S33 – Ein S-Bahn-Ring für Harburg

Hakverdi/Wiesner -.

S33 – Ein S-Bahn-Ring für Harburg.

Ring kann die Verkehrsprobleme des Hamburger Südens lösen.

Die Anbindung des Hamburger Südens an das S-Bahnnetz Hamburgs erfolgte mit der Linie S3 erst 1983. 1984 wurde die Strecke bis Neugraben verlängert. Hinzu kam 2007 die Streckenerweiterung von Neugraben über Buxtehude bis nach Stade. Jedes Jahr benutzen mehr Fahrgäste die S3 und die S31. Die Bevölkerung in Hamburgs Süden wächst und immer mehr Menschen steigen vom Auto auf die Bahn um, damit sie schneller ins Hamburger Zentrum gelangen können. Die Kehrseite dieses Erfolgs ist eine mittlerweile permanent überlastete S-Bahn im Hamburger Süden.
Metin Hakverdi, Bundestagsabgeordneter für Harburg, Süderelbe und Wilhelmsburg, sagt zu dieser Überlastung: „Schon im Normalbetrieb ist es hier in Stoßzeiten so voll, dass man kaum in die Züge kommt. Fällt eine Bahn mal aus oder ist die Strecke gar gesperrt und es wird auf Schienenersatzverkehr umgestellt, herrscht oft Chaos. Dieser Zustand ist untragbar.“
Kurz- und mittelfristige Abhilfe ist geplant: Die S-Bahn-Strecke wird durch Einzäunung gesichert, neue Waggons wurden bestellt, um längere Züge auf die Strecke zu schicken. Gearbeitet wird auch an einer höheren Taktung, die durch die Digitalisierung der Strecke möglich werden soll.
Bei allen diesen Maßnahmen stellt der Hamburger Hauptbahnhof aber weiterhin das entscheidende Nadelöhr für die Menschen aus dem Hamburger Süden und dem Umland von Neu Wulmstorf bis Stade dar: Die allermeisten Fahrgäste müssen dort durch. Metin Hakverdi: „Der Hauptbahnhof arbeitet heute schon an seiner Kapazitätsgrenze und wegen der Innenstadtlage sind große Kapazitätserweiterungen unwahrscheinlich oder abwegig.“ Deshalb hat er zusammen mit Frank Wiesner, dem Verkehrsexperten der SPD-Bezirksfraktion Harburg, einen Vorschlag erarbeitet, der sowohl den Hamburger Hauptbahnhof als auch die Linie S3 und S31 entlastet.
„Ein S-Bahn-Ring kann die Verkehrsprobleme des Hamburger Südens lösen und gleichzeitig den Hamburger Hauptbahnhof entlasten“, sagen Hakverdi und Wiesner und schlagen einen S-Bahn-Ring vor: Die S33 (siehe Karte).
Der Ring führt vom Hauptbahnhof über die Veddel, Wilhelmsburg, Harburg und Süderelbe durch einen S-Bahn-Tunnel unter der Elbe nach Altona und von dort wieder zum Hauptbahnhof.
Dabei soll die Strecke von einer neuen Haltestelle in Bostelbek ausfädeln, nach Norden führen und mit der S-Bahnhaltestelle Altona verbunden werden. Frank Wiesner möchte für die Strecke kostengünstig freie Kapazitäten auf den Gleisanlagen der Hafenbahn nutzen. „Eine neue Strecke ist erst ab Waltershof erforderlich“, sagt der Bezirksabgeordnete. Ihm schweben mögliche Haltepunkte in Hausbruch, Moorburg und Waltershof vor.
„Einzäunungen der Strecke, Digitalisierung, stärkere Nutzung der bestehenden Trasse sind richtige Maßnahmen. Aber sie reichen nicht. Das alles verschafft uns auf der Strecke der S3 nur mittelfristig eine Entlastung. Der Kapazitätsausbau reicht gerade, um die aktuelle Überlastung aufzufangen. Keinesfalls ist es die strategische Antwort auf die Mobilitätswende in diesem Jahrhundert für den Hamburger Süden“, sagte Hakverdi. Und: Der Hauptbahnhof bleibe nach wie vor das Nadelöhr. Wichtig seien deshalb Lösungen, die den Hauptbahnhof entlasten und gleichzeitig die Kapazitätsgrenzen der S-Bahn steigern. Er ergänzt: „Auf Bundesebene sind die Weichen für die Zukunft neu gestellt. Im Deutschen Bundestag haben wir es gesetzlich möglich gemacht, dass der Bund große Teile des Ausbaus des Nahverkehrs finanzieren kann. Dafür setzte ich mich ein.“
