
Versenkbare Poller gegen rücksichtslose Elterntaxis.
Schulweg zur Elbinselschule soll sicher werden.
Sein Kind in die Schule zu fahren ist gefährlicher, als es selbst gehen zu lassen – das belegt ein wissenschaftliche Studie der Bergischen Universität Wuppertal, die der Automobilclub ADAC in Auftrag gegeben hat. Auch wenn die Eltern in guter Absicht handeln, entstehen gerade durch die Elterntaxis für Schulkinder oftmals unkalkulierbare Sicherheitsrisiken. Denn die Eltern verursachen zu Schulbeginn oder -ende chaotische Situationen, weil sie oftmals alle Verkehrsregeln außer Acht lassen, indem sie beispielsweise Halteverbote missachten oder direkt auf den Schulhof fahren. Ein weiterer Effekt der Elterntaxis: Die Schulkinder lernen nicht, selbstständige Verkehrsteilnehmer zu werden.
In ganz Deutschland machen Elterntaxis vor allem vor Grundschulen Probleme, auch in Wilhelmsburg sind täglich chaotische Zustände zu beobachten. An der Elbinselschule in der Krieterstraße soll sich das in naher Zukunft nun ändern: Absenkbare Poller sollen gefährliches Verkehrschaos durch „Elterntaxis“ dauerhaft und wirkungsvoll vor dem Bildungszentrum Tor zur Welt stoppen. Ein entsprechender SPD-Antrag wurde vor Kurzem im Hauptausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte beschlossen.
Die Wilhelmsburger Bezirksabgeordnete Kesbana Klein (SPD) initiierte den SPD-Antrag: „Mit dem Antrag setzen wir uns für eine dauerhafte Lösung ein, damit rücksichtslose Elterntaxis nicht länger die Sicherheit der Kinder vor der Elbinselschule gefährden. Die temporäre Durchfahrtssperre hindert Elterntaxis wirkungsvoll daran, bis zur Schule vorzufahren. So werden Schülerinnen und Schüler die letzten Meter bis zur Schule gefahrlos zu Fuß zurücklegen können.“
Die Wilhelmsburger Elbinselschule am Bildungszentrum „Tor zur Welt“ gehört mit ihren mittlerweile sieben Parallelklassen zu den vier größten Grundschulen Hamburgs. Das ist vor allem morgens kurz vor Schulbeginn zu merken. Dann fährt aus allen Richtungen ein Elterntaxi nach dem anderen vor. Alle wollen gleichzeitig und unter Zeitdruck ihre Sprösslinge so nah wie möglich vor dem Eingang absetzen. Immer wieder stockt der Verkehr, entgegenkommende Autos müssen einander ausweichen. Es wird rücksichtslos gedrängelt, angehalten und gewendet, bis nichts mehr geht. Auch für den Bus wird es eng. Nachmittags warten zusätzlich viele Eltern im PKW auf Gehwegen und Schulgelände am Koppelstieg auf den Nachwuchs. Zwischen den Fahrzeugen bahnen sich Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, ihren Weg. Sie können Gefahrensituationen aufgrund ihrer Größe und ihres noch eingeschränkten Sichtfelds häufig nicht richtig erkennen.
Dabei ist das Ganze ein Teufelskreis: Viele Eltern wollen ihre Kinder vor den Gefahren des Schulwegs schützen, indem sie sie per Auto zum Unterricht bringen – und auch wieder abholen. Und das wiederum sorgt dafür, dass die Situation rund um die Schule als besonders gefährlich wahrgenommen wird, weil die vielen Autos Chaos anrichten. Alle Versuche, diesen Teufelskreis zu durchbrechen wie Aufklärungskampagnen, Appelle an die Vernunft, regelmäßige Kontrollen und Verwarngelder, zeigten nur kurzfristig Wirkung. So gibt es beispielsweise die Kampagne der Hamburger Schulbehörde „Zu Fuß zur Schule“, bei der die Kinder motiviert werden, ihren Schulweg alleine zurückzulegen – leider ohne nachhaltige Ergebnisse.
Da die Krieterstraße nicht dauerhaft gesperrt werden kann, empfiehlt die Polizei eine temporäre Durchfahrtssperre mit absenkbaren Pollern. Dabei soll der Bereich am Koppelstieg mit den drei Zugängen zum Kreisel mithilfe von versenkbaren Pollern und vorgeschalteten Ampeln an drei Stellen weiträumig abgesperrt werden: Am Beginn und Ende der Einfahrten zur Krieterstraße und am Koppelstieg westlich der Einfahrt zum Lehrerparkplatz, sodass die Lehrer ihren Parkplatz weiterhin nutzen können. Diese Poller sollen dann zur Hauptverkehrszeit der „Elterntaxis“ hochgefahren werden. Eine Durchfahrtmöglichkeit für Linienbusse, Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge bliebe mit den an Bord befindlichen Transpondern weiterhin bestehen. So könnten die Schülerinnen und Schüler ungefährdet die letzten Meter zur Schule zu Fuß zurücklegen.
Im Internet wird das Thema derweil kontrovers diskutiert: Einige finden die Lösung mit Pollern gut, andere sehen darin nur eine Verlagerung des Problems, einhergehend mit massiven verkehrlichen Behinderungen der Anwohner der anliegenden Straßenzüge. So sieht eine Facebook-Nutzerin und Anwohnerin die Lösung des Problems darin, die Kinder zu befähigen, alleine ihren Schulweg zu meistern, eine andere sieht die Eltern in der Pflicht. Außerdem befürchten viele eine Verlagerung des Problems vor die Poller und in die angrenzenden Nebenstraßen der Elbinselschule. „Ich will niemanden damit verärgern, aber es geht in erster Linie um die Sicherheit der Kinder. Und ich möchte, dass darüber diskutiert wird“, so Kesbana Klein.
Ein weiterer Problem, das in naher Zukunft die Lage noch verschärfen wird: Der Bau des „Neuen Korallusviertels“, bei dem rund 450 neue Wohnungen im Korallusviertel entstehen sollen. Denn die Zufahrt ins Korallusviertel ist nur über die Thielenbrücke und die Brücke „Bei der Windmühle“ möglich. Beide Brücken sind allerdings für LKW nicht geeignet. Wenn die Brücke „Bei der Windmühle“ nicht verstärkt wird, geht zusätzlich der gesamte Baustellenverkehr des „Neuen Korallusviertels“ auf der Krieterstraße mitten durch das Schulgelände.

