Filmvorführung und Buchvorstellung.
Zauri Matikashvili und Volker Renner im Kunstverein.
am vergangenen Sonntag zogen trotz Verbotes rund 5000 Menschen durch Berlin, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Dabei kam es laut Polizeiangaben zu knapp tausend Festnahmen und 75 verletzen Einsatzkräften, ein Demonstrant starb an einem Herzinfarkt.
Vor zwei Wochen wurde in den USA ein erster Täter zu acht Monaten Haft verurteilt, der am 6. Januar dieses Jahres gewaltsam in das Kapitol eindrang. Weitere Urteile stehen aus. Bei dem Angriff auf den Sitz des US-Kongresses kamen fünf Menschen ums Leben, unter ihnen ein Polizist.
„Seit längerem lässt sich eine zunehmende Gewaltbereitschaft und Radikalisierung innerhalb der westlichen Gesellschaften beobachten. Konfliktlinien verhärten sich, die Diskursbereitschaft nimmt ab, Fakten werden in Frage gestellt und ins Gegenteil verkehrt. Das Internet mit seinen durch Algorithmen gesteuerten Kommunikations- und Verbreitungswegen ist vermutlich ein Faktor dahinter, aber sicherlich nicht alleiniger Grund,“ so eine Sprecherin des Kunstvereins Harburger Bahnhof (KVHBF).
Die beiden Künstler Zauri Matikashvili und Volker Renner haben sich jetzt auf ihre eigene Art und Weise mit zwei vorläufigen, traurigen Höhepunkten der Eskalation auseinandergesetzt.
Zauri Matikashvili begleitet in seinem Film „Corona Rebellen“ die Bewegung von ihren meditierenden Anfängen bis zur Großdemonstration am 29. August in Berlin, bei der mehrere hundert Menschen versuchten, das Reichstagsgebäude zu erstürmen. Matikashvili stellt Fragen und fällt keine Urteile.
Volker Renner, Sammler und Wiederverwerter gefundener Fotos, hat eine neue Quelle erschlossen: Die Website Faces of the Riot ging nur wenige Wochen nach dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 online. Dort findet man eine große Anzahl Gesichter derjenigen, die an dem Angriff auf die Demokratie vermutlich beteiligt waren. Das Brisante daran ist, dass das Material von den mutmaßlichen Tätern selbst stammt. Denn sie haben ihre privaten Aufnahmen auf Seiten wie der Social-Media-Plattform Parler hochgeladen, um sich mit ihrer Aktion vor Gleichgesinnten zu brüsten.
In „potential sightings“ verdichtet Volker Renner die über 5000 Gesichter der Faces of the Riot-Website zu einem Bild des Schreckens und des Horrors.
Im Anschluss an die Filmvorführung am 12. August ab 19 Uhr lädt der Kunstverein im Harburger Bahnhof zu einem Gespräch mit den beiden Künstlern ein. Das Gespräch wird von Nora Sdun (Verlegerin, Textem Verlag) und Tobias Peper (KVHBF) moderiert.
Der Zutrittist nur für negativ Getestete (nicht älter als 48 Stunden), vollständig Geimpfte und Genesene möglich. Ein entsprechenden Nachweis am Eingang vor Ort ist notwendig ebenso die Kontaktdatenaufnahme über Luca-App, Corona-Warnapp oder Fragebogen.
