Die Linke: Poller des Grauens

Foto: gd -Die Poller in der Zimmermannstraße; viele sind damit nicht einverstanden

Die Linke: Poller des Grauens.

Grüne: Es ist höchste Zeit für ein Umdenken.

Mitte November 2021 ließ das Bezirksamt Harburg alle Parkplätze auf einer Seite der Zimmermannstraße sperren. „Ohne Kommunikation mit den Anwohnerinnen und Anwohnern“, wundert sich Jörn Lohmann, Fraktionsvorsitzender Die Linke. in der Bezirksversammlung. Er erläutert: „30 Parkplätze gesperrt in einer Gegend, wo es keine Parkplätze gibt. Die Beschwerde eines einzigen Aktivisten, der nicht in Harburg wohnt, und dessen Hobby es ist, falsch parkende Autos bei der Polizei anzuzeigen, gab den Anstoß für die Sperrung.“
Die Betroffenen in der Zimmermannstraße haben sich jetzt zusammengeschlossen. Fast alle Haushalte der Straße – und mittlerweile auch benachbarter Straßen – sind beteiligt. Am 19. Dezember fand die erste öffentlichkeitswirksame Aktion statt: „Die ‚Poller des Grauens‘ wurden liebevoll geschmückt. Es gab Gespräche, etwa mit dem Eisenbahnbauverein Harburg, und offizielle Anfragen bei dem Bezirksamt“, erläutert Lohmann.
Was passiert am 13. Februar?
Am 13. Februar wollen die Anwohner Teile der Straße liebevoll „dekorieren“, um ihre „Begeisterung“ für die Maßnahme des Bezirksamts zu zeigen. Natürlich unter strikter Beachtung der geltenden Corona-Regeln. Die Linke hat alle Fraktionen der Bezirksversammlung eingeladen, darüber am 13. Februar mit den Anwohnern vor Ort zu sprechen.
Die Fraktion der Grünen nimmt diese Gelegenheit wahr, um vor Ort den Dialog über Mobilitätswende und Parkraummanagement der Zukunft und die Parkraumsituation vor Ort zu führen.
Bianca Blomenkamp, Fraktionsvorsitzende der Grünen: „Es geht um eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums. Denn dieser ist ein Gemeingut, das allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zur Verfügung stehen sollte. Doch nehmen parkende Autos überproportional viel öffentliche Fläche ein. Dabei gibt es große Parkplatzreserven, zum Beispiel in Tiefgaragen, Parkhäusern oder an Supermärkten. Im Durchschnitt wird ein Auto eine Stunde pro Tag bewegt, manche Fahrzeuge stehen sogar wochenlang herum und besetzen währenddessen dringend benötigten Platz. Der Anblick zugeparkter Straßen ist für uns so vertraut, dass es manchen schwer fällt, ihn in Frage zu stellen. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken. Für Klimaschutz, lebenswerte Städte und eine nachhaltige Mobilität.“ Es gebe mittlerweile reichlich Beispiele aus anderen Städten in Deutschland und Europa, wo weniger ruhender Verkehr zu mehr Lebensqualität führt.
Michael Sander, Vorsitzender im Ausschuss für Mobilität und Inneres, ist zuversichtlich, diese Botschaft am Sonntag vermitteln zu können: „Ich freue mich, dass wir am 13. Februar die Gelegenheit haben, in den persönlichen Austausch mit den Anwohnenden der Zimmermannstraße in Wilstorf zu gehen. Uns geht es natürlich nicht um die Schikanierung von PKW-Besitzer*innen. Vielmehr sehen wir gute Gründe, den ruhenden Verkehr zu reduzieren. Neben dem Aspekt, dass die Gehwegeinengungen durch immer breiter werdende PKW über die Jahre zugenommen haben, spielt z. B. auch eine Rolle, dass für den Platz eines parkenden PKW etwa zehn Fahrräder nicht auf dieser Fläche abgestellt werden können, sondern in die Keller oder Hinterhöfe getragen werden müssen. Wir brauchen deshalb eine andere Verteilung der Flächen und für den dann verfügbaren Parkraum ein gutes Parkraummanagement. Ich bin sicher, dass viele Bewohner*innen des Viertels die Mobilitätswende begrüßen und unterstützen.“
Sander äußert auch Verständnis für den Missmut der Anwohnenden: „Die dort jetzt aufgestellten Poller sind sicher noch keine überzeugende Lösung. Wir möchten gemeinsam mit den Anwohner*innen Ideen entwickeln, mit welchen Mitteln auch in diesem Quartier etwas für die Mobilitätswende erreicht werden kann. Klar ist, dass die Ansprüche der Fußgänger*innen auf uneingeschränkte Nutzung der Gehwege eingelöst werden müssen.“