Wasserstoff für den Hafen.
NABU sagt Ja, verbindet es aber mit Nein zur A26-Ost.
Am Freitag vergangener Woche hatte der Senat bekannt gegeben (siehe gesonderter Bericht), dass eine Kooperation der Firmen Shell, Mitsubishi, Vattenfall und Wärme Hamburg sich in einem so genannten „Letter of Intent“ zusammengeschlossen haben, um am Standort des jetzigen Kohlekraftwerks Moorburg „Grünen“ Wasserstoff zu produzieren. Auf dem jetzigen Kraftwerksgelände soll hierzu ein „Elektrolyseur“ mit einer Anfangsleistung von 100 Megawatt entstehen. Das wäre dann ein Standort mit einer der stärksten Leistungen weltweit.
Der Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Matthias Czech (SPD) begrüßt diese Mitteilung von Wirtschafts- und Umweltbehörde.: „Es freut mich, dass Moorburg zum Standort des größten deutschen Elektrolyseurs wird. Damit wird aus einem herkömmlichen Kohlekraftwerk ein Innovationspunkt. Der Energieträger Wasserstoff kann, wenn er aus regenerativen Energiequellen erzeugt wird, einen bedeutenden Beitrag zur Klimawende leisten. Auch finden sich mit der Logistik und Schwerindustrie im Hafen viele potenzielle Abnehmer für den Wasserstoff. Moorburg wird mit diesem innovativen Projekt einen Meilenstein in der Hamburger Energiewende darstellen.“
100 Megawatt entspricht ungefähr der Stromerzeugung von 30 Windkraftturbinen. Das Konzept ist so angelegt, dass die Leistung später in Abschnitten vergrößert werden kann. Die Stromerzeugung für den Wasserstoff soll aus Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein und der Nordsee kommen. Die Partnerfirmen wollen beantragen, dass das Projekt aus dem europäischen Programm IPCEI („Important Projects of Common European Interest”) gefördert wird. Dieser Förderantrag wird noch im ersten Quartal dieses Jahres eingereicht werden.
„Dieses Projekt wird für den Stadtteil Moorburg eine große Bedeutung haben. Es wird hier einer der größten europäischen Elektrolyseure entstehen. Der hier erzeugte Wasserstoff wird ein Vorzeigeprojekt der Energiewende werden,“ ist sich Matthias Czech sicher.
Der NABU Hamburg bewertet die Absichtserklärung, am ehemaligen Kohlekraftwerksstandort Moorburg eine moderne Wasserstoffproduktion aus Erneuerbaren Energien einrichten zu wollen, als sinnvolle Folgenutzung des brachliegenden Areals. In der Schifffahrt könnte Wasserstoff, bzw. aus Wasserstoff gewonnene Kraftstoffe, perspektivisch fossilen Diesel ersetzen. Der NABU weist in dem Zusammenhang jedoch auch darauf hin, dass die geplante A26-Ost, die aufgeständert zwischen dem Kraftwerksgelände und der nur wenige hundert Meter entfernten Kattwykbrücke verlaufen soll, potenzielle räumliche Entwicklungsmöglichkeiten deutlich einschränken würde.
Einerseits gäbe es einen erheblichen Zielkonflikt zwischen Sicherheitsaspekten bei der Wasserstoffproduktion und einer in unmittelbarer Nähe verlaufenden, aufgeständerten Autobahn. Andererseits sei die Lage der Kattwyk-Halbinsel zukunftsträchtig. „Die Kattwyk-Halbinsel ist nach dem Abzug des Shell-Tanklagers ein echtes Filetstück für die Hafenentwicklung oder für alternative Nutzungen wie Wasserstofferzeugung oder Speicherung. Die völlig überdimensionierte Autobahn A26-Ost würde das gesamte Gebiet westlich und östlich der Elbe zerschneiden. Große Bereiche auf der Kattwyk-Halbinsel würden zu minderwertigen Flächen degradiert. Diese Planung zeigt leider, wie unverantwortlich fahrlässig die Stadt mit wertvollsten Hafenflächen umgeht, die auch noch Wasserzugang haben“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg. „Gleichzeitig werde derzeit eine unnötige Hafenerweiterungsgebiets-Sau durch das Dorf Moorburg getrieben, bedauert Siegert.
Die Handelskammer hatte jüngst eine Debatte angestoßen, den Raum Moorburg ausschließlich für Wasserstoff- und Hafenentwicklung zu nutzen und das Dorf – wie Altenwerder oder Neuenfelde – aufzugeben (Der Neue RUF berichtete). Der NABU fordert den Senat auf, ein Moratorium für die Planung der A26-Ost zu beschließen „und eine transparente, sinnvolle und synergetische Gesamtplanung zwischen Hafenentwicklung, Versorgungs- und Verkehrsinfrastruktur zu entwickeln.“ Das gegenwärtig offensichtliche Problem des Senats sei, so Siegert weiter, „,dass er (der Senat – die Red.) versucht, aktuelle, zukunftsweisende Entwicklungen wie die Wasserstofferzeugung mit aus der Zeit gefallenen Vorhaben einer A26-Ost zu kombinieren. Das kann nur in die Hose gehen. Es wäre im Sinne der Hafenentwicklung, der Moorburger Bürgerinnen und Bürger sowie von Natur und Umwelt, wenn sich der Senat angesichts der gewaltigen Veränderungen, vor denen der Hafen insgesamt steht, die Karten neu legen würde.“
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