Kiezläufer-Projekt entwickelt sich dynamisch

W. Marsand -Im bereich des Neugrabener S-Bahnhofes sind die Kiezläufer unter anderem präsent.

Kiezläufer-Projekt entwickelt sich dynamisch.

IN VIA zieht positive Bilanz für Süderelbe und Harburg.

SPD und Grüne baten IN VIA e.V. um einen Sachstandsbericht über das Projekt Kiezläufer in den einzelnen Bezirken für die vergangenen Jahre zu erstellen und „neben den quantitativen Daten über Anzahl der Kiezläufer, Einsätze und Einsatzorte etc. auch qualitative Aussagen über Erfahrungen, Wirkungen und ggfs. Risiken der Arbeit der Kiezläufer zu treffen“. Dabei sei auch auf die Auswirkungen der Pandemie mit Ausgangsbeschränkungen, Hygiene-, Abstands- und Maskenregeln einzugehen. Der Sachstandsbericht soll im ersten Quartal 2022 der Bezirksversammlung zur Verfügung gestellt werden, forderten SPD und Grüne.
Der Sachstandtsbericht für die Kiesläufer 2021 fällt laut IIN VIA positiv aus.Seit Beginn des Kiezläufer-Projekts 2014 in Neugraben entwickelt sich das Projekt bis heute dynamisch und abhängig von den Bedarfen in den jeweiligen Sozialräumen. Nach den Schulungen neuer Kiezläufer 2021seien mittlerweile (Stand: 15.10.2021): 34 Kiezläufer unterwegs, davon 12 in Neugraben, 11 in Neuwiedenthal und 11 in Harburg, zählt IN VIA auf.
„Ähnlich dynamisch wie die Teams entwickeln sich auch die Laufrouten je nach den aktuellen Treffpunkten von Jugendlichen in den Sozialräumen. So sind im Moment fast täglich Teams rund um den Neugrabener Bahnhof und die BGZ-Wiese unterwegs. Nach einer aktuellen Anfrage durch die Siko Harburg binden einige Kiezläufer*innen auch die Gegend rund um die Grundschule am Johannisland in ihre Läufe ein. Gleiches gilt für die anderen Sozialräume, in denen die Kiezläufer*innen immer wieder sondieren, welche Orte am wichtigsten sind. So werden in Harburg regelmäßig das Göhlbachtal und das Areal rund um das Arbeitsamt angelaufen. In Neuwiedenthal sind zentrale Orte u.a. der Bahnhof und das Naturschutzgebiet“, so IN VIA.
Die Wirkung der Kiezläufer könne an unterschiedlichen Punkten festgemacht werden. Die Kiezläufer würden Wünsche der Jugendlichen in den jeweiligen Sozialräumen aufnehmen und trügen diese weiter, wie beispielsweise ein Fußballnetz, das repariert werden soll oder der Wunsch nach mehr Sitzgelegenheiten an bestimmten Orten. „Außerdem bieten die Kiezläufer*innen Jugendlichen ein offenes Ohr für ihre Themen, wie z.B. Ausbildungsplatzsuche oder Schwierigkeiten in der Schule. Die Kiezläufer*innen geben Tipps aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz und verweisen an geeignete Institutionen in den jeweiligen Stadtteilen. Dies hilft den Jugendlichen, stärkt aber auch die Selbstwirksamkeit der Kiezläufer*innen“, erklärt IN VIA. So beschreibe zum Beispiel ein langjähriger Kiezläufer sein schönstes Erlebnis damit, dass er einen Jugendlichen mit seinen Tipps erfolgreich dabei unterstützt habe einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Kiezläufer seien außerdem dazu ausgebildet ,deeskalierend zu wirken. Meist wäre kein Einschreiten in konkreten Streitsituationen notwendig, denn allein die regelmäßige Präsenz der Kiezläufer in den Abendstunden sorge für eine entspanntere Atmosphäre in den jeweiligen Sozialräumen. Dies mache unter anderem den großen Erfolg des gewaltpräventiven Projekts aus, meint IN VIA.
Die Erfahrung seit Beginn des Projekts habe gezeigt, dass das Ehrenamt als Kiezläufer sehr risikoarm wäre. „Die Kiezläufer*innen können sich bei Rückfragen immer an die hauptamtliche Projektkoordinatorin wenden. Auch bei der Polizei gibt es einen Ansprechpartner, den die Kiezläufer*innen im Rahmen ihrer Ausbildung kennenlernen. Die Kiezläufer*innen sind immer mindestens zu zweit unterwegs und in der Tätigkeit ist fest verankert, dass der Selbstschutz der Kiezläufer*innen in jeder Situation Priorität hat. Nicht zuletzt werden in regelmäßigen Teamsitzungen die Erfahrungen aus den Läufen besprochen, wobei sich immer wieder zeigt, dass die Kiezläufer*innen auf den Umgang mit herausfordernden Situationen gut vorbereitet sind“, führt IN VIA aus.
Aber auch in diesem Bereich hat Corona ihre Spuren hinterlassen. Mit Beginn der Corona-Pandemie habe sich auch die Tätigkeit der Kiezläufer verändert. So mussten die Läufe immer wieder an die aktuellen Regeln angepasst werden. Zwischenzeitlich wären Läufe ausschließlich in den frühen Abendstunden möglich und die Kiezläufer durften nur noch zu zweit in festen Teams unterwegs sein. Für ihre Tätigkeit wurden die Kiezläufer mit Masken ausgestattet und Teamsitzungen haben phasenweise online stattgefunden. Auf Grund der aktuellen Lockerungen und der geringen Ansteckungsgefahr im Freien seien die Regeln für die Läufe etwas gelockert, teilt IN VIA mit. „Die Kiezläufer*innen haben klar kommuniziert, dass sie auch unter pandemischen Bedingungen weiterlaufen möchten, dabei gestalten die Ehrenamtlichen ihre Rundgänge abhängig von ihrem eigenen Schutzbedürfnis. So haben einzelne Kiezläufer*innen ihren Kontakt zu Jugendlichen während der Pandemie stark eingeschränkt und sich mehr auf eine Beobachterrolle beschränkt. Die meisten Kiezläufer*innen sind aber weiter auf Abstand in Kontakt mit den Jugendlichen in ihrem Sozialraum. Dabei ist Corona ein großes Thema, wie z.B. aktuelle Beschränkungen, Selbsttests und Impfungen, aber auch die psychischen Auswirkungen der Pandemie auf die Jugendlichen. Dementsprechend haben besonders während den Lockdownzeiten, als viele wichtige Institutionen geschlossen waren, die Kiezläufer*innen eine zentrale Funktion als Ansprechpartner*innen in ihren Stadtteilen eingenommen“, betont IN VIA.