Harburg trauert um Thomas Völsch

Thomas VölschFoto: pm

Harburg trauert um Thomas Völsch
Bezirksamtsleiter genoss parteiübergreifend Anerkennung

Sein Platz blieb am 28. November in der Sitzung der Bezirksversammlung (BV) leer. Der Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) war in der Nacht zu Dienstag seinem Krebsleiden im DRK-Hospiz in Langenbek erlegen. Drei Rosen schmückten seinen Tisch im großen Sitzungssaal des Rathauses, wo er, im östlichen Flügel, mit Blick auf den Rathausplatz, auch sein Büro hatte.
Die Betroffenheit der Abgeordneten war über alle Parteigrenzen hinweg, bei Mitarbeitern der Verwaltung und auch anwesenden Journalisten gleichermaßen mit Händen zu greifen, die Stimmung bedrückt.

Der Platz von Thomas Voelsch in der Bezirksversammlung blieb am Dienstag leer

Wo sonst vor Eintritt in die Tagesordnung noch ein reger und meinungsfreudiger, manchmal auch lauter, vom Präsidium kaum zu bändigender Gedankenautausch herrschte, war diesmal nur Schweigen und Stille. An einen normalen Sitzungsverlauf war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken. Niemandem stand der Sinn danach, über die Verlängerung der S32, Insektensterben oder gar Prostitution im Bezirk zu debattieren. Um 13.46 Uhr war die Nachricht vom Ableben Thomas Völschs von der Pressestelle des Senats über die elektronischen Medien verbreitet worden, erste Reaktionen folgten postwendend.
Für die allermeisten kam diese Nachricht dann doch unerwartet, wenngleich bekannt war, dass Völsch an Krebs erkrankt war und er erst in der vergangenen Woche Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz gebeten hatte, ihn nicht, wie vorgesehen, nach erfolgter Wahl, für die kommenden sechs Jahre zum Bezirksamtsleiter zu ernennen. Für den Nikolaustag war ein entsprechender Festakt geplant. Zu negativ seien die medizinischen Befunde, die Perspektiven…..Es war dieser plötzliche Tod, der das alles so unfassbar machte.
Die Sprachlosigkeit versuchte Birgit Rajski, Vorsitzende der Bezirksversammlung, nach einer Schweigeminute des Plenums, in Worte zu fassen. Völsch sei seit 2012 mit Leib und Seele Harburger Bürgermeister gewesen und habe bei den Harburgern „als einer von ihnengroße Akzeptanz und Anerkennung genossen. Der Umgang mit seiner Krankheit sei realistisch aber nicht fatalistisch gewesenumso überraschender sei sein Amtsverzicht gewesen. Der Tod dieses „Bezirksamtsleiters aus Passion ist schwer auszuhalten, er wird mir fehlen,“ sagte sie mit tränenerstickter Stimme. Nach der Abhandlung einiger wenigen, notwendigen Regularien, schloss Robert Timmann, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksversammlung, nach knapp 30 Minuten die Sitzung. Von den CDU-Kollegen in der Großen Koalition gab es für die SPD-Kollegen tröstende Worte, vom CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer gab es für Jürgen Heimath, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion eine stumme Umarmung, dann standen die Abgeordneten mit versteinerten Minen in Grüppchen beisammen und versuchten zu fassen, was so unfassbar war.
Erst vor wenigen Jahren war Thomas Völsch, ein passionierter Radfahrer, mit Ehefrau Susanne aus Fischbek in den aufstrebenden Binnenhafen gezogen, beinahe in Sichtweite „seines“ Rathauses. Bevor er sein Amt dort antrat, war er u.a. Geschäftsführer der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft und ihr stellv. Fraktionsvorsitzender. In Harburg hat er sich schnell parteiübergreifend Anerkennung und Respekt verschafft. Erst am 26. September war er mit den Stimmen der CDU für weitere sechs Jahre als Verwaltungschef im Amt bestätigt worden.
In der vergangenen Woche dann der große Rückschlag. Die ursprünglich optimistischen Nachrichten aus der medizinischen Abteilung hatten sich schlagartig in das komplette Gegenteil verkehrt – die Aussichten und auch der konkrete Zustand verschlechterten sich dramatisch, Perspektive unklar. Deshab die Bitte an den Ersten Bürgermeister, von einer weiteren Ernennung zum Bezirksamtsleiter abzusehen. Dabei hatte Völsch seinen gesundheitlichen Zustand zumindest nach außen stoisch ertragen. Er verrichtete seine Amtsgeschäfte, nahm öffentliche Termine wahr und schien die verordnete Therapie verhältnismäßg gut zu vertragen. Wie es in seinem Inneren aussah, wussten wohl nur die wenigsten. Jetzt ist Thomas Völsch tot. Er wurde nur 59 Jahre alt.