Zusätzliche Schutzräume für Gewaltopfer dringend nötig.
DeKo lehnt Antrag der Linksfraktion ab.
Mit ihrem Antrag „Schutzräume für Opfer häuslicher Gewalt“ hat die Fraktion DIE LINKE. in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte einen Vorstoß unternommen, dem aus ihrer Sicht erwartbaren Anstieg von Opferzahlen im häuslichen Bereich bei Ausgangsbeschränkungen in Corona-Zeiten Rechnung zu tragen. Die Stadt Berlin zum Beispiel hat Ende März Plätze in leerstehenden Hotels für Eltern und Kinder in solchen Notlagen zur Verfügung gestellt. „So hätte auch Hamburg sich vorbereiten und Verantwortung in diesen schweren Zeiten für Betroffene zeigen können“, erklärt die DIE LINKE. in einer Pressemitteilung.
Die Deutschland-Koalition (DeKo) aus SPD, CDU und FDP habe jedoch den Antrag in der Bezirksversammlung Mitte abgelehnt. Man sei bereits vorbereitet und es sei bislang keinerlei Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen, beschreibt die Linkspartei die Begründung. Die fünf Hamburger Frauenhäuser hätten durchaus Kapazitäten und dort zudem Möglichkeiten, auch mit Corona infizierte Mütter und ihre Kinder auf Quarantäne-Stationen unterzubringen, verkündete auch Sozialsenatorin Melanie Leonhard über die Presse.
„Ob die Plätze in den derzeit zur Verfügung stehenden Frauenhäusern in Hamburg bei einer weiter anhaltenden Ausgangsbeschränkung ausreichen, wird sich leider dann erst zeigen, wenn die Pandemie in vollem Gange ist. Ich hätte mir gewünscht, dass wir hier vorsorgen und dem Berliner Modell folgen, anstatt zu hoffen, dass die Gewaltausschreitungen in den Familien auf engstem Raum und bei vermehrten finanziellen Sorgen und wenig Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen, nicht deutlich zunehmen werden“, gibt die Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion Hamburg-Mitte, Ina Morgenroth zu bedenken.
Und Cansu Özdemir, frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion Hamburg, ergänzt: „Bereits vor der Corona-Pandemie waren die Frauenhäuser seit Jahren überlastet. Laut Istanbul-Konvention fehlen in Hamburg rund 200 Schutzplätze für akut von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder. Erschwerend können in der aktuellen Situation Frauen kaum in andere Bundesländer vermittelt werden. Wir müssen jetzt Maßnahmen ergreifen und vorsorgen. Es wäre verantwortungslos und fatal, die harte Realität zu ignorieren, dass es auch in Hamburg zu einem Anstieg der Gewalt gegen Frauen und Kinder kommen wird.“
