Von Wettreiten und Reigenfahren
zu den Straßen- und Crossrennen.
70 Jahre Radsport-Verband Hamburg.
Zu seinem 70jährigen Bestehen hat der Radsport-Verband Hamburg (RVH) eine Broschüre herausgebracht, in der Lars Amenda auf 21 Seiten – ausgehend vom Gründungstag 20. August 1950 – „Einblicke in die Geschichte des Verbandes“ bietet. Genau genommen sei die Geschichte des Radsports in Hamburg jedoch viel älter, erläutert Amenda, weil bereits 1869 in der Stadt die ersten „Velocipeden-Clubs“ gegründet wurden. Damals sprach man noch von „Wettreiten“ auf den Vorgängern der heutigen Sporträder. Bereits um 1900 hatte sich die Stadt zu einer Hochburg des Radrennsports entwickelt. Ganz besonders in den 1950er Jahen war die Begeisterung in Hamburg für den Radrennsport riesengroß und Tausende säumten bei den Rennen die Straßen, wie die Fotos es belegen. Zahlreiche Hochkaräter des Radrennsports gaben sich in der Hansestadt die Ehre, zum Beispiel beim Großen Phoenix-Preis, den Albert Mußfeld 1953 in Harburg gewann. Auch die Gründung des RV Elbe-Harburg (1951) fiel in diese Zeit.
Ein Meilenstein auf diesem nunmehr 70jährigen Weg war die Eröffnung der Radrennbahn Stellingen im Jahr 1961. Eine Region im Süd-Osten der Stadt hatte sich indessen schon seit Ende der 40er Jahre zur Kunstrad-Hochburg entwickelt: die Vierlande. Damals sprach man noch vom Kunstrad- und „Reigenfahren.“
Im Radrennsport brachte der RV Elbe-Harburg so große Namen wie Frank Plambeck und Volker Kassun hervor, Als die Deutschen in den 1960er Jahren jedoch immer mobiler wurden, machte der PKW den Radrennsportlern den Straßenraum zusehend streitig. Die beliebten Straßenrennen wurden weniger und es entwickelten sich neue Formate (zum Beispiel BMX) – sowohl bei den Profis als auch bei den Amateuren. Und Doping wurde in der Szene zu einem großen Thema.
Einer hat diese Entwicklungen der letzten Jahrzehnte mit großer Akribie, Begeisterung, Tatendrang und Fachwissen begleitet: Karl-Heinz Knabenreich aus Harburg. Wenn es um den Radrennsport geht, dann genügt zumeist ein einziges Stichwort und es sprudelt aus ihm heraus, als habe sich das alles gerade erst gestern zugetragen. An dieser Stelle nur soviel: 1991/1992 war Knabeneich RVH-Vorsitzender. Auf den Gesprächen mit ihm beruhen zahlreiche Ausführungen von Amenda in der reich bebilderten Festschrift. Und: von den insgesamt 15 Fotos stammen nicht weniger als 13 aus dem reichhaltigen Knabenreich-Archiv. Er hält, wiewohl nicht mehr der allerjüngste, unverändert die Radrennsport-Abteilung im HTB am Leben. Erinnert sei lediglich an die alljährlicheen Radcross-Weihnachtsrennen in der Haake. Das Rennen am 2. Weihnachtstag sollte der radsportliche Höhepunkt des Jahre 2020 in Hamburg sein. Es musste oronabedingt abgesagt werden.c
