Europäische Kunstgeschichte am Vormittag

Eduard (6 Jahre) ist fasziniert von Beltracchis Gemälde gemalt in der Handschrift William Turners. Foto: ein

Europäische Kunstgeschichte am Vormittag.

Wilhelmsburger Erstklässler in Beltracchi-Ausstellung.

So spannend kann Kunst auch für Erstklässler sein: Eine dreiviertel Stunde hatten je zwei siebzehnjährige Schüler vom Hamburger Wilhelm-Gymnasium zwei Erstklässler der Stadtteilschule Wilhelmsburg durch die Kunstausstellung „KAIROS – Der richtige Moment“ in der Kunstgalerie Barlach-Halle K geführt, Fragen beantwortet, Gespräche über Kunst initiiert und auch mal ein Kind hochgehoben, damit es das Bilddetail besser sehen kann. Ein eher ungewöhnlicher erster Ausflug für eine erste Klasse.
Dass die Bilder der Ausstellung vom bekannten Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi gemalt wurden, der vor einigen Jahren durch seine meisterhaften Fälschungen für starke Verunsicherungen am Kunstmarkt sorgte, interessierte die Erstklässler höchstens am Rande. Unverkrampft und ohne (Ehr-) Furcht sagten die Wilhelmsburger Kinder ihre Meinung zu Farbe und Motive der Bilder, fragten nach scheinbar nebensächlichen Details. Kunststile und -epochen sind ihnen unbekannt, und dennoch machten die Kinder erste Schritte in die Kunstwelt. Eduard (6 Jahre) war fasziniert von Beltracchis Gemälde, gemalt in der Handschrift William Turners.
Bereits seit einigen Jahren besteht zwischen den Kunstprofilern des Wilhelm-Gymnasiums und der Grundschule der Stadtteilschule Wilhelmsburg ein regelmäßiger Kunstkontakt. „Schüler führen Schüler“ heißt das Projekt des Gymnasiums und bietet schülergerechte Führungen durch das Bucerius Kunstforum an. „Schöner und unverkrampfter kann der Einstieg in die Kunstwelt für meine Schülerinnen und Schüler nicht sein: Die Kinder werden wortwörtlich von den Kunstprofilern an die Hand genommen. An die Stelle eines Kunstvortrags eines Erwachsenen für die gesamte Klasse tritt das Gespräch über das Bild zwischen einem Jugendlichen und dem Kind“, so Iris Hahn, Klassenlehrerein der 1b.
Uwe Niemann, Kunstlehrer der Kunstprofiler, hofft, dass die Erstklässler durch den Besuch der Ausstellung gute Ideen für ihre eigenen Bilder erhalten haben. Durchaus: Zwei Stunden später im Klassenzimmer malte Eduard bereits ein Bild mit Schiffen à William Turner.