Ist die Realisierung des Neuen Korallusviertels in Gefahr?.
Bezirksamt: Bauliche Maßnahmen liegen im Zeitplan.
Müsste man den Beziehungsstatus zwischen der Stadt Hamburg und der Adler Group S.A. beschreiben, lautete der im schönsten Facebook-Deutsch: Es ist kompliziert. Der zum Immobilienunternehmen Adler Group gehörende Projektentwickler Consus Real Estate AG sollte eigentlich das ehemalige Areal der Holsten-Brauerei in Altona bebauen. Geplant sind rund 1.400 Wohnungen, die Fertigstellung ist für 2026 geplant – passiert ist bisher jedoch nichts. Nun wurden in den vergangenen Wochen die Berichte über finanzielle Schwierigkeiten der Adler Group immer lauter, Anfang Mai ist gar von Milliardenverlusten des Unternehmens die Rede. Auch das Tochterunternehmen Consus Real Estate ist in finanziellen Schwierigkeiten, wie in einer Pressemitteilung vom 17. Mai 2022 auf deren Homepage zu lesen ist. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) und das Bezirksamt Altona haben nun die Reißleine gezogen. „Angesichts der aktuellen Situation der Adler-Gruppe überprüft die Stadt für alle Areale in Hamburg, die eine Verbindung zu diesem Unternehmensgeflecht haben, ob die auf den Flächen verfolgten städtebaulichen Ziele weiterhin in den bisher vorgesehenen Prozessen erreicht werden können“, erklärte Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, vergangene Woche. Und das Bezirksamt Altona habe mit sofortiger Wirkung Maßnahmen im Rahmen des laufenden Bebauungsplanverfahrens ausgesetzt. Das betreffe den Bebauungsplan für das Holstenquartier einschließlich des diesen ergänzenden städtebaulichen Vertrags.
Nun ist Altona aber weit weg und das Holsten-Quartier hat auf den ersten Blick wenig mit Wilhelmsburg zu tun. Riskiert man allerdings einen weiteren Blick auf die Homepage der Consus Real Estate AG, steht neben dem Projekt in Altona ein weiteres im Portfolio der Firma: das Neue Korallusviertel! Hier sollen auf einer Brachfläche rund 460 Wohnungen, eine Kita und Flächen für Einzelhandel realisiert werden (der Neue RUF berichtete). In der Vergangenheit hatte es immer wieder Ärger um das Projektvorhaben gegeben. Investoren hatten viel versprochen, sprangen aber immer wieder ab. Seit 2019 nun gehört das Areal der Consus AG. Der städtebauliche Vertrag zum Bebauungsplan Wilhelmsburg 96 wurde am 20. Februar 2019 zwischen dem Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung und dem Vorhabenträger unterzeichnet, der Bebauungsplan Wilhelmsburg 96 im Dezember 2019 festgestellt. Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte sieht bisher noch keinen Anlass zur Sorge, bisher lägen alle baulichen Maßnahmen im Plan. Erste Baugenehmigungen liegen bereits vor, vorbereitende Baumaßnahmen wie die Verlegung eines alten Regenrückhaltebecken sind abgeschlossen, die Kampfmittelsondierung nach Aussagen der Adler Group bereits beendet. Das Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung ging Ende letzten Jahres von einem Baubeginn in 2022 aus. Aufgrund der aktuellen Ereignisse bezüglich der finanziellen Schwierigkeiten des Imobilienunternehmens Adler Group wird aber auch nun hier eine weitere Zusammenarbeit geprüft. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Eine Stellungnahme der Adler Group lag bis Redaktionsschluss nicht vor.