„Das anscheinende Desinteresse ist nicht länger akzeptabel“.
Reaktionen zum Jahrestag der Pella Sietas-Insolvenz.
Rund ein Jahr nach der Insolvenz der früheren Pella Sietas-Werft ist es um das Traditionsunternehmen still geworden. Außer der Demontage von einigen Krananlagen tut sich nichts. Zuletzt war die Werft vor Monaten in den Focus gerückt, als der Bauunternehmer Steffen Lückung aus dem Landkreis Harburg signalisierte, das Unternehmen zu kaufen. Aber schon nach kurzer Zeit bewahrheitete sich die Skepsis von Fachleuten, die den Vorstoß eher als Marketing-Gag denn als seriöses Angebot bezeichneten. Angesichts des Jahrestages der Insolvenz der Pella Sietas-Werft meldete sich unter der Woche die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Dr. Gudrun Schittek mit einer langen Pressemitteilung zu Wort. Zusammen mit dem sehr jungen SPD-Mitglied Ermya Ciger ließ sie zunächst nochmals den Weg der Pella Sietas-Werft bis zur Insolvenz Revue passieren, bevor beide ihre Forderungen für die Zukunft des Standortes darlegen. Sie erwarten erwarten vom Senat, „dass Bedingungen geschaffen werden, die den Wasserzugang zuverlässig sichern und wieder einen Schiffsbetrieb ermöglichen. Die Sicherheit des Estesperrwerks hat höchste Priorität für den Hochwasserschutz. Daher muss HPA regelmäßige Spül- und Baggerarbeiten im Bereich des Sperrwerks durchführen, um sowohl den Schiffsverkehr und Arbeiten auf dem Werftgelände und in den Docks zu ermöglichen, als auch den Hochwasserschutz zu garantieren. Das Werftgelände muss unbedingt als Industriestand erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. Im Interesse Hamburgs und der Menschen in der Region sehen wir den Senat in der Pflicht!“ Zudem spart Ciger nicht mit Kritik an seinen Hamburger Genossen, die ihn bei einer Online-Petition für den Erhalt des Werftbetriebes im Regen haben stehen lassen. Ciger: „Dafür bekam ich Unterstützung von der SPD Jork, jedoch keine von der SPD Harburg, bzw. vom damaligen Vorstand der SPD Harburg. Jeder Versuch, in Harburg und Hamburg Unterstützung zu bekommen, lief ins Leere. Es war wie ein Trauerspiel, zuzusehen, wie sich die Pella Sietas-Werft hilflos ihrem Ende zuneigt, ohne dass von Seiten der Harburger und Hamburger SPD Unterstützung kam“. Seitens der offiziellen SPD kam zum traurigen Jahrestag nicht viel. „Der Kreisvorstand der Harburger SPD wird sich nach der Sommerpause mit der Thematik beschäftigen. Der Erhalt des Industriestandortes, bestenfalls sogar des Werftstandortes, muss gesichert werden. Dazu müssen HPA und die zuständigen Fachbehörden auch ihren Teil beitragen. Das anscheinende Desinteresse ist nicht länger akzeptabel“, heißt es vom Vorsitzenden des SPD-Distriktes Neuenfelde, Sören Schinkel-Schlutt.
Die Bürgervertretung Neuenfelde-Cranz-Francop war da schon gesprächiger. Die Reaktionen der örtlichen Bürgerschaft auf die Sietas-Insolvenz seien inzwischen sehr nüchtern und rational. Schuldzuweisungen bezüglich der Insolvenz wären Schnee von gestern und zumeist auch stark interessengeleitet. Die meisten Bürger vor Ort seien sich sicher, dass es auf dem Gelände keine Werft mehr geben wird. Wert wird allerdings darauf gelegt, dass die derzeitige städtebauliche Nutzungsausweisung als Industriegebiet bleiben sollte, sagte der Sprecher Manfred Hoffmann. „Erwartet wird jedoch, dass dabei das Prinzip der Nachhaltigkeit die zentrale Rolle bei industriellen Neuansiedlungen spielen muss. Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit müssen die Eckpfeiler von Standortentscheidungen für dies Industriegebiet, und damit muss auch eine CO2-neutrale Produktion gewährleistet sein. Insofern sind wir uns wohl mit den Forderungen der beiden Politiker einig. Entscheidend dürfte aber sein, dass die Regierungs-Fraktionen der Hamburger Bürgerschaft und der von ihnen getragene Senat es auch so sehen und dann auch entsprechend handeln“, erklärte Hoffmann.
