„Es gibt keinen Anlass zur Sorge!“.
Wilhelmsburger Deiche mit Mängeln.
Sie sind klein, sehen putzig aus und sorgen in Wilhelmsburg für große Probleme: Wühlmäuse. Die kleinen Nager mit ihren zahllosen Wühlmausgängen machen den Deichen in Wilhelmsburg enorm zu schaffen, wie gerade erst wieder auf der diesjährigen Herbstdeichschau festgestellt wurde. Die heißen, trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben den Deichen ebenfalls stark zugesetzt. Zum einen konnten sich die Wühlmäuse stark vermehren, zum anderen sind weitere Risse im Deich entstanden. Hinzu kommt, dass für die Unterhaltung der Deiche nicht genügend Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. So wurde beispielweise die Schafbeweidung in diesem Jahr ausgesetzt. Die aber wiederum ist wichtig für den Deichschutz: Zum einen halten die Schafe das Gras auf den Deichen kurz und zum anderen treten sie den Deich fest.
Allerdings sind diese Problematiken nicht erst seit diesem Jahr bekannt. Bereits im Jahr 2019 wurden in Wilhelmsburg fünf bis acht Prozent mehr Schäden durch Wühlmäuse als in den Jahren zuvor gemeldet, im Februar dieses Jahres hatte ein Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) im Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel über den Zustand der Deiche berichtet. Zuständig für die Deichunterhaltung des Ringdeichs in Wilhelmsburg ist das Bezirksamt Hamburg-Mitte. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat allerdings für das Jahr 2022 und 2023 den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer mit der Wahrnehmung der Deichunterhaltung beauftragt.
Die Koalition aus SPD, CDU und FDP in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte hat zusammen mit der Fraktion der Grünen die letzte Deichschau nun zum Anlass genommen, öffentlich Druck zu machen und in der letzten Bezirksversammlung Ende Oktober den Antrag „Wehrhaftigkeit der Wilhelmsburger Deiche wieder herstellen – noch vor Beginn der Hauptsturmflutzeit“ gestellt. Darin wird unter anderem gefordert, dass „als Sofortmaßnahmen noch im November 2022 die Deichschäden durch eine Spezialfirma verpresst und das exponenzielle Wachstum der Wühlmauspopulation bekämpft werden müssen!“ Zudem solle ab Frühjahr 2023 die dringend notwendige Schafbeweidung der Wilhelmsburger Deiche wieder gewährleistet werden.
„Der Zustand der Deiche ist ohne Zweifel verbesserungswürdig, dazu hat der sehr heiße Sommer auch noch einmal beigetragen. Die Einschätzung, dass die Deiche nicht mehr wehrhaft seien, teilen unsere Fachleute jedoch ausdrücklich nicht. Die Risse und der Mäusebefall müssen angegangen werden, sind angesichts der zwei Meter Kleischicht allerdings noch kein Anlass zur Sorge“, erklärt Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte die Sachlage.
Die geforderten Maßnahmen wolle man jetzt zeitnah umsetzen. Der LSBG nehme daher aktuell Kontakt zu Spezialfirmen auf. Gleichzeitig habe die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft die Bereitstellung der hierfür erforderlichen Mittel zugesagt, da die dem Bezirk zur Unterhaltung für Hochwasserschutzanlagen bereitgestellten Haushaltsmittel in Höhe von 719.000 Euro jährlich dafür nicht ausreichen.
Da die Unterhaltungsmittel seit Jahren nicht ausreichend seien, habe die Umweltbehörde zudem ein Projekt „Aufbau von Erhaltungsmanagementsystemen für Ufer und wasserwirtschaftliche Anlagen sowie den öffentlichen Hochwasserschutz“ eingesetzt, so Neubauer weiter. Ebenso halte es das Bezirksamt für fachlich richtig, dass der Deich wieder durch Schafe beweidet werde.
„Als ich auf der Herbstdeichschau hörte, dass die notwendigen Sofortmaßnahmen für den Deichschutz nicht mehr vor Beginn der Sturmflutsaison in Auftrag gegeben werden können, da die hierfür erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung stehen, habe ich mich sofort mit den Wilhelmsburger SPD-Abgeordneten in Bezirk und Bürgerschaft verständigt und den Antrag in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte initiiert. Die Deichsicherheit darf niemals durch Sparmaßnahmen gefährdet werden. Ich freue mich, dass die BUKEA die notwendigen Mittel jetzt zur Verfügung stellt und die Reparaturen schnellstmöglich beginnen können“, erklärt dazu die SPD-Bezirksabgeordnete Kesbana Klein.
