
„Ist schon denkwürdig“.
Abriss des Ortsamtes: SPD kritisiert CDU.
In der letzten RUF-Ausgabe wurde über einen CDU-Antrag berichtet, der sich gegen den Abriss der früheren Ortsamt-Immobilie zugunsten des Neubaus von Wohnungen am Neugrabener Markt aussprach.
Die SPD zeigt sich über das CDU-Ansinnen erstaunt. „Es scheint wohl die neue Strategie der CDU zu sein. Erst Porzellan zerschlagen und dann sollen andere für die Reparatur bezahlen“, wundert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath über die Idee der CDU, mehrere Gebäude am Neugrabener Markt einer Veränderungssperre unterziehen zu wollen – notfalls sogar mit der Denkmalschutz-Keule.
Als am 27. November 2018 die Bezirksversammlung tagte, sei es auf den Tag genau zwölf Jahre her gewesen, dass diese Gebäude aus Hamburger Besitz an die damalige DIC Hamburg Objekt 3 GmbH verkauft wurden. Der damalige CDU-Senat hätte den Verkauf von 52 Objekten aus städtischem Besitz für 194,5 Millionen Euro an insgesamt 18 Tochter-GmbHs verschiedener Gesellschaften der DIC Deutsche Immobilien Chancen-Gruppe umgesetzt. Schon vorher waren in zwei Tranchen rund 40 weitere Objekte für 815,5 Millionen Euro verkauft und danach folgten weitere Einzelverkäufe. Das spülte erst einmal reichlich Geld in die Kassen des Senats, doch das sei lange her. Im Anschluss wäre ein Großteil der Immobilien gleich wieder angemietet worden, denn irgendwo mussten die öffentlichen Einrichtungen auch bleiben. Die Liste der Verkäufe in Harburg wäre lang. Neben dem Neugrabener Markt seien auch Verwaltungsgebäude am Irrgarten, in der Buxtehuder Straße, am Harburger Rathausplatz 4 und 6, Harburger Ring 40, Hermann-Maul-Straße, Mengestraße und weitere Einzelgebäude von dem Verkauf betroffen gewesen, erinnert sich Heimath.
„Inzwischen sind Mietverträge ausgelaufen oder laufen bald aus. Die Dienststellen benötigen neue Räume, die erworben, gebaut oder angemietet werden müssen. Das zieht weitere Kosten nach sich. Und die neuen Eigentümer – viele Objekte haben zwischenzeitlich wieder neue Eigentümer – haben ihre eigenen Pläne mit den erworbenen Objekten. Die Dienststellen in Neugraben ziehen näher an den S-Bahnhof und sind dadurch für viele Menschen besser erreichbar“, erklärt der SPD-Fraktionsvorsitzende.
Am Neugrabener Markt solle Wohnraum entstehen. Auch das wird zu einer notwendigen Belebung des Zentrums beitragen. Doch nun kämen die Parteigänger der damaligen Verkäufer auf die Idee, dieses verhindern zu wollen. Dabei wollen sie zunächst, dass die Eigentümer daran nichts verändern und drohen sogar mit der Denkmalschutz-Keule und spekulieren über eine besondere städtebauliche Bedeutung des Gebäudekomplexes, teilt Heimath mit.
„Das ist nach dem Motto: ‚Wir sind uns selbst genug‘. Alles soll so bleiben, wie es ist und möglichst niemand neu zu uns kommen“, findet Heimath. „Allerdings wird dabei außer Acht gelassen, dass gerade das Neugrabener Zentrum eine Belebung gut gebrauchen kann. Normalerweise ist es ja nicht die Art der CDU, in das Eigentumsrecht einzugreifen, doch hier scheint es als Mittel zum Zweck gelegen kommen. Erst das Tafelsilber verscherbeln und dann dem neuen Eigentümer in der Benutzung zu behindern ist schon denkwürdig“, moniert Heimath.