Vorerst keine Kaltlufthalle auf Sportanlage Dratelnstraße

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (2.v.r.) hörte sich bei einem Vor-Ort-Termin die Sorgen des Wilhelmsburger Sportvereins ESV Einigkeit an Foto: au

Vorerst keine Kaltlufthalle auf Sportanlage Dratelnstraße.

Bezirksamtsleiter Neubauer besucht ESV Einigkeit.

Im vergangenen Jahr war die Welt für Wolfgang Koop, 1. Vorsitzender des ESV Einigkeit von 1908 e.V., und seinem Team noch in Ordnung. Im Rahmen des Sportstättenkonzepts Wilhelmsburg wird seit 2020 die Sportanlage Dratelnstraße modernisiert. Im Rahmen dessen übergaben im Juni 2021 der damalige Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Falko Droßmann und Sportstaatsrat Christoph Holstein feierlich den 99. und 100. Kunstrasenplatz Hamburgs an die Wilhelmsburger Fußballer. Damit konnte der Verein an seine ursprüngliche Wirkungsstätte zurückkehren, der während der Bauarbeiten mit seinen rund 500, meist jugendlichen Mitgliedern, auf die Sportanlage Vogelhüttendeich ausweichen musste. „Das ist einfach perfekt! Wir freuen uns sehr über die neue Anlage“, zeigten sich Wolfgang Koop und Nadine Bauer, 2. Vorsitzende, damals begeistert bei der Übergabe. Ein neues Funktionsgebäude mit Umkleide- und Sanitärräumen im Untergeschoss und einem Vereinsheimbereich im Obergeschoss als auch eine sogenannte Kaltlufthalle direkt daneben waren in Planung und sollten schnellstmöglich realisiert werden.
Rund zwölf Monate später hat die Begeisterung enorm abgenommen: Die Fertigstellung des Funktionsgebäudes verzögert sich, die Realisierung der Kaltlufthalle ist bis auf Weiteres zurückgestellt, hinzu kommen Probleme in der Kommunikation mit der zuständigen Fachabteilung im Bezirksamt Hamburg-Mitte. Grund genug für Ralf Neubauer, seit Anfang des Jahres neuer Bezirksamtsleiter, auf Bitten der Lokalpolitik und des Sportvereins auf der Sportanlage Dratelnstraße Mitte Juli bei hochsommerlichen Temperaturen persönlich vorbeizuschauen und mit den Verantwortlichen zu sprechen.
Der Frust ist deutlich herauszuhören bei Wolfgang Koop, Nadine Bauer, Schatzmeisterin Carmen Koop und Ehrenamtsbeauftragter Jörg Ratzmer. Obwohl der Verein mit 26 Mannschaften, davon 19 Jugendmannschaften, aus allen Nähten platzt, werden Trainingszeiten auf der neuen Anlage geblockt. Angeblich soll ein zweiter Verein mit auf der Anlage trainieren. Erfahren hat das der ESV Einigkeit nach eigenen Aussagen nur durch Zufall. „Dabei haben wir gerade im Jugendbereich viele Kinder auf der Warteliste stehen und könnten noch zehn weitere anmelden. Aber nicht so. Außerdem hatte man uns zugesagt, dass wir die alleinigen Nutzer wären“, erklärt Carmen Koop. Was dort schief gelaufen sei, das konnte Ralf Neubauer zumindest vor Ort nicht beantworten, versprach aber: „Heute ist der Anfang der verbesserten Kommunikation“.
Ein weiteres Problem ist nicht nur die verzögerte Fertigstellung des Funktionsgebäudes, sondern auch die nicht-barrierefreie Planung des Gebäudes. „Es gibt zwar im neuen Vereinshaus einen Schacht, aber keinen Fahrstuhl. Dabei haben wir auch ältere und auf einen Rollstuhl angewiesene Mitglieder. Wie sollen die zu uns ins zweite Obergeschoss kommen?“, fragt sich Jörg Ratzmer. Auch hier sei nicht ausreichend mit dem Verein kommuniziert worden, sehr zum Leid der Anwesenden. „Wir wollen miteinander Löstungen finden, aber so ist das kein Miteinander auf Augenhöhe“, findet Ratzmer.
Ganz andere Schwierigkeiten ergeben sich bei der Realisierung der Kaltlufthalle, die nun vorläufig ausgesetzt wurde. Eigentlich handelt es sich bei dieser Art von Halle um ein Hallenformat, bei dem die klimatechnische Ausstattung nicht von großer Bedeutung ist. So kann man durch eine geringfügige Gebäudetechnik und dünne Außenwände viel Geld sparen, beim Bau und auch bei dem Betrieb der Hallen. Doch genau da liegt das Problem: Veranschlagt worden sind für den Bau circa 440.000 Euro. „Die kalkulierten Kosten in Höhe von rund 400.000 Euro, durchaus marktüblich für den Bau einer solchen Halle und in 2021 bereit gestellt über den Masterplan Active City, wurden durch die Submission (öffentliche Ausschreibung, d.R.) ad absurdum geführt. Lediglich eine Firma hat ein Angebot abgegeben mit einer Summe in Höhe von rund 970.000 Euro. Die Angebotshöhe ist den aktuell sicherlich sehr belasteten Marktbedingungen geschuldet sowie den übervollen Auftragsbüchern unserer Geschäftspartner“, heißt es aus dem Bezirksamt Hamburg-Mitte. Deswegen soll das Kleinspielfeld vorerst ohne Überdachung realisiert werden, die Option der nachträglichen Herstellung einer Überdachung werde dabei aber planerisch bereits berücksichtigt.
Dass ihnen endlich einer zuhört, darüber freute sich Wolfgang Koop und seine Mitstreiter sehr. Ralf Neubauer hingegen hat nun einige Aufgaben mehr auf seiner To-Do-Liste stehen.
Übrigens: Der ESV Einigkeit ist im Jugendbereich dringend auf der Suche nach engagierten Trainern, Übungsleitern und Betreuern. Weitere Informationen unter www.esveinigkeit.com/trainergesucht.