Johanniter vielfältig engagiert in Neu Wulmstorf

SPD-Landtagskandidatin Sabine Schulz-Rakowski (l.) im Gespräch mit der Leiterin der Unterkunft in Neu Wulmstorf Christin Darga

Johanniter vielfältig engagiert in Neu Wulmstorf.

SPD-Politikerin Schulz-Rakowski informierte sich.

Das vorrangige Interesse von SPD-Landtagskandidatin Sabine Schulz-Rakowski galt aktuell der Unterkunft für Geflüchtete im ehemaligen Pflegeheim am Markt in Neu Wulmstorf. In Begleitung von Sonja Schleutker-Franke, Pressesprecherin des Johanniter-Regionalverbands Harburg, sprach sie mit der Leiterin der Unterkunft in Neu Wulmstorf, Christin Darga. Bevor jedoch die Räume besichtigt wurden, erlebte Schulz-Rakowski live, welche Herausforderungen sich in einer Unterkunft stellen können. Bei über dreißig Grad im Schatten muss Darga auch Erwachsene an die geltende Maskenpflicht erinnern. Es wird deutlich, dass die Sprache ein wesentlicher Bestandteil ist, für den eine Dolmetscherin vor Ort sein muss. Wenn jedoch, so wie hier, eine taubstumme Ukrainerin zu betreuen ist, wird es doppelt schwierig. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Pflegeheims zeigen sich als hervorragend geeignet, um Familien vorübergehend ein Zuhause zu bieten; jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad und bietet so eine wirkliche Rückzugsmöglichkeit für die Menschen. Für ausreichend hauswirtschaftliche Geräte, z.B. Waschmaschinen, Herde und Mikrowellen sei gesorgt. Auch an Spielzeug für die zahlreichen Kinder wurde gedacht. So können die Familien hier sehr selbstständig und autark in einer geschützten Umgebung ihr Leben neu ordnen. Leider, so bedauern die Johanniterinnen übereinstimmend, fehle zurzeit die ehrenamtliche Unterstützung, die aufgrund der zunächst tröpfelnden Unterbringungszahlen eingebrochen sei. Nachdem sich in der ersten Welle von Hilfebereitschaft noch im März fast 300 Personen gemeldet hatten, sei es jetzt im Sommer schwer, Alltagsbegleiterinnen oder Sprachkundige zu finden. Wer also Zeit und Lust hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, sei herzlich willkommen.
Die zweite Station des Besuchs war das sehr gut ausgestattete Impfzentrum, eine Etage darunter. Wo sich zu Beginn noch lange Schlangen im Impfzentrum bildeten, geht das Impfen leider nur noch schleppend voran und die anfängliche Impfbereitschaft habe stark abgenommen. Heute sei es möglich, sich während der Öffnungszeiten ohne Wartezeit mit dem gewünschten Impfstoff impfen zu lassen, erklärte Schleutker-Franke. Ein Arzt und Fachpersonal stehen in dieser Zeit für alle Fragen im Zusammenhang mit der Impfung bereit. Es bleibe die Hoffnung, dass mit den erwarteten angepassten Impfstoffen und der Aufforderung an über 60-jährige zur vierten Impfung der Zuspruch wieder zunehme.
Im Anschluss ging es mit dem Besuch in der Kindertagesstätte Krümelkiste in der Theodor-Heuss-Straße in Neu Wulmstorf weiter. Marion Johanna Mey, Leiterin der Kita, erläuterte Schulz-Rakowski das innovative Bildungsprinzip des teiloffenen Konzeptes. In diesem Konzept haben die Kinder ihre festen Gruppen, können sich jedoch nach dem Morgenkreis auf verschiedene Bereiche und Angebote verteilen. Dies trägt zur Selbstständigkeit bei und bereitet die Kinder optimal auf den Schulalltag vor – es wird vom gut durchdachten Raumkonzept der Kita unterstützt. Das Gespräch war von zahlreichen Fachfragen durchzogen, denn Schulz-Rakowski arbeitet selbst als Sozialpädagogische Assistentin (SPA) in einem Kindergarten in Seevetal. Als Fachfrau wollte sie ganz genau wissen, wie die Gruppen intern und untereinander kommunizieren, wie man die unterschiedlichen Essenszeiten regelt, ob vegetarisch oder nicht, oder wie in den unterschiedlichen Bereichen zusammengearbeitet wird. Mit der stellvertretenden Kita-Leiterin, Stephanie Bröker, besichtigte sie noch die Außenanlagen. Mit verschiedenen Hochbeten für Gemüse ausgestattet, einer „Matschanlage“ und einem bunten Klettergerüst mit Hängebrücke vermitteln diese unter blauem Himmel einen fröhlichen Eindruck.
Kita-Leiterin Mey berichtete im Anschluss noch über den starken Fachkräftemangel, der auch in Neu Wulmstorf angekommen sei. Obwohl die Arbeitsbedingungen gut sind, so meinte sie, bleibt es derzeit schwierig, weil einfach die Fachkräfte fehlen und nicht genügend ausgebildet wird. Zudem ist diese Form der sozialen Arbeit mit ihren hohen Leistungsanforderungen sehr anspruchsvoll. So sieht es auch Schulz-Rakowski mit ihrer eigenen Erfahrung aus der Kita-Tätigkeit: „Ein langer Arbeitstag mit den Kleinen kann durchaus auch belastend sein – mit einem teilweise hohen Geräuschpegel, bei gleichzeitig angespannter Konzentration, aber immer einfühlsamer Zuwendung.“ Hier könne eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, beispielsweise eine grundsätzlich kürzere Einsatzzeit, durchaus Abhilfe schaffen. Auch eine angemessenere Vergütung während der Ausbildung würde die Bereitschaft, diesen erfüllenden Beruf zu ergreifen, erheblich stärken. Außerdem wäre das Angebot von mehr berufsbegleitenden Ausbildungsstellen sicherlich hilfreich. Die Pressesprecherin verweist hierzu auf die entsprechenden Stellenangebote: „Ob Betreuungskraft in der Flüchtlingsunterkunft, medizinisches Personal für den Impfstützpunkt oder Erzieher, die Stellenangebote der Johanniter finden Sie auf unserer Website.“