Die Towers stehen im Halbfinale

pm -Trainer Mike Taylor: Abklatschen mit den Fans (Aufnahme vom letzten Heimspiel gegen Rostock).

Die Towers stehen im Halbfinale.

OG Guyton machte als Dealer mit 29 Punkten den Sieg sicher.

Eine monströse Leistung von Scootie Guyton hat den Hamburg Towers den ersten Halbfinal-Einzug der Vereinsgeschichte beschert. Mit 29 Punkten, die nach seinen vorherigen Verletzungsproblemen praktisch aus dem Nichts kamen, führte der US-Amerikaner die Wilhelmsburger zu einem 91:85 (64:67, 47:48, 22:23)-Sieg bei den Rostock Seawolves. Die Viertelfinal-Serie geht damit mit 3:1 an den Hauptrundenvierten. Im Halbfinale kommt es zum Duell mit den Niners Chemnitz, dem unangefochtenen Spitzenreiter der Tabelle.
Obwohl René Kindzeka nach überstandener Mini-OP in den Kader zurückkehrte, ließ Towers-Headcoach Mike Taylor seine Starting Five unangetastet. Erneut begannen Cha Cha Zazai, Malik Müller, Drew Barham, Beau Beech und Jannik Freese. Angestachelt von 3497 Zuschauern, die in der Stadthalle für eine grandiose Atmosphäre sorgten, durften die Gastgeber den besseren Start für sich beanspruchen (11:3/4. Minute), während sich Hamburg auf Ballverluste beschränkte. Allein vier davon in den ersten drei Minuten spielten den Seawolves in die Karten. Die wurden neu gemischt, als sich Guyton als Dealer einschaltete. Mit zwei Dreiern tütete der verletzungsgebeutelte Guard direkt in der Anfangsphase seine Bestleistung der bisherigen Serie ein (11:9/5.). Max Montana glich aus der Distanz sogar aus (17:17/9.), bis zum Viertelende schenkten die Gäste dem Hauptrundenfünften durch drei weitere horrende Turnover aber eine knappe 23:22-Führung.
Den ersten Schock des zweiten Viertels mussten allerdings die Ostdeutschen verdauen – und die Verletzung ihres Aufbau-Gehirns Tony Hicks nach bereits neun Sekunden war keinesfalls Magerkost, wenngleich der Spielmacher nach kurzer Pause zurückkehrte. Einer, der zuletzt ebenfalls aussetzen musste, Kindzeka nämlich, brachte die Wilhelmsburger per akrobatischem Korbleger in Führung (26:25/12.). Sein Backcourt-Kumpel Guyton zeigte indes, dass sein spielerisches Limit vermutlich über dem aller anderen Akteure auf dem Parkett liegt, und nun kratzte er endlich daran. 19 Punkte hatte er zur Halbzeit auf dem Konto. Vier Wochen Verletzungspause, drei dürftige Playoff-Partien, juckte ihn alles nicht mehr. Apropos jucken: Taylors Junge kitzelten ihren Rivalen allzu häufig etwas übermotiviert, was dazu führte, dass das Foullimit bald erreicht war und der Aufsteiger durch Freiwürfe die Kontrolle zurückeroberte (37:30/15.). Immerhin haushaltete der schwarzgekleidete Favorit nun mit den Ballverlusten und gelangte durch zwei Freese-Layups wieder in Schlagdistanz (34:37/16.). Exzellentes Rebounding (15:9) half den Towers, 24 Freiwürfe der Hausherren einigermaßen unbeschadet zu überstehen, um nur mit einem 47:48-Rückstand in die Pause zu gehen.
Es blieb auch nach dem Seitenwechsel knapp. Die Seewölfe behaupteten konstant einen kleinen Vorsprung. Auf der Gegenseite trug Guyton Sorge, dass dieser auch tatsächlich klein blieb. Doch wie bereits im zweiten Aufeinandertreffen – dem ersten in Rostock – verpassten die Hamburger mehrfach, in Führung zu gehen. Sobald die Chance darauf bestand, folgte ein Fehlwurf. Besonders auf Barham und Beech hatte Rostocks Trainer Milan Skobalj seine Verteidigung hervorragend eingestellt. Guyton alleine konnte nicht alles richten. Immerhin entsprang einer Auszeit ein Dreier von Beech zum 60:63 (28.), und bis zum Sound des Buzzers wuchs der Rückstand nicht an (64:67).
Während nach der Unterbrechung Ebbe im Towers-Angriff herrschte, brachen die Seawolves wie eine Flut über Hamburg herein – akzentuiert durch den Dunk von Terrell Harris zum 71:64 (31.). Eine unmittelbar folgende defensive Verbesserung dämmte die Schäden ein. Stattdessen war nun wieder der Gastgeber unter Druck, nachdem Müller sein Team auf 70:71 (33.) herangebracht hatte. Eine Timeout verpuffte, da der starke Freese zum 72:71 (34.) traf. In der Halle waren die rund 50 mitgereisten Gästefans jetzt deutlicher zu hören. Und sie wurden nicht leiser, je häufiger Guyton die Rostocker Verteidigung röstete (77:73/36.). Der Geräuschpegel, den der Konter verursachte, war allerdings nicht zu toppen. Ein 8:0-Lauf stellte das Resultat abermals auf den Kopf. 2:45 Minuten blieb Taylors Truppe in einer teils wild-chaotischen Schlussphase ohne Korb, ehe Müller wieder auf 80:81 (39.) verkürzte und Montana wenig später das 82:81 erzielte. Die Nachverpflichtung zahlte das Vertrauen, das in sie gesetzt wurde, dann mit einem weiteren Dreier zurück. 85:81 bei 40 Sekunden – das Ding war durch.
„Zu allererst ein großes Lob an Rostock. Für einen Aufsteiger war das eine absolut herausragende Saison. Die Seawolves haben uns extrem gefordert, das waren Nordderbys, die großartig für den deutschen Basketball sind. Dementsprechend stolz bin ich auf meine Mannschaft, die in den entscheidenden Momenten die richtigen Plays gemacht hat. Besonders Scootie, der „OG“ (Original Gangster) war fantastisch. Aber auch Justus, Max und Malik waren am Schluss ganz wichtig“, sagte Taylor.
Ausgiebig freuen können sich die Towers über den Halbfinal-Einzug allerdings nicht. Denn nun steht ihnen das zweifelhafte Vergnügen bevor, sich mit dem überlegenen Hauptrundenersten aus Chemnitz auseinanderzusetzen. Die Serie beginnt am Samstag, 20. April bei den Sachsen, die im Viertelfinale den PS Karlsruhe Lions in drei einseitigen Spielen das Nachsehen gaben. In Hamburg duellieren sich beide Aufstiegsaspiranten erstmalig am Dienstag, 23. April, um 19.30 Uhr. Der Vorverkauf hat begonnen.