„Wir erhalten ein Stück Wildnis und sichern es für die Zukunft“

mk -Mitglieder der Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald demonstrierten im Oktober 2024 für die Einstufung der Völlhöfner Wiesen als Naturschutzgebiet.

„Wir erhalten ein Stück Wildnis und sichern es für die Zukunft“.

Vollhöfner Weiden sind Hamburgs 38. Naturschutzgebiet.

Die Vollhöfner Weiden am Rande des Hamburger Hafens sind Hamburgs 38. Naturschutzgebiet. Mit dem Senatsbeschluss am 18. Februar baut Hamburg ihren erst zwei Wochen zuvor gesetzten bundesweiten Rekord von über zehn Prozent Naturschutzgebiet im Stadtgebiet weiter auf nun 10,33 Prozent aus. Mit dem rund 67 Hektar großen Naturschutzgebiet ergebe sich nun eine Gesamtfläche von 7.800 Hektar für Naturschutz in ganz Hamburg.
Das Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden soll fortan dem Schutz, der Erhaltung und der Entwicklung eines vielfältigen Lebensraumkomplexes aus Röhrichten, Laub- und Auwäldern mit ihren darin beheimateten artenreichen Lebensgemeinschaften dienen. Die Ausweisung des Naturschutzgebietes sei ein wichtiger Schritt, um Hamburgs ökologische Ziele zu erreichen. Dieser Schritt sichere wertvolle Lebensräume im Sinne der Artenvielfalt und trage als Kohlenstoffspeicher zum Klimaschutz bei. Hamburg leistee hiermit auch einen Beitrag zu einem Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, nachdem sich auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands die Natur wild entwickeln können soll, heißt es in einer Presse-mitteilung des Senates.
Jens Kerstan, grüner Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaftzeigte sich begeistert: „Der Völli bleibt! Dieser Beschluss des Senats beendet ein langes Ringen um diesen einzigartigen kleinen Urwald mitten in unserer Stadt. Durch die Ausweisung als Naturschutzgebiet sorgen wir dafür, dass die Entwicklung dieser Waldflächen auch in Zukunft dauerhaft allein der Natur überlassen bleibt. Wir erhalten ein Stück Wildnis und sichern es für die Zukunft. Seit meinem Amtsantritt 2015 haben wir fünf Naturschutzgebiete mit einer Fläche von 518 Hektar neu ausgewiesen und darüber hinaus bestehende Gebiete um 489 Hektar erweitert. Insgesamt beinhaltet meine Bilanz also über 1.000 Hektar neue Naturschutzfläche. Auf diese Zahl in einer Großstadt wie Hamburg bin ich sehr stolz.“
Das Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden stellt für Arten der höhlen- und totholzreichen Laubwälder bereits jetzt einen wichtigen Lebensraum dar. Mit zunehmendem Alter der Bäume wird er immer strukturreicher und wertvoller werden. Neben den dominierenden Wäldern finden sich im neuen Naturschutzgebiet auch besonders wertvolle Schilfröhrichte, Silbergrasfluren und sonnige Uferstaudensäume.
Die Wälder haben eine besondere Bedeutung als Lebensraum für spezialisierte und gefährdete Tiere und Pflanzen. So wachsen hier verschiedene Pflanzen, die in der Roten Liste Hamburgs zu finden sind, wie zum Beispiel das gefährdete Fluss-Greiskraut, die Sumpf-Gänsedistel oder die Walzen-Segge. In der Alten Süderelbe leben zudem gefährdete Fischarten, wie der nachtaktive Schlammpeitzger, der sich tagsüber in den Schlamm der Gewässersohle eingräbt. Die gefährdete Beutelmeise bewohnt Weidengebüsche und Ufergehölze an großen Flussläufen, Bächen oder Altwässern. Ihre Nesthöhlen aus Pflanzenwolle, Tierhaaren und Blattfasern, an den äußeren Astspitzen von Bäumen und Büschen sind auch im Naturschutzgebiet Vollhöfner Weiden leicht zu erkennen. Ebenso besitzen der leuchtend bunte in der „Alten Süderelbe“ fischende Eisvogel und viele Buntspechte einen hohen Wiedererkennungswert.
In den Vollhöfner Weiden konnten auch die streng geschützten Fledermausarten Kleinabendsegler, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus und Breitflügelfledermaus gefunden werden. Da die Fläche ungenutzt ist, erhöht sich der Wildnis-Charakter und befördert die Anzahl an Quartierbäumen für die Fledermäuse. Die Vollhöfner Weiden bilden mit ihrer komplexen Biotopstruktur einen Ganzjahreslebensraum für Fledermäuse und sind durch die Elbnähe wichtig für durchziehende Fledermausarten.
Zudem sind aus den Vollhöfner Weiden zahlreiche seltene und gefährdete Käferarten bekannt, darunter auch zwei sogenannte „Urwaldrelikt-Arten“: der Stutzkäfer Abraeus parvulus und der Kurzflügler Quedius truncicola. Der mulmbewohnende Abraeus parvulus ist in Hamburg außer aus den Vollhöfner Weiden nur noch aus dem Naturschutzgebiet „Die Reit“ bekannt. Außerdem wurden viele typische Auwald-Arten, seltene Käferarten mit ihrem Verbreitungsschwerpunkt in der Elbtalaue und Käfer, die Ameisennester bewohnen, gefunden.

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