Nimmt Harburg einen sozialen Brennpunkt in Kauf?

Foto: SPD -Frank Richter

Nimmt Harburg einen sozialen Brennpunkt in Kauf?.

Kontroverse um neuen Abrigado/Tafel-Standort.

Es war eine Debatte mit selten klaren Worten: „Schnapsidee“ und „schändliche Sozialpolitik“ schimpfte der CDU-Fraktionsvositzende Ralf-Dieter Fischer. „Abenteuerlich, wie die CDU sich das zusammenstrickt“, entgegnete Frank Richter, sein Gegenpart von der SPD empört und hatte kein Verständnis für die „Schreckenszenarien“ der Christdemokraten. Worum geht es?
Die aktuellen Planungen sehen vor, dass die Harburger Tafel und die Drogeneinrichtung Abrigado (CDU: ein Harburger Leuchtturmprojekt) am jetzigen Standort der Tafel in der Buxtehuder Straße zusammenziehen. Mehr noch: Auch 50 Sozialwohnungen sollen dort entstehen. Das trieb die CDU auf die Barrikaden. Das wäre ein großer Fehler, so Fischer weiter, weil sich in Zukunft immer mehr Menschen bei der Tafel mit Lebensmittel eindecken werden und dann dort auf auf die Abrigado-Kundschaft treffen würde, die dort ihre Substitutions-Mittel erhält. „Das ist ein Schlag gegen gegen die Harburger Sozialpolitik“, wetterte Fischer weiter, zumal die SPD, um das Wohnungsbauprogramm des Senats durchzusetzen, bereit sei, Wohnungsbau für Wohnungslose (und auch Flüchtlinge), koste es, was es wolle, zu realisieren. Verwerflich aus Fischers Sicht, dass die Bezirksversammlung an diesem Projekt lediglich marginal beteiligt gewesen sein. Die „Ausrede“ der Koalition, es gebe keine entsprechende Baufläche, ließ Fischer nicht gelten und konterte mit dem Hinweis auf die Fläche in der Rote-Kreuz-Straße, wo Wohnungsbau geplant ist (der Neue RUF berichtete). Bianca Blomencamp, Fraktionsvorsitzende der Grünen, zeigte überhaupt kein Verständnis dafür, dass die CDU mit diesem Thema jetz „um die Ecke kommt“, da mittlerweile nun schon alles bekannt sei.
Zwischen den Besuchern der Tafel und des Abrigado werde es dank entsprechender Öffnungszeiten keinerlei Überschneidungen der jeweiligen Besucher geben, sagte Frank Richter, und Kinder müssten, anders als von der CDU unterstellt, auch nicht auf Junkies gucken. Alles nur Schwarzmalerei der Christdemokraten, so ein kopfschüttelnder Richter. „Dieser Ort ist ok“, betonte er ausdrücklich, denn in der Rote-Kreuz-Straße gebe es im Übrigen kein entsprechendes Planrecht. Erst in etwa fünf Jahren könnten dort 80 Wohnungen entstehen.
Ganz unerwartet bekam die CDU Unterstützung von der Partei Die Linke. „Dort passen keine Sozialwohnungen hin“, sagte ihr Fraktionsvorsitzender Jörn Lohmann mit Blick auf die Buxtehuder Straße. Brit-Meike Fischer-Pinz (CDU) wies noch einmal auf die Abrigado-Hintergründe hin. „Dort tun sich menschliche Abgründe auf“, sagte sie. Auch schon deswegen sollte man schon allein für diejenigen, die dort arbeiten, die bestmöglichen Arbeitsbedingungen schaffen. Originalton: „Sie müssten auf Händen getragen werden.“ Das Ja der Behörde zum Standort Buxtehuder Straße könne sie sich nur damit erklären, „dass ihr die Örtlichkeit nicht bekannt ist.“ Im Übrigen habe das Abrigado selbst gefragt, ob eine Zusammenlegung mit der Tafel notwendig sei. „Wir schaffen uns dort einen sozialen Brennpunkt – lassen Sie das nicht laufen“, richtete Fischer-Pinz warnende Worte an die Koalition. Einen entsprechenden Antrag der CDU lehnte diese ab.