„Hier ist jeder willkommen!“

Anne Bornholdt betreut mit großer Begeisterung die Bücherstube in der KulturWerkstatt Foto: sl

„Hier ist jeder willkommen!“.

40 Jahre KulturWerkstatt.

„Diese Offenheit und Toleranz und Vielfalt begeistert mich immer wieder. Hier ist jeder willkommen, und ich fühle mich hier fast wie zu Hause!“ Die 71-jährige Lena aus Harburg gerät richtig ins Schwärmen, wenn sie auf die Harburger KulturWerkstatt im Binnenhafen angesprochen wird. Eigentlich hatte sie sich nur für eine Fotogruppe interessiert, als sie aus Rheinhessen nach Hamburg zog. Und nach dem Ende ihrer beruflichen Laufbahn wollte sie sich „ein bisschen“ ehrenamtlich engagieren – und blieb hängen.
So wie Lena geht es sehr vielen Menschen in der Kulturwerkstatt. „Wenn man nur mal eine Idee äußert, ist man gleich verhaftet“, grinst Klaus Sander, der schon in den Anfangstagen der Kulturwerkstatt mit dabei war.
Die Anfangstage sind inzwischen genau 40 Jahre her. 1984 wurde der ursprüngliche Arbeiterkulturverein gegründet. Damals war die Idee, sich in Harburg um Alltagskultur zu kümmern, geradezu revolutionär. „Heute gibt es in unmittelbarer Nähe den Speicher am Kaufhauskanal und die Fischhalle, damals waren wir fast allein damit“, erinnert sich Eugen Schanz, auch eines der „Urgesteine“, der sich zeitlebens mit Fotografie beschäftigt hat.
Dreimal musste die KulturWerkstatt umziehen, bis sie vor einigen Jahren in das renovierte alte Kontorhaus Renck & Hessenmüller am Kanalplatz 6 einziehen konnte.
Das gewerkschaftsnahe Angebot für Harburger Arbeiter öffnete sich immer mehr für alle Harburger. Inzwischen ist die KulturWerkstatt maßgeblich an dem Binnenhafenfest beteiligt. Darüber hinaus gibt es jede Menge Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen und Geschichtswanderungen im Hafen. Regelmäßig treffen sich hier die Mitglieder des Chors „Die Ohrenwärmer“. In einem ganz fabelhaft sortierten Bücherzimmer, dem Reich von Anne Bornhodt, kann jeder nach Herzenslust stöbern in Krimis, Romanen, Sach-, Koch- und Kinderbüchern, plattdeutschen Geschichten, DVDs, Schallplatten und Hörbüchern. Bezahlt wird nach Gefühl. „Jeder zahlt das, was er kann“, sagt die ehemalige Sozialarbeiterin. Ihren „Überschuss“ bringt die umtriebige Seniorin regelmäßig mit dem Fahrrad in die Büchertauschregale im Marktkauf-Center oder verteilt sie an andere Stellen in Harburg.
Das Herzstück der KulturWerkstatt sind aber immer noch die vielen Kurse, die hier angeboten werden und die Gruppen, die sich hier treffen. Es gibt einen Nähkurs, Mal- und Fotogruppen, einen Literaturkreis, eine Boulegruppe und vieles andere.
Rund 90 Mitglieder hat der Verein KulturWerkstatt und etwa 30 Menschen, die sich aktiv engagieren. Diese Zahlen sind auch die einzigen Wolken am Horizont. „Wir stehen finanziell auf einigermaßen sicheren Füßen“, sagt Vorstandsmitglied Martina Siebert. „Wir haben auch genügend Ideen, aber wir haben nicht genug aktive Mitglieder.“ Noch deutlicher formuliert es Eugen Schanz: „Unsere aktiven Mitglieder werden immer älter und junge kommen kaum nach. Da müssen wir sehen, dass wir das gewuppt kriegen.“
Doch diese Sorgen traten in den Hintergrund, als jetzt das 40-jährige Jubiläum mit einem großen Fest gefeiert wurde. Köstliche selbst gebackene Kuchen, Suppe und Salate von den benachbarten Gastronomiebetrieben und viele, viele Gäste sorgten für eine entspannte, gute Stimmung im Haus. Da trafen sich alte Weggefährten, Freunde und Bekannte. Sie alle gratulierten dem alten Haus und stießen auf weitere 40 Jahre an.



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