Kinderzeichnungen gehören jetzt zum Weltdokumentenerbe

Die Zeichnungen stammen von Schülern aus der damaligen Schule III (heute Ganztagsschule) in der Wilhelmsburger Fährstraße und handeln vom 1. Weltkrieg Foto: MEW

Kinderzeichnungen gehören jetzt zum Weltdokumentenerbe.

UNESCO würdigt bedeutende historische Zeugnisse.

Als Peter Beenck, Archivar des Museums Elbinsel Wilhelmsburg, 2013 bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden des alten Amtshauses in Kirchdorf circa 300 Kinderzeichnungen aus der Zeit des 1. Weltkrieges fand, ahnte er wahrscheinlich nicht, wie aktuell diese Thematik wieder einmal werden würde. Die Zeichnungen stammen von Schülern aus der damaligen Schule III (heute Ganztagsschule) in der Wilhelmsburger Fährstraße. Thematisch beschäftigten sich die Kinder mit dem Luft-, See- und dem Landkrieg. Einen geradezu beängstigenden Eindruck machen diese Kinderzeichnungen: blutüberströmte Soldaten, feuernde Kanonen und brennende Städte, untergehende Schiffe. Darunter aber auch Zeichnungen, die die Situation und das Leiden der Verwundeten eindrucksvoll darstellen. Zu den Bildern wurden inzwischen Bücher, Master- und Promotionsarbeiten verfasst und auch Vorträge gehalten, auch das Museum selber veranstaltete unter der damaligem Museumsleitung Jürgen Drygas zwei Ausstellungen. Seit April dieses Jahren nun gehören die Kinderzeichnungen des Museums Elbinsel Wilhelmsburg zum Weltdokumentenerbe UNESCO-Register „Memory of the World“, das mit der Aufnahme bedeutende historische Zeugnisse würdigt. Das Weltdokumentenerbe vereint Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Das internationale UNESCO-Register „Memory of the World“ zählt über 500 Einträge. Darunter befinden sich 35 Beiträge aus Deutschland.
Die Kinderzeichnungen aus Wilhelmsburg sind Teil einer internationalen Eintragung: „Zeichnungen und Texte von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Ländern Europas geben Einblick in die Jahre 1914 bis 1950. Sie dokumentieren Erlebnisse, Gedanken und Gefühle junger Menschen in Kriegszeiten und spiegeln persönliche Schicksale sowie gesellschaftliche Umbrüche wider. Viele dieser Werke sind die einzigen Spuren, die von ihnen hinterlassen wurden – insbesondere von jenen, die Krieg und Massenmord zum Opfer gefallen sind. Die Zeichnungen eröffnen neue Perspektiven auf das kulturelle Gedächtnis Europas und schaffen Raum für Dialog, Mitgefühl und Erinnerung. Die Dokumente wurden durch Frankreich zur Aufnahme in das internationale UNESCO-Register vorgeschlagen. Neben Deutschland haben sich Kanada, Polen, die Schweiz, Spanien, Tschechien und das Vereinigte Königreich an der Nominierung beteiligt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Unesco.
„Wir freuen uns sehr über die Aufnahme in das UNESCO-Weltdokumentenerbe. Jetzt gibt es bald (nach der Wiedereröffnung unseres Museums) in Wilhelmsburg etwas Besonderes zu bewundern. Unser Fund auf dem Dachboden, gemalte Kinderbilder vom 1. Weltkrieg, ist zusammen mit anderen Bildern aus mehreren Ländern in dieses Register ,Memory of the World‘ aufgenommen worden. Sicherlich ein neuer Höhepunkt in unserem neuen Museum. Vom Kultursenator Carsten Brosda erhielten wir schon ein Glückwunschschreiben und von der Kulturbehörde die Zusage, nach Abschluss der Bauarbeiten die Hamburger Öffentlichkeit und die Presse auf die Bilder aufmerksam zu machen. Sicherlich bekommen die Kinderbilder in den neuen Ausstellungen einen besonderen Platz“, freut sich Gerd Nitzsche, 1. Vorsitzender des Museums Elbinsel Wilhelmsburg.
Weitere Informationen dazu unter www.museum-elbinsel-wilhelmsburg.de/aktuelles/kinderkriegsbilder-1.-weltkrieg—children-s-drawings.