Rückständiges Verkehrskonzept oder eindeutiges Ergebnis?

pm -„Kultur braucht RaumÒ hieß es auf dem Transparent. Zeit für das Thema war keine.

Rückständiges Verkehrskonzept oder eindeutiges Ergebnis?.

Verlängerung einer Langenbeker Buslinie bleibt umstritten.

Wo können Harburgs Musiker proben? Gleich vier Anträge der Parteien für die Bezirksversammlung, die am Dienstag getagt hat, hatten das Problem zum Thema gemacht – behandelt wurde es jedoch nicht. Im Konsens hatte der Ältestenrat beschlossen, die ausführlichen Beratungen am Donnerstag in der Sitzung des Kulturausschusses zu führen. Die Harburger, die eingangs der Sitzung ein Transparent mit dem Wortlaut „Kultur braucht Raum“ entrollt hatten, zogen schließlich unverrichteter Dinge wieder ab. Auch das Warten bis zum Tagesodnungspunkt 15 – nach einer Pause für die Abgeordneten – hätte sich nicht gelohnt, weil das Thema eh nicht behandelt wurde. Das aber hatte ihnen niemand gesagt.
Statt dessen hatten sich die Abgeordneten in das Thema „Langenbeker Buslinie“ verhakt, das die öffentliche Fragestunde, zu der zahlreiche Langenbeker erschienen waren, dominierte. Jens Meyer, Sprecher einer örtlichen Anwohnerinitiative, hatte zuvor beklagt, dass die geplante Verlängerung einer Buslinie über ein Teilstück der Radickestraße, wie SPD, Grüne und Linke sie befürworten, mit viel Lärm und Verkehr verbunden und deshalb abzulehnen sei. Torsten Fuß, Verkehrsexperte der SPD, versuchte zu beschwichtigen. Man habe eine Befragung vor Ort durchgeführt und 60 % der Befragten hätten der neuen Buslinie zugestimmt. Das forderte den Widerspruch zahlreicher des anwesenden Langenbeker heraus, die von einer Befragung – deren Durchführung sie bezweifelten – nichts mitbekommen haben und diese Buslinie ablehnen. Auch der Hinweis von Fuß, dass die Befragung bei der örtlichen Polizei aktenkundig sei, konnte die Gemüter nicht beruhigen, ebenso wenig wie die Feststellung von Jörn Lohman, Fraktionsvorsitzender Die Linke, dass das Ergebnis der Bürgerbefragung mit eindeutigen Zahlen verpflichte. Aus demokratischen Gründen hätten auch die Linken zugestimmt, bestätigte ihr Abgeordneter Jürgen Marek. Der Hinweis von Fuß, dass man mit den Bürgern unverändert im Gespräch ist und das letzte Wort noch nicht gesprochen sei, überzeugte die Front der Ablehner nicht. Auch Carsten Schuster (FDP) wunderte sich: Es passe nicht zusammen, einerseits den Anwesenden Hoffnung zu machen und auf der anderen Seite die Planungen voranzutreiben. Das sei eine „abenteuerliche“ Vorgehensweise.
Um die Verlängerung der Buslinie realisieren zu können, muss ein alter, bestehender B-Plan geändert werden. Angesichts der neu entstandenen Bedarfe sei eine dahingehende Überlegung und Neubewertung auch sinnvoll, sagte der Baudezernent Jörg-Heinrich Penner. Für die CDU lehnte ihr Abgeordneter Rainer Bliefernicht diese Planungen ab und betonte, dass sich seine Partei schon 2004 darauf festgelegt habe, dort keinem zusätzlichen Verkehr zuzustimmen. Darauf müsse sich der Bürger verlassen können. Ihm stimmte – was selten vorkommt – Wiest (Neue Liberale) zu. Diese Büchse der Pandora dürfe man nicht öffnen, forderte sie die Befürworter auf. Es sei unverantwortlich, zusätzlichen Verkehr durch ein verkehrsberuhigtes Wohngebiet zu schicken. Die Öffnung für die Buslinie sei purer Blödsinn, der zum Glück (noch) durch den aktuellen B-Plan verhindert werde, fuhr sie fort und fragte rhetorisch: „Was ist das für ein rückständiges Verkehrskonzept?“ Dass ausgerechnet die Grünen dem zugestimmt haben, sei eine hirnrissige Idee.
Martin Hoschützky (CDU) versuchte, die Wogen zu glätten: Wir sehen uns das an, ich glaube an einen Konsens“, sagte er und hatte damit das letzte Wort in dieser Bürgerfragestunde.