„Wir stehen erst am Anfang!“

„Wir stehen erst am Anfang!“

Kirche geht sexuellen Missbrauch von Kindern nach

Sind in den frühen 1980er Jahren Jungen und Mädchen im Harburger Kinderheim des  Margaretenhortes in der Haakestraße von jungen männlichen Bewohnern sexuell missbraucht worden? Schritt die damalige Leitung des Margaretenhortes trotz Kenntnis der Vorfälle nicht gegen die Schuldigen ein? Diese ungeheuerlichen Vorwürfe standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz  des Kirchenkreises-Ost am 25. Oktober im Haus der Kirche.
Sind in den frühen 1980er Jahren Jungen und Mädchen im Harburger Kinderheim des  Margaretenhortes in der Haakestraße von jungen männlichen Bewohnern sexuell missbraucht worden? Schritt die damalige Leitung des Margaretenhortes trotz Kenntnis der Vorfälle nicht gegen die Schuldigen ein? Diese ungeheuerlichen Vorwürfe standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz  des Kirchenkreises-Ost am 25. Oktober im Haus der Kirche.

missbrauch

Sind stark an einer Aufklärung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Harburger Kinderheim des  Margaretenhortes in der Haakestraße interessiert: Rainer Rißmann (Geschäftsführer Margaretenhort), Pröpstin Dr. Ulrike Murmann, Professorin Dr. Mechthild Wolff und Rainer Kluck (Leiter der Fachstelle Prävention) (v.l.n.r.)
Foto: mk
   

Die für den Bereich Prävention und Intervention zuständige Pröpstin Dr. Ulrike Murmann informierte über den bisherigen Sachstand. Danach hätten sich im Mai dieses Jahres zwei ehemalige Bewohnerinnen des Margaretenhortes beim Kirchenkreis Hamburg-Ost gemeldet, der Träger der Einrichtung ist.Die Frauen hätten in absolut glaubwürdiger und plausibler Form über die Missbrauchsfälle berichtet. Als ob dies nicht schon schlimm genug wäre,  wird den damaligen Verantwortlichen des Margaretenhortes von den Zeuginnen unterstellt, dass sie von den Übergriffen gewusst und trotzdem nicht eingegriffen hätten. Die Frauen, die selbst nicht  Opfer der Übergriffe gewesen wären, hätten  von einem fortgesetzten Missbrauch der Kinder und Jugendlichen gesprochen, erläuterte Murmann.

Angesichts der Vorwürfe wolle der Kirchenkreis Hamburg-Ost nun eine Aufarbeitung in die Wege leiten, kündigte Murmann an. Diese machte klar, dass man auf Seiten der missbrauchten Kinder und Jugendlichen stünde. Es solle nichts über deren Köpfe hinweg entschieden werden. Man wolle zuerst mit möglichen Opfern sprechen, um eine Vertrauensbasis zu schaffen Danach müsse man entscheiden, wie den Opfern geholfen werden könnte.
Die Gespräche sollten auch der lückenlosen Aufklärung der Missbrauchsfälle dienen. Die Betroffenen würden also nicht auf eine „Opferrolle“ reduziert  werden, sondern sie sollen aktiv an der Aufklärung mitwirken. Unterstützung könnte beispielsweise in Form von Therapien, seelsorgerischer Beratung oder Ausbildungsangeboten geleistet werden. Auch finanzielle Hilfen kämen vielleicht in Betracht, erläuterte Murmann.
Die Pröpstin betonte, dass die Aufarbeitung der Fälle ein „geordneter Prozess“ sein müsste.  Sie räumte aber auch ein: „Wir stehen erst am Anfang!“ Warum?
Man sei darauf angewiesen, dass sich erst die Opfer melden. Dies setze viel Mut bei den betroffenen Personen voraus. Leider wären die relevanten  Unterlagen nach 25 Jahren aus Datenschutzgründen vernichtet worden. Man könne heute nicht mehr rekonstruieren, welche Kinder damals in den betreffenen Jahren in dem Kinderheim betreut wurden. Bekannt sei lediglich, dass es Kinder aus zerrütteten Ehen oder Waisen gewesen sein sollen. Wer damals die Leitung des Margaretenhortes inne hatte, wüsste man hingegen schon, sagte der frischgebackene Geschäftsführer des Margaretenhortes, Rainer Rißmann.
Murmann ergänzte, dass man mit dem damaligen Leitungspersonal noch keinen Kontakt aufgenommen habe. Damit wolle man Versuchen von Einschüchterung vorbeugen. Jegliche Einflußnahme auf die Opfer weise man zurück.  Die ganze Materie sei bis zu dieser Pressekonferenz geheim gehalten worden. Frühere oder heutige Mitarbeiter des Margaretenhortes hätten  auch erst mit dem 25. Oktober Kenntnis erhalten, führte Murmann aus.
Bleibt die Frage, warum nicht betroffene Personen erst nach Jahrzehnten die Vorwürfe erhoben haben. Der Leiter der Fachstelle Prävention, Rainer Kluck, versuchte sich in einer Erklärung. Die Zeuginnen wollten vielleicht stellvertretend für die Opfer die Stimme erheben. Teilweise kann das aus Solidarität oder Fürsorge für diese Personen geschehen sein, die sich nicht wehren können, so Kluck. Mit ins Boot zur Aufarbeitung geholt wurde Professorin  Dr. Mechthild Wolff .Die Professorin der Hochschule Landshut sitzt mit am Runden Tisch der Bundesregierung und im Fachbeirat des Unabhängigen Beauftragen gegen sexuellen Kindesmissbrauch. Sie sehe in diesem Fall eine Möglichkeit, dass sich sexuell missbrauchte Kinder in anderen Einrichtungen zu Wort melden, um ihr Leid öffentlich zu machen.
Pröpstin Murmann bittet mögliche Opfer, sich beim Kirchenkreis Hamburg-Ost zu melden. Dafür habe man die Hotline der Fachstelle Prävention unter der Telefonnummer:0176-87117634 oder email:fachstelle.praevention@kirche-hamburg-ost.de eingerichtet. Über diese Telefonnummer und Mail-Adresse können Betroffene die Pröpstin Murmannn und den Präventionsbeauftragten Rainer Kluck erreichen. Informationen zum Thema gibt es auch unter www.margaretenhort.de/aufarbeitung.
BU:Sind stark an einer Aufklärung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Harburger Kinderheim des  Margaretenhortes in der Haakestraße interessiert: Rainer Rißmann (Geschäftsführer Margaretenhort), Pröpstin Dr. Ulrike Murmann, Professorin Dr. Mechthild Wolff und Rainer Kluck (Leiter der Fachstelle Prävention) (v.l.n.r.)     Foto: mk