„Das Konzept ist im Sande verlaufen!“

Petra Hoppe und Michael Eicks vom Künstlerhaus Georgswerder freuen sich zwar über die bewilligten Mittel zur Sanierung des Schulaltbaus in der Rahmwerder Straße fühlen sich aber auch vergessen in dem bereits Jahre andauernden Prozess Foto: au

„Das Konzept ist im Sande verlaufen!“.

Schulaltbau soll saniert werden.

Erst vor Kurzen verkündete die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in einer Pressemitteilung die frohe Botschaft: Der historische Schulaltbau Rahmwerder Straße soll saniert und zu einem soziokulturellen Künstler- und Musikhaus Georgswerder entwickelt werden. Dafür stelle man nun rund 1,5 Millionen Euro aus dem neu eingerichteten Stadtentwicklungsfonds Lebendige Quartiere zur Verfügung (der Neue RUF berichtete). „Das Bestandsgebäude Rahmwerder Straße 3 (heutiges ‚Künstlerhaus‘) wird zukünftig seitens der Schule nicht mehr benötigt. Es ist sehr stark sanierungsbedürftig. Hier besteht großer Handlungs- und vor allem auch Finanzierungsbedarf. Damit es gelingt, das Haus zu ‚halten‘ und zu bewirtschaften, muss es zunächst baulich ertüchtigt werden und darüber hinaus – nach unserer gemeinsamen Bewertung – einen stärkeren Quartiersbezug bekommen und zukünftig auch weiteren lokale Nutzerinnen und Nutzern offen stehen. Deshalb haben wir uns um die Fördermittel aus dem Stadtentwicklungsfonds beworben. Um den Projektantrag zu schreiben, haben wir in kürzester Zeit mit vielen Akteurinnen und Akteuren in Georgswerder gesprochen und geskypt, die wir auch weiter in die Planung einbinden werden. Als erstes haben wir sie über die positive Entscheidung der BSW informiert. Jetzt gilt es, eine Arbeitsplanung aufzustellen, die mit der Neubauplanung der Schule abzustimmen ist. Das Nutzungskonzept wird parallel erarbeitet beziehungsweise konkretisiert“, erklärt eine Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte.
Michael Eicks und Petra Hoppe vom Verein ‚Künstlerhaus Georgswerder freuen sich zuerst einmal über die bewilligten Mittel und dass das alte denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1902/03 nun endlich saniert werden soll. Seit Mitte 2010 mietet der Verein eine Etage mit drei Räumlichkeiten in dem historischen Gebäude. Allerdings sind die beiden und die insgesamt 15 Mitglieder des Vereins von der Nachricht sichtlich überrascht. „Wir erleben hier gerade ein Dèjá- Vu“, erklären die beiden Fotokünstler. Denn eigentlich liegen die Pläne für eine Sanierung und ein Nutzungskonzept für das Haus seitens der Künstler bereits seit 2010 in den Schubladen der Behörden. Damals hieß es noch, dass das bisher als Schulgebäude genutzte Haus seitens der Schule spätestens mit der Eröffnung der Elbinselschule im Jahr 2013 nicht mehr gebraucht werde. Bereits im Juni 2011 forderte der Regionalausschuss Wilhelmsburg/Veddel auf Initiative der SPD-Fraktion, dass das Nutzungskonzept für das Kulturhaus umgesetzt wird. Darin heißt es unter anderem: „Im
Nutzungskonzept ist vereinbart worden, dass ab 2013 das gesamte Schulgebäude an den gemeinnützigen Verein Künstlerhaus Georgswerder e.V.“ vermietet wird. Im Gebäude soll dann neben weiteren Ateliers auch ein öffentliches Cafe im Erdgeschoss betrieben werden. Es soll sichergestellt werden, dass mit Ausstellungen, Kursen und kulturellen Veranstaltungen sich das Haus im Stadtteil und noch darüber hinaus etabliert. Mit dem Energieberg und seinem Ausstellungskonzept, dem Künstlerhaus und dem Auswanderermuseum BallinStadt entsteht so ein richtiges Kulturdreieck im Raum Georgswerder, das nicht nur Georgswerder, sondern Gesamt-Wilhelmsburg erheblich aufwertet.“ Zwar hatte die Schulbehörde damals zwar angekündigt, tätig zu werden, passiert ist seitdem aber – nichts. „Das Konzept ist im Sande verlaufen“, weiß Michael Eicks, der den Prozess von Anfang an begleitet.
Dabei hat das altehrwürdige Gebäude eine Sanierung dringend notwendig. Risse in den Wänden, kaputte und zugige Fenster, für das ganze Gebäude gibt es nur eine sanitäre Anlage. Wie hoch die Sanierungskosten sein werden, steht dabei in den Sternen. In einer Kleinen Schriftlichen Anfrage der SPD an den Hamburger Senat aus dem Jahr 2010 wurden die Sanierungskosten bereits damals entsprechend einer gutachterlichen Schätzung auf rund 2,1 Millionen Euro beziffert.
Dass man das Künstlerhaus in die Planungen miteinbezogen und über die Bewilligung der Gelder informiert habe, können Eicks und Hoppe nicht bestätigen. „Wir haben von den bewilligten Mitteln erst aus der Presse erfahren. Mit uns hat vorher keiner so richtig geredet, nur mal kurz nach unseren Ideen gefragt“, so Eicks. Außerdem gäbe es bereits seit Jahre keinen richtigen Ansprechpartner mehr für die Künstler. „Ich habe vor Kurzem versucht, weitere Räume im Gebäude anzumieten, aber keiner fühlte sich richtig zuständig für uns. Nach einem Jahr habe ich dann aufgegeben“, erinnert sich Eicks. Das und die lange Wartezeit auf die Sanierung habe sich im Laufe der Jahre auch auf den Verein ausgewirkt. „Am Anfang waren wir noch rund 30 Mitglieder, mittlerweile sind es nur noch 15. Viele haben anfangs noch auf mehr Räumlichkeiten gehofft, die aber haben die Hoffnung aufgegeben“, erzählt Petra Hoppe. Bei den verbliebenen Künstlern machen sich nun Zukunftsängste breit. „Die Sorge, hier irgendwann mal raus zu müssen, ist latent da“. Gerne würde der Verein sich aktiv an einem Nutzungskonzept beteiligen. Dafür wünschen sich die Künstler aber erstmal einen Ansprechpartner: „Wir wollen eine Schnittstelle in die Behörden“, sind sich die beiden einig.