„Wir entwickeln hier ein neues Stück Stadt in der Stadt!“

So stellen sich die Planer das zukünftige Wilhelmsburger Rathausviertel vor Visualisierung: Ciruit Behnisch Architekten

„Wir entwickeln hier ein neues Stück Stadt in der Stadt!“.

Startschuss für das Wilhelmsburger Rathausviertel.

Wo sich jetzt noch rund 75.000 Kubikmeter Sand in die Höhe türmen, Bagger, LKW, Planierraupen und Bauarbeiter das Bild dominieren, werden in naher Zukunft lebendige Wohnquartiere entstehen: Am vergangenen Dienstag gaben Bausenatorin Karen Pein, IBA Hamburg-Geschäftsführer Kay Gätgens und Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, den symbolischen Startschuss für das Wilhelmsburger Rathausviertel, das auf der ehemaligen Trasse der Wilhelmsburger Reichsstraße entsteht. „Das ist wirklich, glaube ich, für viele ein wahrer Glücksmoment heute“, begann Karen Pein, die selber 16 Jahre bei der IBA – erst als Projektkoordinatorin und dann als Geschäftsführerin – tätig war, ihre Rede.
Das Gelände, das an der Dratelnstraße hinter dem Sportplatz des ESV Einigkeit liegt, wird jetzt erst einmal baulich erschlossen. Dafür müssen die rund 75.000 Kubikmeter Sand des Damms der ehemaligen Wilhelmsburger Reichsstraße auf dem Gelände umverteilt werden. Anschließend folgt eine rund neunmonatige Setzungsphase, bevor mit dem Hochbau auf dem rund 32 Hektar großen Areal begonnen werden kann. Hier sollen bis Ende 2029 die ersten Häuser entstehen, insgesamt sind 1.900 Wohnungen geplant.
Damit beginne ein neues Kapitel für die Stadtentwicklung auf der Elbinsel, heißt es seitens der Akteure. „Zwölf Jahre nach Abschluss der Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg 2013 startet Wilhelmsburg in seine zweite große Entwicklungsphase. Das Rathausviertel ist dabei Teil einer umfassenden Transformation, zu der auch das Elbinselquartier und das Spreehafenviertel gehören – insgesamt entstehen hier über 5.000 neue Wohnungen, Grünflächen und vielfältige Angebote für Wohnen, Arbeiten und Freizeit!“ „Wir entwickeln hier ein neues Stück Stadt in der Stadt“, zeigt sich IBA-Geschäftsführer Gätgens angetan vom fortschreitenden Prozess.
Grundvoraussetzung für diese Entwicklung war die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße im Jahr 2019. Sie habe den Weg freigemacht für die Entwicklung neuer Quartiere, die heute als Herzstück des „Sprungs über die Elbe“ gelten. Während der Internationalen Bauausstellung in Hamburg zwischen 2006 und 2013 wurde mit rund 70 Projekten der Grundstein für die räumliche Umgestaltung gelegt und Wilhelmsburg als innovativer und vielfältiger Stadtteil etabliert. Der anschließend von der Bürgerschaft beschlossene Rahmenplan stellte die Weichen für die weiteren Planungen. Mit dem Rathausviertel, dem Elbinselquartier und dem Spreehafenviertel werde dieses Konzept nun in Form der Wilhelmsburger Achse Realität.
Das Wilhelmsburger Rathausviertel wird nun als Pilotquartier für den Hamburg-Standard entwickelt. Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig hohe städtebauliche und ökologische Standards zu sichern. Rund 1.900 Wohneinheiten, Studierendenwohnungen, Gewerbeflächen, Sporteinrichtungen und Kindertagesstätten sind geplant. Die Prinzipien des Hamburg-Standards – kostenreduziertes, qualitätsvolles und nachhaltiges Bauen – werden hier erstmals umfassend angewendet und weiterentwickelt.
„Die notwendigen Vorarbeiten bis zum heutigen Spatenstich sind beeindruckend: Neben der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße war vor allem das Heranrücken des Wohnungsbaus an die ortsansässigen Industriebetriebe eine große, aber mittlerweile gemeisterte Herausforderung. Deshalb ist der heutige Startschuss für das neue Wilhelmsburger Rathausviertel, in dem bezahlbarer Wohnraum in unterschiedlichen Wohnformen entsteht, auch für den Bezirk ein ganz besonderer Moment“, so Ralf Neubauer, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte.
Bei all der Euphorie gibt es dennoch einen Wermutstropfen: Mit dem Bau der Wohnungen werden geschätzt auch 10.000 neue Einwohner nach Wilhelmsburg ziehen. Das bedeutet auch mehr Zulauf in den Arztpraxen und das bei Wegfall des Wlhelmsburger Krankenhauses Groß-Sand. Inwieweit die Gesundheitsversorgung bei den Planungen mitgedacht wurde und welche Einflussmöglichkeiten die Planer und die Politk haben, erklärt Ralf Neubauer: „Also wir denken diese ganzen Wohneinrichtungen immer mit, ob das jetzt Kindertagesstätten sind, ob das Schulen sind. Im nördlichen Elbinsel-Quartier entsteht ja auch ein neuer Schulstandort. Aber wir haben auf die ärztliche Versorgung natürlich nur im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Einfluss. Das heißt, wir sind mit der Kassenärztlichen Vereinigung im Gespräch. Wir haben auch eine Gesundheitskonferenz als Bezirk hier in Wilhelmsburg und gucken uns tatsächlich sehr genau an, wo ist gerade die ärztliche Versorgung gut, wo müsste sie besser werden und versuchen da auch im Rahmen unserer, aber ehrlicherweise durchaus beschränkten Möglichkeiten, zu steuern. Die Gesundheitssenatorin hat ja nun längst aber auch bekannt gegeben, dass sie versuchen will, die Steuerungsmöglichkeiten nochmal auszuweiten. Und das Thema Groß-Sand ist sicherlich eins, was uns auch noch eine Weile miteinander beschäftigen wird.“



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