Industrie und Logistikbetriebe ausgesetzt. Nun ist die Lage noch angespannter. Man kann nur hoffen, dass es nicht zu noch mehr Unfällen kommt. Wir fordern sofortige Entlastungsmaßnahmen für den Stadtteil. Für mehr Sicherheit den Anwohner*innen und damit es keine weiteren Unfälle gibt“, so der Wilhelmsburger Linken-Abgeordnete Kay Jäger.