
Überraschende Wende im Fall Rieckhof.
Elbe-Werkstätten sollen Trägerschaft übernehmen.
Das Kulturzentrum Rieckhof bleibt Harburg voraussichtlich in seiner jetzigen Form erhalten. Diese Nachricht machte am Dienstagabend überraschend die Runde. Dem waren monatelange vertrauliche Verhandlungen vorausgegangen, an denen auch der Harburger CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer beteiligt gewesen ist. Fischer: „Sie haben dazu geführt, eine einvernehmliche Lösung für eine Zukunft des Kulturzentrums Rieckhof in Harburg zu finden.“ Diese sieht vor, dass in Zukunft voraussichtlich die Elbe-Werkstätten, die bisher die Gastronomie des Rieckhofs betrieben haben, die Trägerschaft des Rieckhofs übernehmen. Das setzt voraus, dass sich der bisherige Träger zurückziehen muss und auch wird. Jörn Hansen, Geschäftsführer des Veranstaltungszentrums: „In herzlicher Übereinstimmung zwischen dem Verein „Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e.V.“ als Träger des „Kulturzentrums Rieckhof“ und der „Elbe-Werkstätten GmbH“ haben wir gemeinsam beschlossen, dass sich die „Elbe-Werkstätten GmbH“ um die Trägerschaft des gesamten Rieckhofs bewerben soll.“ Dem haben die Vereinsvollversammlung des Rieckhof-Trägervereins am 24. November und der Aufsichtsrat der „Elbe-Werkstätten GmbH“ am 14. Dezember jeweils einstimmig zugestimmt. Die Elbe-Werkstätten, ein städtisches Unternehmen, feierten erst im vergangenen Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.
„Nachdem die Gremien der beteiligten Träger sämtlich zugestimmt haben, steht einer Übernahme der Einrichtung durch die Elbe-Werkstätten GmbH nichts mehr entgegen. Der beabsichtigte Betriebsübergang wird dazu führen, dass der Trägerverein Freizeitzentrum Hamburg-Harburg e.V. nicht weitere unnötige Auseinandersetzungen mit der Harburger Verwaltung führen muss“, so Fischer weiter. Er stellt fest: „In der Praxis ist das überflüssige, vom Bezirksamt Harburg zunächst ohne Beteiligung der Bezirksversammlung eingeleitete Interessenbekundungsverfahren, gegenstandslos, da die einvernehmliche Neuregelung von der großen Mehrheit der Bezirksversammlung und den beteiligten Senatsdienststellen in den Fachbehörden mitgetragen wird“. Allerdings hatte das Bezirksamt in den letzten Wochen eine Reihe von möglichen Trägern mit der Aufforderung angeschrieben, sich am Interessenbekundungsverfahren zu beteiligen.
„Die Harburger Verwaltung hätte sich viel Ärger ersparen können, wenn sie nicht auf die unsinnige Idee gekommen wäre, aus dem Kulturzentrum Rieckhof zukünftig mit anderen Inhalten ein Bürgerhaus zu machen und nicht stur an ihrer fehlerhaften Konzeption festgehalten hätte“, so Fischer weiter, zumal die Zuständigkeit dafür auch gar nicht beim Bezirksamt gelegen habe, sondern bei den zuständigen Stellen nördlich der Elbe. Was die Grünen bewogen habe, das von ihnen favorisierte und nun aller Voraussicht nach gescheiterte Verfahren anzustreben und voranzustreiben, sei nicht nachvollziebar. Im Rieckhof „abzuhängen“, wie es in einem der Papiere zur Causa Rieckhof hieß, sei sicherlich nicht der ideale Weg gewesen, ließ die CDU wissen.
Ralf-Dieter Fischer geht sicher davon aus, „dass die gefundene Lösung mit dem kompetenten Träger Elbe-Werkstätten in der Bezirksversammlung Harburg eine breiteste Mehrheit an Unterstützung erhalten wird.“ Besonders erfreulich sei dabei, dass auch der seit vielen Jahren von den Elbe-Werkstätten geführte Gastronomiebetrieb mit Arbeitsplätzen für mehr als 50 behinderte Mitbürger erhalten werden könne. „Aus unserer Sicht ist diese Lösung alternativlos“, kommentierte Jörn Hansen die nun eingetretene Entwicklung und führte weiter aus: „Die ‚Elbe Werkstätten-GmbH‘ ist seit 1999 Pächter der Rieckhof-Gastronomie sowie Dienstleister für den Bereich Reinigung und Hausmeisterei im Rieckhof. Die enge und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit ist seit gut 21 Jahren von gegenseitiger Wertschätzung und Professionalität geprägt. Aus unserer gemeinsamen Sicht wäre ein Übergang der Trägerschaft zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 sinnvoll. Die Arbeit würde so auf ein festes, professionelles Fundament gestellt, garantiert den Fortbestand des Kulturzentrums Rieckhof und hätte ein riesiges Potenzial zur Weiterentwicklung innerhalb der sehr breit aufgestellten Unternehmensstruktur der ‚Elbe-Werkstätten GmbH'“. Das würde auch bedeuten, erklärte Hansen weiter, „dass wir die geschützte Wort-/Bildmarke „Rieckhof – Live im Herzen Harburgs“ der „Elbe-Werkstätten GmbH“ zur Nutzung zur Verfügung stellen.“ Das schließe auch die Übertragung der Top-Level-Domain www.rieckhof.de, der Webseite und der Telefonnummer auf die „Elbe-Werkstätten GmbH“ mit ein.
Die Partei Die Linke. begrüßt die Bewerbung der Elbe-Werkstätten für den Rieckhof. „Wir begrüßen es, dass die Elbe-Werkstätten sich am Interessenbekundungsverfahren für ein so genanntes Bürgerhaus Harburg beteiligen wollen und dies im Einvernehmen mit dem Rieckhof tun“, sagt Heiko Langanke, Mitglied der Harburger Bezirksfraktion, und fuhr fort: „Die Elbe-Werkstätten kennen sich bestens im Rieckhof aus und wissen, was dort möglich ist. Und im Gegensatz zum Bezirksamt und einigen Politiker*innen auch, was nicht.“
Trotzdem hält die Die Linke. das Interessenbekundungsverfahren weiterhin für falsch. „Im Gebaren der Befürworter und Initiatoren des IBV wurde mit der Zeit immer deutlicher, dass es keine lauteren Gründe sind, warum man eine solche Ausschreibung will und hinter den Kulissen daran gearbeitet wird, das eigentliche Ziel zu erreichen: Das bestehende Kulturzentrum Rieckhof und die damit verbundenen Personen zu beseitigen“, so der Fraktionsvorsitzende Jörn Lohmann.
Nun dürfe man auf das Konzept, das die Elbe-Werkstätten einreichen werden, gespannt sein. Man sei optimistisch, „dass den Bürger*innen Harburgs der Rieckhof als Kulturzentrum erhalten bleiben wird. Außerdem würde so auch sichergestellt, dass die Elbe-Werkstätten ihre integrative Arbeit dort fortsetzen können und sich als Dienstleister dafür auf das für sie neue Terrain der Kulturarbeit begeben. Allein dafür verdienen sie höchste Anerkennung.“, so Heiko Langanke.

