
Wer darf wann ein Dirndl tragen?.
Hitzige Debatte um die Frauenquote in der Politik.
Jetzt wissen wir es also aus berufenem Mund: Dr. Antje Jäger (CDU) hat in ihrer Fraktion Redeverbot – meint zumindest Britta Herrmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die Fraktion der Christdemokraten und die angesprochene Abgeordnete quittierten diese Aussage mit schallendem Gelächter und schickten – Britta Hermann sah sich bestätigt – ihren Fraktionsvorsitzenden Ralf-Dieter Fischer (wieder ein Mann!) ans Rednerpult, um einiges zurechtzurücken.
Dem skurillen Disput vorausgegangen war ein Antrag der Grünen, mit Verve vorgetragen von Dr. Gudrun Schittek, mit dem Motto „Frauen an die Macht“. Sie bemängelte die geringe Anzahl von Frauen in den Parlamenten. Mindestens 50 % sollten es schon sein, forderte der Antrag. Andere Bundesländer hätten darüber hinaus das Paritätsgesetz in ihr Verfassung aufgenommen. Von Hamburg – sprich der Bürgerschaft und der Bezirksversammlung Harburg — erwarte man das Gleiche, denn Gleichstellung zwischen den Geschlechtern sei ein Grundrecht, dem der Staat nicht gerecht werde. Und: Fraue sollten ermutigt werden, sich zu engagieren, aber nicht, indem man sie beim Oktoberfest ins Dirndl stecke.
Das rief die FDP-Abgeordnete Viktoria Isabell Ehlers auf den Plan. Sie vertritt die Meinung, dass Frauen ausgewählt werden, weil sie fachlich besser sind als Männer und nicht, weil sie einer Quote entsprechen. Außerdem erwartete die Liberale ein Bekenntnis zur Freiheit der Wahl. Das bedeute Chancengleichheit, oder, so ihre Fragen, wollten die Grünen den Bürgern etwa vorschreiben, wen sie zu wählen hätten? Schließlich hätten sie die Freiheit der Wahl. Im Übrigen, so Ehlers weiter, stünde es jeder Frau frei, ein Dirndl zu tragen, wann und wo sie wolle. – Das sei patriarchialisches Verhalten, warf die Linke ein, während Britta Herrmann noch einen draufsetzte: Viktoria Isabell Ehlers (28/seit 2011 in der BV) sei zu jung, um genügend Lebenserfahrung zu haben und darüber reden zu können und werde noch die entsprechenden Erfahrungen machen, sprich, auf die Schnauze fallen. Dr. Antje Jäger solle außerdem bitteschön zum Rednerpult kommen und nicht andauernd dazwischenrufen. Die dachte nicht daran und kommentierte den Vorgang lautstark aus der zweiten Reihe.
Fischers Redebeitrag mündete in der Feststellung, dass dem Bürger die verbriefte Freiheit der Entscheidung zustünde und die Frauen nicht zum Jagen getragen werden müssten, wenn sie es nicht wollten, sprich, sie könnten nicht in die Politik gezwungen werden. Dieser Logig entsprechend müssten in den Parlamenten dann auch – nach Quoten – viel mehr Senioren sitzen, weil Deutschland eine überalterte Bevölkerung habe. Dann nämlich müsste das Grundgesetz geändert werden. Ob der Antrag – der im Wortlaut bereits in der vergangenen Koalition von der Großen Koalition aus SPD und CDU abgelehnt worden war – nur Wahlkampfgeplapper sei, dachte Fischer laut nach und stellte die rhetorische Frage, ob die SPD nun umfalle. Sie fiel. Die CDU lehnte den Antrag ab und die SPD stimmte mit ihrem neuen Koalitionspartner.