„Auftakt der systematischen Vernichtung der Juden“.
SPD-Gedenken in Zeiten der Pandemie.
Bereits die zweite Gedenkveranstaltung der SPD Neugraben-Fischbek für die von den Nazis Ermordeten findet 2020 anders als in den vergangenen Jahren statt. Uns ist dieser Gedenktag wichtig und er wird nicht ausfallen – aber unter strengen Vorgaben stattfinden, kündigen die Vorsitzenden des Distriktes Neugraben-Fischbek, Beate Pohlmann und Henning Reh, die SPD-Gedenk-Veranstaltung am ehemaligen Ortsamt Süderelbe am 9. November an.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Nacht begannen im nationalsozialistischen Deutschland direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. Geschäfte wurden zerstört und geplündert, Synagogen niedergebrannt, 30.000 Menschen verhaftet und verschleppt und mehr als 1.000 in dieser ersten Nacht des Grauens ermordet, listen die SPD-Politiker furchtbaren Fakten auf. „Die Polizei sah tatenlos zu und nur die wenigsten Menschen hatten den Mut, den jüdischen Mitbürgern zu helfen. Diese Nacht war der Auftakt der systematischen Vernichtung der Juden, der Beginn des Holocaust mit Millionen Ermordeten. Heute verändert ein Virus pandemischen Ausmaßes unser Alltagsleben. Wir schützen uns und alle anderen, indem wir unsere Kontakte einschränken, Masken tragen und Gruppen meiden. Das ist auch der Grund, aus dem wir in diesem Jahr unsere Gedenkveranstaltung am 9.11. ‚entzerren‘, wie wir es auch schon am 15. April, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen taten“, erläutern Pohlmann und Reh.
Zunächst werden Pohlmann und Reh im Gedenken an die Ermordeten um 11 Uhr ein Gesteck an der Gedenktafel niederlegen, bevor über den Tag verteilt alle Genossen der SPD Neugraben-Fischbek die Gelegenheit haben, einzeln oder im Familienverbund, einen kleinen Stein dort niederzulegen. „Dabei lehnen wir uns an einen traditionellen Brauch im Judentum an: Wurde eine Bestattung vorgenommen, brachten Freunde oder Stammesverwandte einen Stein mit, um das Grab zu bedecken. Dieser Brauch hat sich bis heute gehalten. Wir bitten darum, die Umgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie strikt einzuhalten. Wir dürfen nie aufhören, uns zu erinnern. Wir müssen aus dem Unfassbaren lernen und wir müssen uns gegen rechte Gesinnung, rechte Sprache und rechte Taten zur Wehr setzen. Gegen Corona werden die Virologen Impfstoffe entwickeln. Gegen Nazis gibt es diese bereits: Aufklärung und gelebte Erinnerung in wahrhaftiger Haltung“, betonen Pohlmann und Reh.
