Aufholjagd der Towers gegen Göttingen nicht belohnt

Aufholjagd der Towers gegen Göttingen nicht belohnt.

Unerwartet knappe Niederlage nach 31-Punkte-Rückstand.

Eine total verkorkste erste Hälfte hat die Hamburg Towers um den ersten Heimsieg in der easyCredit Basketball-Bundesliga gebracht. Das Kellerduell gegen die BG Göttingen ging trotz famoser Aufholjagd mit 87:93 (63:70, 34:61, 19:29) verloren. Dadurch rutscht die Truppe von Cheftrainer Mike Taylor auf den vorletzten Tabellenplatz ab (Nur der Letzte steigt ab).
Dem Center Prince Ibeh sowie den 3400 Zuschauern in der wie immer ausverkauften edel-optics.de-Arena wurde gleich im ersten Angriff deutlich, was der mexikanische Hoffnungsträger kann: passen. Ibeh wurde der Dunk per Silberlöffel gefüttert. Und, um zu sehen, was Göttingens maßgebliche Stärke ist, bedurfte es ebenfalls wenig Anlaufzeit: Dreier werfen. So setzten sich die „Veilchen“ flix auf 11:7 ab und erhöhten nach vermeidbaren Ballverlusten der Gastgeber auf 16:9, und der Rückstand wuchs durch einen Distanzwurf von Dominic Lockhart zum Buzzer auf 19:29 an.
Besonders im zweiten Viertel hatten die Norddeutschen keine Antwort auf den weiterhin die Defensive quälenden 2,06 m Dylan Osetkowski gefunden. Fatalerweise offenbarten sich bei den Towers nun abermals große offensive Schwierigkeiten, während die BG sich durchaus ansehnlich in einen Rausch spielte. Coach Mike Taylor reagierte per Auszeit, was allerdings auch nichts am Spielverlauf änderte. Hamburg besaß an beiden Enden des Courts massive Probleme. Keine Formation sorgte konstant für Entlastung. Zumindest an der Freiwurflinie netzten sie zuverlässig ein. Am deutlichen 34:61 zur Pause änderte es nichts. Der Statistik-Bogen enthüllte den Hintergrund: Bei den 3-Punkte-Würfen brachten es die Gastgeber auf magere 17 % (3 von 18 möglichen Punkten) im ersten Drittel, gar nur 3 von 33 (9%) im zweiten Drittel. So lässt sich kein Spiel gewinnen. Nicht verwunderlich, dass die Hanseaten kurz vor der Pause dann 31 Punkte zurück lagen.
Mit reichlich Wut im Bauch kam der Aufsteiger dafür aus der Kabine, wo Tacheles geredet worden war. Vor allem der bis dato blasse Powell hatte sich etwas vorgenommen und führte einen 10:0-Lauf zu Beginn an. Auch das Publikum war plötzlich da und peitschte seinen Favoriten nach vorne. Der ließ sich nicht zweimal bitten. Dumm nur, dass das Loch, im dem sich die Hausherren befanden, bereits so enorm tief war. Göttingen blieb stoisch. Das entmutige das Taylor-Team keineswegs und es ließ plötzlich erkennen, dass es das Niveau aufbringt, um in der Bundesliga mitzuhalten. Plötzlich waren es die Südniedersachsen, die im Aufbauspiel die Bälle verloren, und Heiko Schaffartzik war es, der per Dreier auf 61:70 verkürzte (30. Min). Mit 29:9 wurde der dritte Abschnitt gewonnen – die Dreier-Quote blieb miserabel. Eines der stärksten Viertel dieser Saison machte Hoffnung und wurde per Korbleger von Justus Hollatz standesgemäß beendet (63:70). Das Publikum um Tennisstar Carina Witthöft sowie Innensenator Andy Grote waren aus dem Häuschen, denn eine kleine Sensation lag in der Luft. Sollten die Wilhelmsburger das Spiel noch drehen können?
Sie hatten weiterhin Grund, das zu hoffen, denn Hollatz eröffnete die Schlussphase per erfolgreichem Mitteldistanzwurf. Von etwas weiter draußen hatten die Towers weniger Glück. Um der immensen defensiven Verbesserung nach dem Seitenwechsel die Krone aufzusetzen, war die Dreierquote von 29 Prozent (7/24) letztlich nicht ausreichend. Chancen auf das Comeback bestanden dennoch, doch in den potenziellen Momenten traf der Liganeuling zu selten. Die Konzentration ließ nach dem dritten Drittel nach, Verzweiflungswürfe blieben ohne Erfolg. Die finalen Minuten wurden trotzdem intensiv geführt, beide Mannschaften verteidigten regelmäßig über die komplette Länge des Parketts. Jetzt wollten die Towers den Sieg erzwingen. Beau Beech und Gutierrez trafen Dreier zum 87:89, das Team lag lediglich noch 2 Punkte zurück. Ein Basketball-Krimi! Erneut verwandelten die Veilchen dann nur einen ihrer Freiwürfe. 10,7 Sekunden verblieben für den letzten Angriff. Doch Gutierrez dribbelte, eng verteidigt, ins Aus, die verbliebenen Sekunden waren Formsache.
„Wir hatten das Ziel, das erste Viertel zu gewinnen, was komplett schiefgegangen ist. Kompliment an die BG, die sehr stark war, während wir besonders defensiv nicht bereit und ständig zu spät waren. Das ist ein Mentalitätsproblem, darüber werden wir reden. Man hat im dritten Viertel gesehen, was möglich ist, aber ich frage mich, warum wir nicht von Anfang an so aggressiv sein können? Der Kampfgeist hat gestimmt, aber ein solcher Rückstand ist unakzeptabel“, sagte Taylor.
Fortgesetzt wird die Bundesliga-Reise der Towers an Taylors alter Wirkungsstätte. Am Sonntag, 24. November, gastiert der Aufsteiger bei Ratiopharm Ulm. Spielbeginn ist um 15 Uhr.