„Räume der Begegnung und Hoffnung schaffen!“

Hédi Bouden und Margot Friedländer (Mitte) bei der Verleihung des Margot Friedländer Preises 2024. Bouden wurde für sein außergewöhnliches Engagement in der Antisemitismusprävention ausgezeichnet Foto: ein

„Räume der Begegnung und Hoffnung schaffen!“.

Hédi Bouden erhält Margot Friedländer-Preis.

Es sind bewegende Momente am vergangenen Mittwochabend im Humboldt Forum in Berlin. Hédi Bouden, Theaterlehrer am Helmut-Schmidt-Gymnasium in Wilhelmsburg, erhält aus den Händen der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer den Margot Friedländer Persönlichkeitspreis 2024. Während das Publikum minutenlang applaudiert, umarmt die 103-Jährige den engagierten Lehrer aus Wilhelmsburg, greift immer wieder nach seinen Händen, flüstert ihm etwas ins Ohr. Kurz zuvor hatte Schauspielerin, Laudatorin und Jurymitglied Natalie Wörner erläutert, warum gerade Bouden, Sohn tunesischer Eltern, in Deutschland geboren und muslimischen Glaubens, diesen Preis verdient hat, lobt sein Engagement, durch das er berührende Orte der Hoffnung und Erinnerung, Orte der Heilung schaffe.
„Hèdi Bouden erhielt den Margot Friedländer Persönlichkeitspreis 2024 für sein außergewöhnliches Engagement in der Antisemitismusprävention. Der in Hamburg-Wilhelmsburg tätige Lehrer setzt sich seit 2018 in zahlreichen Begegnungsreisen, Theater- und Ausstellungsprojekten mit Schülerinnen und Schülern aus Hamburg und Israel für Dialog, Hoffnung und Toleranz ein. Am 7. Oktober 2023 wurden die jüdischen und muslimischen Schülerinnen und Schüler aus Shaar Ha Negev und Rahat an der Grenze zu Gaza durch den Terrorangriff der Hamas daran gehindert, wie geplant nach Cordoba zu reisen, um dort mit den Hamburger Jugendlichen an jüdischen, christlichen und muslimischen Orten eine ,Architecture of Hope‘ zu schaffen. Stattdessen reiste Hèdi Bouden seitdem mehrfach nach Israel, um die Verbindung zu den Jugendlichen aufrechtzuhalten und ihre aufgezeichneten Stimmen in ,Architecture of Hope‘ zu integrieren“, heißt es in der Jurybegründung.
„Mit mir stehen jetzt hier ganz viele andere Menschen, viele Jugendliche, viele Menschen, die in der Schule bei mir waren und schon raus sind. Menschen, die hier in Deutschland sind, Menschen in Israel. Jüdische Israelis, arabisch-palästinensische Israelis, Palästinenser:innen – alle stehen hier mit mir auf dieser Bühne und nehmen diesen Preis entgegen. Genauso aber auch wie meine ganze Familie hinter mir steht. Menschen, die es mir ermöglicht haben, den Mut zu haben, zu mir zu stehen, unabhängig davon, was man an Erfahrung macht. Ich glaube, das für mich die größte Ehrung heute hier, ist natürlich dieser Preis, aber mit Margot Friedländer hier zu stehen, das ist für mich wirklich der größte Preis, den man mir machen konnte heute. Das ist etwas, was ich immer mit mir tragen werde. Das wichtigste ist in dieser Zeit, Räume der Begegnung und Hoffnung zu schaffen, den Menschen zu sehen. Das ist nämlich die einzige Lösung, die wir haben. Wenn wir einander nicht als Menschen sehen, werden wir einander nicht begegnen“, so ein sichtlich bewegter Hédi Bouden in seiner Dankesrede.
Die Stifterin Dr. h.c. Margot Friedländer wurde 1921 als jüdische Deutsche in Berlin geboren, überlebte als einzige in ihrer direkten Familie den Holocaust und kehrte nach mehr als sechs Jahrzehnten in New York im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück. Seitdem setzt sich dafür ein, dass das, was Millionen von Menschen ihrer Generation angetan wurde, nie wieder passiert. Der Preis zeichnet Menschen aus, die sich aktiv für Toleranz, Menschlichkeit und gegen Antisemitismus oder Demokratiefeindlichkeit einsetzen.
Margot Friedländer hat die Ausschreibung des Preises federführend begleitet: „Die große Zahl der eingereichten Bewerbungen, die sich für die Ziele meiner Stiftung einsetzen, hat mich sehr gefreut. Denn dieses Engagement ist so unglaublich wichtig. Wichtig für die Zukunft unseres Landes, wichtig für euch. Ich engagiere mich jeden Tag dafür, dass wir nicht vergessen dürfen, was geschehen ist. Und ich danke allen, die sich meiner Mission mutig und engagiert anschließen. Seid Menschen.“



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