Frank Wiesner weist auf einen weiteren Aspekt hin: „Für Pendler aus Stade oder Neugraben in Richtung Altona und Umgebung ist die S3 nicht attraktiv. Man muss für die Nutzung der S-Bahn einen Umweg von 20 km in Kauf nehmen.“ Der Vorschlag von Hakverdi und Wiesner würde auch helfen, die A 7 und den Elbtunnel zu entlasten. Matthias Czech, Abgeordneter für Süderelbe und Mitglied im Verkehrsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft, befürwortet eine S33. „Ein S-Bahn-Ring würde die Verkehrsprobleme in Süderelbe wesentlich entlasten“. Auch der Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich begrüßt den Vorschlag. „Ein S-Bahn-Ring würde die Stationen Wilhelmsburg und Veddel deutlich entlasten“, sagt er. Hakverdi und Wiesner freuen sich über die Unterstützung, die ihre Idee in der Öffentlichkeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erfährt. Hakverdi: „Wir müssen jetzt Verbündete finden. Ich erwarte deshalb Unterstützung auch von nördlich der Elbe und dem Umland. Wir sollten die Weichen jetzt zukunftsweisend stellen: Zu einem attraktiven ÖPNV-Angebot in den kommenden Jahrzehnten im Süden Hamburgs gehört der S-Bahn-Ring S33.“
Der CDU-Bezirksabgeordnete Lars Frommann begrüßt die Gedanken: „Ich freue mich, dass scheinbar ein Teil der SPD nun aufwacht. Wir fordern eine derartige Anbindung schon seit Langem und hatten diesen Punkt in ähnlicher Form bereits in unserem Wahlprogramm zur Bezirksversammlungswahl aufgeführt. Bei der SPD suchte man bisher derartige Punkte vergeblich.“ So heißt es schon im Wahlprogramm der CDU zur Bezirksversammlungswahl 2019: „Die U4 ist bis nach Harburg zu verlängern. Das Airbus-Werk Finkenwerder und der Stadtteil Finkenwerder sind an das S-Bahn-Netz anzuschließen, in Fortführung mit weiterer Elbquerung zum neuen Fernbahnhof Diebsteich (Ringlinie S3)“. „Eine Anbindung dieser Strecke an einen S-Bahnhaltepunkt in Bostelbek wäre ideal, da dort durch die Schaffung weiterer Arbeitsplätze die Bedarfe in Zukunft ohne noch weiter steigen werden. Den Verlauf der Trasse müsste man im Detail betrachten“, ergänzt Frommann und betont, dass mann einen S-Bahnhof in Bostelbek bereits kurzfristig umsetzen könne.
Die CDU begrüßt die SPD-Äußerungen. Der Neugrabener CDU-Bezirksabgeordnete Lars Frommann betont, dass es Alternativen zu dem bestehenden S-Bahnnetz geben müsse. Dazu zählen auch der Halt des Metronoms in Neugraben und auch die Anbindung der Fährlinien an den Stadtteil, so Frommann. „Leider wurde ein von mir eingebrachter Antrag nach einer Express-Buslinie von Neugraben zum Fähranleger Finkenwerder mit Zwischenstop in Francop durch die Rot-Grüne Mehrheit in der Bezirksversammlung abgelehnt“ bedauert der CDU-Mann. „Ein wichtiger Schritt zur Attraktivitätssteigerung der Bahn als kurzfristiges Ziel ist allerdings der Ausbau des vorhandenen Systems, die Reduzierung der Ausfälle und die Befreiung der P&R-Häuser von Parkgebühren“, sagt Frommann und stellt abschließend fest, dass der Bau einer entsprechenden Linie durch die Elbe viel Geld und Zeit kosten wird, und aus diesem Grunde sollte man zumindest keine Zeit mehr verlieren.