Bittere Overtime-Pleite gegen Crailsheim

Bittere Overtime-Pleite gegen Crailsheim.

Jetzt letzter Platz nach 91:92-Niederlage.

Eine Schwächephase anfangs des Schlussviertels und Undiszipliniertheiten haben die Hamburg Towers um ihren ersten Heimsieg gebracht. Gegen den Überraschungsvierten HAKRO Merlins Crailsheim waren die Akteure von Cheftrainer Mike Taylor nach einer über weite Strecken couragierten und überzeugenden Leistung ganz nah dran, mussten sich final jedoch mit 91:92 (82:82, 67:68, 48:45, 21:30) geschlagen geben. Durch die siebte Niederlage in Serie rutscht der Liga-Neuling zumindest vorübergehend auf den letzten Platz der easyCredit Basketball-Bundesliga ab.
Wie befürchtet, fiel Heiko Schaffartzik (neuronale Verhärtung der linken Wade) aus. Zudem fehlten Prince Ibeh (Handgelenk) und Malik Müller (Knöchel). Die umgebaute Starting Five benötigte nach zweieinhalbwöchiger Spielpause allerdings etwas Aufwärmzeit und lag schnell mit 0:7 im Hintertreffen (2. Minute). Die Defensiv-Variante lud die Gäste zum munteren Dreierwerfen ein – was die ohnehin schon wurfwütigen Merlins sich nicht zweimal sagen ließen und den Vorsprung durch Distanztreffer wieder ausbauten. Besonders Anführer Gutierrez hielt dagegen und sein Team in Schlagdistanz (19:22). Nach der Auswechslung des Mexikaners zeigte sich ein deutlicher Bruch, der sich mit 21:30 zum Viertelende auf der Anzeigetafel niederschlug.
Und auch im zweiten Abschnitt war es zunächst nur der Routinier, der Akzente setzte. Abgesehen davon, war Crailsheim, simpel formuliert, einfach komplett überlegen. Dies monierte auch Taylor, der wütend eine frühe Auszeit nahm. Den Gastgebern fehlte in dieser Phase ein Spielmacher. Die Lösung lautete daher: verteidigen. Die Formation mit Gutierrez und Holland auf den Guard-Positionen erwies sich als unpenetrierbar, erzwang drei Ballgewinne in Serie und brachte die Towers auf 35:39 (16.) heran. Dann glich Carrera an der Freiwurflinie aus, anschließend krönte Yanna Franke den 16:0-Lauf per Dreier zum 42:39 (18.). Das Publikum schlug sich nun die Hände an den Klatschpappen wund.
Das erste Ausrufezeichen nach dem Seitenwechsel setzte Carrera mit einem Dunk. Doch die Gäste hatten sich gefangen. Alles andere als ausgelassen war die Stimmung hingegen bei Radosavljevic. Die ganze Begegnung schon mit Foulproblemen kämpfend, kassierte der sonst so starke Center seine vierte persönliche Strafe, gefolgt von einem technischen Foul (Anfassen des Schiedsrichters), das den Abend für ihn vorzeitig beendete (25.). Wo vorher Taktik dominierte, war nun Kampf. Und diesen nahmen die Wilhelmsburger an. Sie erarbeiteten sich zweite Chancen, rannten verlorenen Bällen hinterher und hinderten den Rivalen an vermeintlich einfachen Korblegern. In der Offensive war jedoch etwas Sand ins Getriebe geraten, was der Tabellenvierte prompt ausnutzte. Ein wilder Buzzer-Beater-Dreier von Sebastian Herrera sorgte für einen minimalen 68:67-Vorsprung.
Hamburg geriet weiter ins Hintertreffen und benötigte einen Weckruf, Taylor lieferte diesen per Auszeit. Doch seine Spieler betätigten die Snooze-Taste. Nach 4:07 Minuten hatte der Aufsteiger noch immer nicht gepunktet und wurde vom Coach abermals an die Seitenlinie gebeten (67:76). Diesmal gab es wohl eher Wasser ins Gesicht anstatt sanfte Musik, denn nun waren die Towers wieder anwesend, Gutierrez verwandelte umgehend einen Dreier. Einen nachhaltigen Effekt hatte dieser allerdings nicht. Stattdessen vergab der bis dahin überragende Topscorer zwei Layups in Serie und kassierte vor lauter Frust ein technisches Foul. Dem Favoriten war’s Recht, er setzte sich auf 81:74 (37.) ab. Geschehen war es um die Norddeutschen aber noch nicht. Gutierrez‘ Achterbahnfahrt setzte sich fort. Erst Dreier, dann, nach einer Unterredung mit Jan Span, das zweite technische Foul und damit das Aus auch fürt ihn. Für sein Team war das Ende noch nicht gekommen. Zwei Franke-Freiwürfe brachten es auf 80:82 heran (39.). Chancen zur Führung vergaben jedoch zunächst Justus Hollatz und Beech von der Dreierlinie. Die Zauberer waren aber nicht in der Lage, Kapital daraus zu schlagen, sodass Franke 17,1 Sekunden vor Ultimo per Korbleger zum 82:82 ausglich. Den Siegtreffer vergab DeWayne Russell aus der Mitteldistanz. Verlängerung.
Crailsheim wirkte jetzt zunehmend müde, leistete sich Ballverluste, die Carrera und Franke am anderen Ende verwerteten. Das 88:82 durch Carrera verlieh trügerische Sicherheit, ein 0:5-Lauf sorgte schlagartig wieder für Fingernägel-Konsum. Es kam, wie es kommen musste. Dreier Fabian Bleck, 89:90. Eine Minute blieb. Als größtes Problem erwiesen sich die zahlreichen Offensivrebounds, die sich die Merlins griffen. Carrera aus dem Dribbling: 91:90, noch zwölf Sekunden. Doch im Gegenzug zeigte Russell diesmal keine Nerven. Eiskalt netzte er aus gut vier Metern ein. Ohne Auszeit mussten die Towers den Ball übers ganze Feld bringen, Franke zog kurz hinter der Mittellinie ab. Zu kurz.
„Es ist wichtig, nicht zu frustriert zu sein, sondern positiv zu bleiben, sich auf den Fortschritt zu konzentrieren. Und vor allem emotional disziplinierter zu handeln“, sagte Taylor nach dem Spiel.
Freie Wochenenden gibt es bis zum Spielende nun nicht mit. Am heutigen Samstag, 7. März, müssen die Towers bei der zuletzt extrem starken BG Göttingen antreten. Sprungball ist um 20.30 Uhr.