Sumpfrohrsänger wird Lebensraum verlieren

Auf der Fläche des Neubaugebietes NF-72 (hier vom Scheideholzweg aus gesehen) soll unter anderem neuer Wohnungsraum geschaffen werden

Sumpfrohrsänger wird Lebensraum verlieren.

NF-72 hat Auswirkungen auf Fauna und Flora.

Die Planungen für das Neubaugebiet NF-72 (Weidenkehre) nehmen an Fahrt zu. Vor diesem Hintergrund wollte die AfD mittels einer Anfrage vom Bezirksamt Harburg wissen, wie sich die Schaffung von neuem Wohnraum auf die dortige Umwelt niederschlägt
Nach Abschluss aller Bauarbeiten werden laut Bezirksamt, das sich wiederum auf den Projektentwickler beruft, voraussichtlich rund 67% der Fläche Grünfläche inkl. Dachbegrünung und circa 33% versiegelt bzw. teilversiegelt sein. Durch die Überbauung der Fläche wird der bislang hier siedelnde Sumpfrohrsänger seinen Lebensraum verlieren. Während der Bauarbeiten wird dort voraussichtlich kein Individuum seinen Lebensraum haben. Zur Kompensation des Lebensraumverlusts des kürzlich von der Vorwarnliste gestrichenen Sumpfrohrsängers sollen ungefähr 870 m² Hochstaudenflur auf der privaten Grünfläche östlich der Wohnbebauungen der Projektentwickler entwickelt und dauerhaft erhalten werden, kündigt das Bezirksamt an. „In modernen Gärten und Ziergrünflächen kommt der Sumpfrohrsänger nicht vor, sodass mit dem Verlust seines Revieres zu rechnen ist. Somit werden dort dann vorerst keine Individuen vorkommen. Mit geeigneten Ausgleichsmaßnahmen, d.h. Biotopgestaltung, könnte wieder ein Revierpaar mit der entsprechenden Individuenzahl vorkommen. Auf der geplanten Hochstaudenflurfläche kann entsprechend dauerhaft ein Brutpaar des Sumpfrohrsängers brüten“, erläutert das Bezirksamt. Dieses gehe davon aus, dass nach den durchgeführten Untersuchungen zum Bebauungsplanverfahren 15 Vogelarten mit Brutrevieren und sieben Vogelarten als Besucher und drei Fledermausarten, die hier fliegen, jedoch keine Quartiere haben, vorzufinden seien, listet der Bezirk auf. Im gesamten Plangebiet befinden sich nach der letzten Baumerfassung 89 Bäume, davon 30 auf dem Gelände der Projektentwickler. Voraussichtlich werden eine Erle und eine Birke gefällt, so das Bezirksamt. Dieses gibt noch weitere Details zum aktuellen Pflanzenbereich: „Der größte Teil des Plangebiets besteht aus einer brachgefallenen, mittelwertigen Grünlandfläche (ehemalige Pferdeweide), die als sonstiges mesophiles Grünland anzusprechen ist. Aufgrund der ausbleibenden Nutzung durch Beweidung oder Mahd haben sich an mehreren Stellen hochwüchsige Brennnesselfluren ausgebildet. Ansonsten dominieren typische Grünland-Arten sowie in feuchteren Bereichen auch Binsen-Arten. Das schmale Grabensystem, das die Grünlandfläche im Osten des Plangebietes durchzieht, ist ausgetrocknet und unterscheidet sich in der Artenzusammensetzung nicht vom Grünland. Die ehemalige Hofstelle im Südwesten des Plangebiets ist vegetationsarm und stark versiegelt. Südlich und nördlich der Gebäude kommen verschiedene Ausprägungen halbruderaler Gras- und Staudenfluren mittlerer Standorte sowie Ruderalflur mittlerer Standorte vor. Südlich des nördlichen Parkplatzes an der Bauernweide liegt ein Hundeübungsplatz, der typische Gräser des Wirtschaftsgrünlandes aufweist. Neben den Gräsern prägen auch einige Stauden die Vegetation, darunter Stumpfblättriger Ampfer, Wiesen-Schafgarbe, Gewöhnlicher Löwenzahn und Spitz-Wegerich. Der östliche Teil des Hundeübungsplatzes ist durch sandigen Offenboden geprägt, der kaum Bewuchs aufweist.
Nördlich und südlich des Bereichs an der Bauernweide befinden sich versiegelte Parkplatzflächen, die im Westen von gepflanzten Gehölzbeständen aus vorwiegend heimischen Arten und entlang der Straße von Scherrasen begrenzt werden. Im mittleren Bereich liegt ein privater Spielplatz, der an den Rändern Bäume und Sträucher aufweist“. Nach Abschluss aller Bauarbeiten soll durch die vorgesehene Hochstaudenflur zahlreichen Pflanzenarten der brachgefallenen Grünlandfläche geeignete Standortbedingungen ermöglicht werden. Die alten Bäume südlich der alten Scheune bleiben größtenteils erhalten, ebenso der größte Teil der Gehölze der wertvollen Strauch-Baumhecke in der Mitte des Plangebiets. In der Parkanlage sollen Pflanzflächen für Blumen- und Kräuterwiesen sowie Kugelweiden entstehen. Weitere Angaben könnten derzeit nicht gemacht werden, da man sich noch in der Entwurfsplanung befindet, so das Bezirksamt.