Gunter Demnig verlegt acht weitere Grundsteine.
17. Besuch des Künstlers in Harburg.
Am 19. Mai werden viele Freunde des Stolperstein-Projekts Gunter Demnig zu seinem 17. Besuch seit 2003 in Harburg begrüßen. Dann wird er die nächsten acht Mini-Denkmale für Harburger installieren, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das waren Personen, die als Juden verfolgt wurden, oder an einer Behinderung litten oder eine andere Politik propagierten. Ihre Namen und Lebensdaten sind inzwischen auf mehr als 70.000 Stolpersteinen zu finden, die der Kölner Künstler Gunter Demnig in den letzten Jahren in über 20 Ländern Europas in Absprache mit Privatpersonen („Stolperstein-Paten“) zum Preis von 120 Euro verlegt hat.
Zu diesem Personenkreis zählen – auch in Harburg – viele junge und alte Freunde dieses speziellen Denkmalprojekts ohne unmittelbaren persönlichen Bezug zu den Ermordeten, aber auch nicht wenige Erwachsene und Jugendliche aus der Gruppe der Hinterbliebenen. „Für diese Menschen, die um Angehörige trauern, die nicht in einem Einzelgrab beigesetzt wurden, ist ein Stolperstein mit den Namen und den Lebensdaten ihrer ermordeten Verwandten eine Art Ersatz für den Grabstein, der diesen Toten von ihren Verfolgern versagt wurde“, weiß Klaus Möller von der Initiative „Gedenken in Harburg“. Einige dieser Hinterbliebenen haben diesen speziellen Erinnerungsort – auch in Harburg – in den letzten Jahren nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach besucht.
Diesmal werden Berliner Verwandte des ermordeten jüdischen Ehepaares Moszek und Ester Sroka an der Verlegung zweier Stolpersteine für diese beiden einstigen Mitglieder der Harburger Synagogengemeinde in der Wilstorfer Straße 76 im Phoenix-Viertel teilnehmen und dabei andere überlebende Mitglieder der Familie in den USA vertreten, die die Herstellung und Verlegung der beiden Mini-Denkmale initiiert haben, aber die weite Reise nach Harburg aus Altersgründen zurzeit nicht antreten können.
Moszek und Ester Sroka wurden, wie Klaus Möller, dessen Verdienste um die Betreuung von Schülerprojekten zum Nationalsozialismus vor Kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt wurden, bei seinen biographischen Recherchen feststellte, am 28. Oktober 1938 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Harburg nach Polen abgeschoben, wo sie mehrere Monate in einem Internierungslager an der Grenze festgehalten wurden, bevor sie kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in das Landesinnere weiterreisen durften. Nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen wurden sie in das Getto der alten polnischen Hauptstadt Warschau eingewiesen und von dort – wie Ester Srokas Schwester Frieda Gelbart und ihr Mann Jakob Gelbart aus Altona – in das nationalsozialistische Vernichtungslager Treblinka deportiert und in dieser „Todesfabrik“ gleich nach der Ankunft in die Gaskammern getrieben. An folgende ehemalige Harburger soll am 19. Mai erinnert werden:
Hella Beer, Eißendorfer Straße 26, in Auschwitz, ermordet
– Isaac Boygen, Neue Straße 56, ermordet im besetzten Polen
– Marie Jeworek, Wetternstraße 6, ermordet am 24.1.1945
– Wilhelm Marquard, Wattenbergstraße 11, getötet am 29.10.1943 bei Rhodos
– Ester Sroka, Wilstorfer Straße 76, ermordet im besetzten Polen
– Moszek Sroka, Wilstorfer Straße 76, ermordet im besetzten Polen
– Max Stein, Lüneburger Straße 26, tot am 17.4.1937
– Mimi Weile, Bunatwiete 3, Flucht in den Tod am 18.12.1941.
