„Sind mit unseren Maßnahmen sehr früh dran“.
Fischbeker Reethen: Eingriffe in Natur werden ausgeglichen.
In den Fischbeker Reethen überplant die IBA Hamburg rund 70 Hektar Fläche für das neue gemischte Quartier mit Wohnungen und gewerblicher Nutzung sowie großzügigen Grünflächen und Freianlagen wie dem „Blau-grünen Band“ oder den „grünen Fingern“. Dabei kommt es zu baulichen Eingriffen in die bestehende Natur. In den kommenden Jahren müssen dafür Verluste von Baumbeständen, Feldhecken und allgemein Lebensräume einiger Tierarten ausgeglichen werden. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen sind fachgutachterlich mit allen beteiligten Behörden ausgearbeitet und abgestimmt worden. Dabei berücksichtigte die IBA Hamburg alle gesetzlichen Auflagen für den Arten- und Biotopschutz sowie insbesondere das Bauen in der Nähe des EU-Vogelschutzgebiets „Moorgürtel“. Einige Maßnahmen werden als sogenannte vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen für den Artenschutz (CEF-Maßnahmen) bereits in 2020 und 2021 umgesetzt – und damit, bevor „die Bagger rollen“.
Karen Pein, Geschäftsführerin der IBA Hamburg: „Wir sind mit unseren Maßnahmen sehr früh dran, schon lange bevor die Bebauung überhaupt startet. So schaffen wir insbesondere für die Feldlerche neue Habitate, bevor wir mit den Bauarbeiten starten. Wir gleichen dabei nicht nur Verluste aus, sondern schaffen auch ganz neue Qualitäten für den Naturschutz.“
Die IBA Hamburg sieht für die Fischbeker Reethen ein multifunktionales Ausgleichskonzept vor. Das heißt, dass verschiedene Maßnahmen kombiniert werden und so positive Synergien für die Umwelt entstehen. Alle vorgesehenen Ausgleichsflächen liegen in direkter Nähe zum Bebauungsgebiet oder nah gelegen hinter der Landesgrenze. Auf niedersächsischem Gebiet sind jetzt schon große Teile der Ausgleichsflächen im Besitz der Stadt. Ausgleichs- und Minderungsmaßnahmen innerhalb der Fischbeker Reethen sind beispielsweise (Auszug): Mehr als fünf Hektar Moorfläche mit Torfböden werden freigehalten und wieder vernässt. Auf diesem Areal werden dann angepasste Baumarten angepflanzt. Diese Maßnahme wäre damit auch ein Ausgleich für die Baumfällungen im Zufahrtsbereich der Bundesstraße (B73) in das neue Quartier. Eine Biotopverbindung mit entsprechendem Korridor (22 Meter breit) wird nachhaltig gesichert. Bestehende Biotope, wie ein Kleingewässer an der Bahn, bleiben dauerhaft erhalten. Im Zuge der späteren Bebauung werden 70 Prozent aller Dächer mit Dachbegrünung und Solaranlagen (PV oder Solarthermie) ausgestattet.
Ausgleichs- und Minderungsmaßnahmen außerhalb der Fischbeker Reethen seien ebenfalls geplant (Auszug): Direkt angrenzend an die Fischbeker Reethen (nördlich der Bahnstrecke) werden intensiv genutzten Äckern und Weiden in Feuchtgrünland oder extensiv genutzte Getreideäcker mit Feldlerchenfenstern umgewandelt. Auf allen Ausgleichsflächen wird es keinen Maisanbau mehr geben. Insgesamt werden 360 laufende Meter Feldhecken als Schutz- und Brutraum für einzelne Vogelarten neu gepflanzt. Nördlich der Bahnlinie wird eine Streuobstwiese angelegt. Für Feldlerchen und Wiesenschafstelzen werden Ackerflächen umfangreich aufgewertet. Zahlreiche Nistkästen für die vor Ort lebenden Fledermäuse werden installiert und Jagdkorridore durch die Anpflanzung von Bäumen neu geschaffen. Für die besonders gefährdeten Vogelarten Wachtelkönig und Feldlerche seien laut IBA dabei die folgenden Maßnahmen vorgesehen:
Schutzmaßnahmen für den Wachtelkönig: Im Projektgebiet wurden im Rahmen der erforderlichen Kartierungsarbeiten zwei Paare des Wachtelkönigs nachgewiesen. Für diese Vogelart sind jeweils zwölf Hektar Ausgleichsfläche pro Paar plus Aufschlag erforderlich. Rund 30 Hektar vorgezogene Ausgleichsflächen (CEF-Maßnahmen) wären für den Wachtelkönig vorgesehen. Knapp zehn Hektar konnten noch im Hamburger Naturschutzgebiet Moorgürtel als Ausgleich für den Wachtelkönig gesichert werden. Weitere gut 20 Hektar wurden im niedersächsischen Teil des Moorgürtels, dem Naturschutzgebiet Moore bei Buxtehude, angekauft. Auf allen Flächen wurden bereits in diesem Jahr Verträge mit Landwirten abgeschlossen, die ausschließlich eine extensive Grünlandnutzung unter Berücksichtigung der besonderen Ansprüche des Wachtelkönigs zulassen, zählt die IBA auf. Schutzmaßnahmen für die Feldlerche wären unter anderem: Für insgesamt neun Paare seien mehrere Flächen (neun Hektar) ausgewiesen. In diesem Frühjahr wurden schon zwei Lerchenfenster (5 x 6 Meter) auf einem Hektar Getreideacker angelegt. Weitere bisher für intensiven Maisanbau genutzte Flächen sollen ab 2021 auch so hergerichtet werden, so die IBA.
