Vom Jedermann-Recht Gebrauch gemacht.
23-Jähriger schnappt flüchtigen Dieb.
„Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen.“ – An das sogenannte Jedermann-Anhalte- und -Festnahmerecht nach Paragraph 127 Absatz 1 Strafprozessordnung hatte Cihat Degermenci am Montagabend des 9. August wahrlich nicht gedacht. Der 23-Jährige hat einfach intuitiv gehandelt, als er sich in der Leipeltstraße einem Dieb auf der Flucht entgegenstellte, ihn überrumpelte und bis zum Eintreffen der Polizei festhielt. „Meine Frau und ich kamen gerade von meinen Eltern, als ich einen Knall gehört habe. Mir war sofort bewusst, dass das das Auto von meinem Bekannten sein muss“, erinnert sich der junge Mann. Als sie näher kamen, sahen sie, dass ein Dieb die Fensterscheibe eines Sprinters eingeschlagen hatte. Mit zwei gestohlenen Werkzeugkoffern wollte der polizeibekannte Mann auf einem Fahrrad flüchten.
„Das geht so nicht“, schoss es Cihat Degermenci durch den Kopf. „Ich habe es selber öfter erlebt, das mein Auto aufgebrochen wurde und keiner hat da eingegriffen“, erinnert er sich. Diesmal sollte der Dieb nicht davonkommen! Also stellte sich der Vater einer kleinen Tochter dem Dieb in den Weg. Überrascht von dem Vorgehen ließ der Kriminelle, der zudem auch leicht angetrunken war, das Fahrrad und das Diebesgut stehen und wollte zu Fuß flüchten. Doch da hatte er die Rechnung ohne Cihat Degermenci gemacht. „Ich habe mich ihm in den Weg gestellt und nach einem kurzen Handgemenge solange festgehalten, bis die Polizei eingetroffen ist. Die hatte in der Zwischenzeit meine Frau angerufen“, so Degermenci. In so einer aufregenden Situation ruhig zu bleiben und so besonnen zu reagieren, hat der 23-Jährige beim Boxen gelernt. „Sie haben hervorragend reagiert, der Täter wäre sonst weg gewesen. Wir konnten mittlerweile das Diebesgut an den Besitzer zurückgeben. Und der Täter war geständig“, erzählt Karl-Michael Strohmann, Leiter des Polizeikommissariats 44 in Wilhelmsburg. Aufgrund seiner außerordentlichen Zivilcourage hatten Strohmann und Stabsleiterin Gabriele Schröder den Wilhelmsburger auf das Polizeikommissariat 44 eingeladen und ihm für sein beherztes Eingreifen gedankt. Als Dankeschön für seine Aktion erhielt Cihat Degermenci zu seiner Überraschung noch zwei Kinokarten. Aber der Kommissariatsleiter wies auch noch mal daraufhin, dass man bei solchen Vorgehensweisen äußerste Vorsicht walten lassen müsse, denn Eigensicherung gehe in jedem Fall vor. Deswegen solle man immer zuerst die Polizei anrufen!