
„Der Täter kommt am Tage!“.
Einbruch-Vorbeugung der Polizei in Neugraben.
Der alteingesessene Bürger (Name der Redaktion bekannt) aus der Neugrabener Region kann es noch heute nicht fassen, dass er auf den „Gärtner-Trick“ hereingefallen ist. Begonnen habe alles, so der Witwer, Anfang Dezember 2019. Plötzlich hätten mehrere junge Männer auf seinem weitläufigen Grundstück gestanden. Sie boten ihm das Schneiden der Büsche und Hecken sowie das Entfernen von Unkraut und die Reinigung der Gehwege an. Obwohl er zwar einen „Aushilfsgärtner“ engagiert habe, ging der Hausbesitzer auf das Angebot ein. Die „Gärtner“ fingen sofort mit der Arbeit an. Einmal am Werk, hätten die Heranwachsenden noch angeboten das sogenannte „Totholz“ in den Bäumen zu entfernen. Auch hier willigte der Hausbesitzer ein. Schnell bildeten sich große Haufen von Gestrüpp auf dem Grundstück. Danach kamen, so der Betrogene, die Geldforderungen: Um den Abfall abzutransportieren benötige man einen Container, die ihre Firma aber nicht besäße. Es müsste einer bestellt werden. Das würde um die 8000 Euro kosten. Für die Entfernung des „Totholzes“ müsste eine Steig-Ausrüstung ausgeliehen werden. Die würde mit 6000 Euro zu Buche schlagen, rechneten ihm die vermeintlichen „Gärtner“ vor. Zunächst habe er zwei Schecks ausgeschrieben, und den jungen Männern ausgehändigt. Die seien aber nochmals mit Geldforderungen an ihn herangetreten: Er müsste Barschecks ausstellen, weil die anderen angeblich von der Bank nicht akzeptiert würden. Auch dieser Forderung sei er nachgekommen. Danach habe er die „Gärtner“ nicht mehr zu Gesicht bekommen. Jetzt erst habe er registriert, dass er über´s Ohr gehauen wurde. Während er dies sagt, ballt er die Faust, tippt sie an seine Stirn und verschließt seine Augen. Auch im Nachhinein schmerzt die Erinnerung hereingelegt worden zu sein. Er habe sich überrumpeln lassen. Im hätte doch auffallen müssen, dass die „Gärtner“ kein Firmenfahrzeug hatten. Ebenso mangelte es ihnen an Werkzeug. Sie hätten sich bei ihm eine Kettensäge, eine Leiter und eine Kabelrolle ausgeliehen. Säge und Kabelrolle hätten sie mitgehen lassen. Ein Container wäre nie bestellt, geschweige denn auf seinem Grundstück abgestellt worden, das Gestrüpp liege noch immer da. Den genauen materiellen Schaden will der Rentner nicht genau beziffern, aber auf Nachfrage soll er sich im fünfstelligen Bereich bewegen. Der Verlust des Geldes schmerze, aber er schäme sich vor allem wegen seiner Gutgläubigkeit. Deswegen hat der Neue RUF auf Namen und genaue Ortsbezeichnung verzichtet. Gegen Einbrecher, Diebe oder Trickbetrüger richtete sich auch eine Präventionsmaßnahme des Polizeikommissariates 47 (PK) Neugraben am 27. Januar. Unter der Leitung des Hauptkommissars Thomas Klabunde und seiner Kollegen rückten 22 Polizeimeisteranwärter in das Neugrabener Gebiet aus, um die Bürger über die Machenschaften der Kriminellen zu warnen und aufzuklären. Die bereits kurz vor dem Ende ihrer Ausbildungszeit stehenden Beamten wurden in Dreier- und Vierergruppen eingeteilt. Dann suchen sie die ihnen zugewiesenen Einsatzgebiete auf. Zumeist ist hier Einzelhausbebauung vorherrschend, da Einbrecher meist Einfamilienhäuser bevorzugen, sagt Klabunde. Er fügt hinzu: „Wir machen unsere Aktion von 15-20 Uhr. Das ist die Hauptzeit der Einbrecher. Der Täter kommt am Tage. Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren“. Unter der Aufsicht eines Bürgernahen Beamten klingeln die zukünftigen Polizisten an den Haustüren. Klabunde ist mit den drei Anwärtern Elena Bargstädt, Jana Baumgartner und Thorben Durchholz im Falkenbergsweg unterwegs. Zunächst schauen die besuchten Bürger etwas überrascht oder skeptisch. Einige wollen kein Gespräch führen, aber die meisten willigen ein. Umso eher, wenn sie die bekannten Bürgernahen Beamten wahrnehmen. Die Polizeimeisteranwärter überreichen mehrere Broschüren. In denen stehen viele Tipps wie man sich gegen Einbrüche schützt. Oder wie man nicht auf Trickbetrüger („falsche Polizisten“, „falsche Stromableser“, „falsche Gärtner“ usw. ) hereinfällt. „Grundsätzlich soll man keine Geschäfte am Telefon oder an der Haustür tätigen“, hatte Klabunde in der Besprechung vor dem Einsatz in Richtung Bürger betont. Außerdem forderte Klabunde die Bevölkerung zur Nachbarschaftshilfe auf. „Wenn fremde Personen auf dem Nachgrundstück bemerkt werden, sollte man sie ansprechen. Bei dringenden Verdachtsfällen oder einer ausgelösten Alarmanlage sollte über Notruf 110 die Polizei gerufen werden. Wir kommen lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig. Wir sind nur so gut wie uns die Bevölkerung macht“, sagte Klabunde.


