Eklatante Unterversorgung auf den Elbinseln

Eklatante Unterversorgung auf den Elbinseln

Psychotherapeuten sind Mangelware

Depressionen, Burn Out, Traumata oder Angststörungen: Wer auf den Elbinseln lebt, sollte nach Möglichkeit nicht psychisch erkranken! Wer auf wohnortnahe Hilfe durch eine Psychotherapeuten hofft, wird enttäuscht werden. Denn obwohl ganz Hamburg mit 160 Prozent überversorgt ist, gibt es in Wilhelmsburg gerade einmal zwei Psychotherapeuten. Dabei hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für Wilhelmsburg einen Bedarf von 17,9 Stellen errechnet. Diese Zahlen präsentierte Dr. Olaf Settgast, Facharzt für Innere Medizin und Vorsitzender des Vereins Wilhelmsburger Ärzteschaft, am vergangenen Dienstag beim Regionalausschuss den anwesenden Lokalpolitikern. Eingeladen worden war Settgast aufgrund einer Anfrage der Partei DIE LINKE. Deren Ansicht nach sei allerdings die Versorgung der Elbinseln mit Haus- und Kinderärzten nicht ausreichend. Auch im Hinblick auf den massiven Wohnungsbau und den damit einhergehenden neuen Bewohnern sieht DIE LINKE dringenden Handlungsbedarf.
Rein zahlentechnisch konnte der Mediziner diese Wahrnehmung nicht bestätigen. So gäbe es in Wilhelmsburg 35 Hausärzte, die KV hat als Bedarfsplanungsziel 33 Stellen errechnet. Auch bei den Kinderärzten sei Wilhelmsburg statistisch gesehen nicht unterversorgt: So gibt es 5,5 Stellen auf der Elbinsel, 4,8 sollten es sein. Dennoch sei die Arbeit als Hausarzt in Wilhelmsburg aufwendiger, da der Stadtteil nach wie vor sozial schwach sei. Und: Die Menschen, die einen Psychotherapeuten bräuchten, laufen in der Hausarztpraxis mit. Allerdings „nehme ich die Arbeit eher positiv wahr. Wir haben handfeste, medizinische Probleme, das ist eine Herausforderung“, erzählt Settgast. In Wilhelmsburg fehlende Fachärzte hingegen seien definitiv ein Problem, wie Settgast bestätigte.
Bereits seit Jahrzehnten bestehen diese Probleme in Wilhelmsburg, ganz zu schweigen von der Veddel. Hamburg wird als ein Planungsbereich angesehen, eine weitere Unterteilung zum Beispiel nach Sozialstatus oder entsprechend der bezirklichen Grenzen ist laut gesetzlicher Grundlage nicht möglich. Das heißt: Gibt es zum Beispiel in Gesamt-Hamburg genug Orthopäden, werden für Hamburg keine weiteren zugelassen, auch wenn in einigen Stadtteilen ein Mangel vorherrscht, in einem anderen an jeder Ecke einer zu finden ist. „Bei der Dichte, Vielseitigkeit und Erreichbarkeit der allgemeinen ambulanten Versorgung im regionalen Planungsbereich sei Hamburg bundesweit führend. Aufgrund der in Hamburg bestehenden ambulanten Versorgungsdichte könnten neue Zulassungen nur über Nachbesetzungsverfahren oder Sonderbedarfe erfolgen“, erklärte dazu das Bezirksamt Hamburg-Mitte auf die Anfrage der LINKEN. Gleiches gilt übrigens auch für die Psychotherapeuten.
Wie sich allerdings das Problem lösen lasse, darauf konnte Olaf Settgast auch keine Antwort geben. Letztendlich gehe es wohl nur übers Geld, damit auch Fachärzte und Psychotherapeuten sich in einem sozial schwachen Stadtteil niederlassen würden.