„Fluchtursache: Liebe“: Olivia Jones eröffnet Sonderausstellung

In vielen Ländern sind homosexuelle Männer und Frauen mit Verfolgung, Gewalt und Folter konfrontiert. Die Ausstellung informiert detailliert über die Hintergründe. Foto: au

BallinStadt zeigt Schicksale queerer Flüchtlinge

„In 56 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen stehen auf einvernehmliche homosexuelle Aktivitäten hohe Gefängnisstrafen – teilweise sogar lebenslänglich. In den sonst sehr homosexuellenfreundlichen amerikanischen Kontinenten stechen Guyana und die meisten karibischen Inseln negativ hervor. Lebenslange Strafen sind hier keine Seltenheit“ –

Schirmherrin Olivia Jones hat sich für die Ausstellung als „Lady Liberty“ einkleiden und fotografieren lassen Foto: au
Seit dem 10. Juni thematisiert die neue Sonderausstellung „Fluchtursache: Liebe“ im Auswanderermuseum BallinStadt, Veddeler Bogen 2, die Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung. Mit der Verfolgung verbunden sind Erniedrigung, gesellschaftliche Stigmatisierung, Folter oder sogar der Tod. Letzter Ausweg ist die Flucht und damit die Auswanderung. „Dass haben viele Menschen nicht so auf dem Schirm, diese Flucht aus Liebe, dass man in vielen Ländern nicht den lieben kann, den man gerne lieben möchte. Dass es einfach nicht geht, wenn ein Mann einen Mann oder eine Frau eine Frau liebt“, erklärte Olivia Jones vergangenen Mittwoch bei der Eröffnung der Ausstellung.
Drag-Queen Olivia Jones (links), Volker Reimers (Geschäftsführer BallinStadt) und Veuve Noire (rechts) eröffneten am vergangenen Mittwoch die Sonderausstellung in der BallinStadt Foto: au
Die Drag-Queen aus Hamburg ist Schirmherrin der Ausstellung und unterstützt das Projekt zusammen mit ihrer „Olivia Jones Familien-Botschafterin“ Veuve Noire, die in den nächsten Monaten das Projekt „Olivia macht Schule“ im Rahmen der Ausstellung präsentieren wird. „Ich bin sehr stolz, Schirmherrin dieser Ausstellung zu sein. Homophobie und Diskriminierung begleiten mich schon ein Leben lang“, so Olivia Jones.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen erschütternde, aber auch berührende Geschichten von Geflüchteten, die zusammen mit der Initiative Rainbow Refugees (Stories) ausgesucht wurden. Die Geschichten werden mit Informationen über ihre Herkunftsländer angereichert, dargestellt in Schaukästen, auf Schautafeln und Leinwänden. Dazu gibt es einen Überblick über den Stand der LGBT (Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender)-Rechte weltweit. Positiv eingerahmt werden die „harten“ Informationen durch eine Einleitung und einen Ausklang. Erstere beschäftigt sich mit dem Begriff Freiheit und deren Bedeutung. Ein zweiter gibt einen versöhnlichen Blick auf die Errungenschaften der LGBT-Bewegung.
„Die Sonderausstellung Fluchtursache: Liebe gibt einem wichtigen Thema, welches auch schon in der Hauptausstellung der BallinStadt Erwähnung findet, mehr Raum. Sie ist die perfekte Ergänzung für einen Besuch in der BallinStadt“, so Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt. „Wir sind uns sicher, dass wir mit dieser Sonderausstellung den Blick auf ein gesellschaftlich sehr relevantes Thema richten, welches eine breite Aufmerksamkeit verdient. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Welt außerhalb des momentan alles bestimmenden Themas Corona weiterdreht.“
Schirmherrin Olivia Jones ergänzt: „Es ist doch völlig verrückt, dass im dritten Jahrtausend immer noch Menschen verfolgt, bedroht, gefoltert und getötet werden, nur weil sie sich als Mann zu Männern oder als Frau zu Frauen hingezogen fühlen. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Und deshalb werden wir Inhalte der Ausstellung auch in unser Bildungsprojekt Olivia macht Schule übernehmen. Unsere Freiheiten sind nicht selbstverständlich. Das muss man immer wieder bewusst machen.“ Olivia Jones selber hat auch Geflüchtete in ihrem Bekanntenkreis. „Das ist haarsträubend, was die erzählen!“
Auf der Suche nach einem passenden Motiv für die Ausstellung kam Olivia die Idee, sich als „Lady Liberty“ einkleiden und fotografieren zu lassen. „Die Statue ist weltweit Symbol für Freiheit. Sie war das erste, was Auswanderer und Flüchtlinge sahen, wenn sie in New York auf der Suche nach einem neuen Leben ankamen. Als ich gelesen habe, dass für Lady Liberty wahrscheinlich ein Mann Modell gestanden hat, war mir klar: Das ist das passende Motiv für eine wirklich freie und offene Gesellschaft und diese Ausstellung. Eine Drag-Queen als ikonische Freiheitsstatue. Das wird bestimmt für Diskussionen sorgen“, so Jones.
Die Sonderausstellung ist im Eintrittspreis des Auswanderermuseums enthalten, weitere Informationen unter www.ballinstadt.de.